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Eltern und Kinderfotos im Internet

Kinderfotos in sozialen Netzwerken – Wie gehen Eltern damit um?

Kinderfotos und das Internet: Das ist eine Kombination, die impulsive Emotionen hochkochen lässt – nicht nur bei Eltern.

Es ist schon ein paar Wochen her, da schrieb Romy aka snoopsmaus ihren Beitrag “Liebe Eltern im Social Web, wir müssen reden!”. Sie prangert darin den Umgang vieler Eltern mit den Bildern ihrer Kinder an, die diese auf Instagram, Facebook, Twitter und Co veröffentlichen.

“Ein Kind kann sich nicht wehren bzw. kann es noch nicht entscheiden, wann es fotografiert werden möchte und wann nicht. Ein Kind hat auch noch nicht die Medienkompetenz – und liebe Eltern, es ist eure Aufgabe, diese euren Kindern beizubringen! Also seid ein gutes Vorbild, bitte. – zu entscheiden, welche Fotos es von sich auf welchen Plattformen hochgeladen haben möchte. Ihr, liebe Eltern, seid also in der Verantwortung, mit den Rechten und Pflichten eurer Kinder behutsam umzugehen und als Vormund die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ihr seid diejenigen, denen der Schutz eures Kindes am Herzen liegen sollte. Verletzt also bitte nicht die Persönlichkeitsrechte eures Kindes!”

Ich bin Mutter zweier kleiner Kinder. Ich habe einen Facebook-Account, twittere und habe auch sonst einige Profile auf Social Media Plattformen. Mittlerweile gibt es sogar dieses Blog – das Chaos². Und genau hier, schreibe ich über meine Kinder und veröffentliche sogar Bilder von ihnen. Aber es liegt nicht nur daran, dass mir dieser Beitrag nicht aus dem Kopf geht. Das Thema ist einfach zu wichtig. Denn ja, Eltern sollten mit den Rechten ihrer Kinder sorgfältig umgehen. Eltern müssen Entscheidungen für ihre Kinder treffen, weil sie diese noch nicht alleine treffen können und sie sollten diese im Sinne ihrer Kinder treffen.

Kinderfotos im Internet: Darf man das?

Ich habe einige Elternblogger und auch die von Romy angesprochenen Kommunikationsberater gefragt, wie sie selber ganz konkret mit den Bildern ihrer Kinder umgehen. Veröffentlichen sie diese im Social Web? Wenn ja, wo ziehen sie die Grenzen und worauf achten sie dabei?

Ich habe nicht in allen Fällen Antwort erhalten, aber es ergibt sich auch so schon ein sehr gemischtes Bild. Und ich finde das gut so. Es gibt nicht den einen richtigen Weg!

“In sehr vielen Diskussionen zum Thema Privatsphäre gibt es leider nur ein dafür oder dagegen. Das finde ich sehr schade.” (Floyd Celluloyd)


Da der Beitrag recht umfangreich geworden ist, hier geht es zu:


Kinderbilder im Internet? Ja, nein oder doch vielleicht jein?

Ich unterscheide zwischen privat und Blog sehr genau

Ungefähr eine Woche nach der Geburt der Zwillinge habe ich tatsächlich Bilder von ihnen auf meinem privaten Facebook-Profil geteilt. Sie waren damals schon ganz analog in den örtlichen Zeitungen erschienen und zusätzlich auf deren Online-Präsenzen. Das Facebook-Posting für unsere Freunde entsprach einer Geburtsanzeige im Social Web. Seitdem gab es via Facebook für unsere Freunde eine handvoll Bilder unserer Kinder.

Und ja, es gab sogar öffentliche Bilder, denn Profil- und Titelbilder sind bei Facebook grundsätzlich öffentlich. Aber ich gehe generell sehr sparsam mit privaten Details auf Facebook und Co um und veröffentliche jeden Inhalt sehr gezielt für bestimmte Zielgruppen. Das bedeutet, ich unterscheide eh bei jedem Posting neu, ob dies öffentlich geteilt wird oder nur für meine Freunde oder sogar nur für ganz bestimmte Freunde.

Ein Sonderfall sind Bilder unserer Kinder auf der Seite einer befreundeten Fotografin. Sie durfte einzelne Ergebnisse eines Familien-Shootings veröffentlichen. Allerdings geschah dies ohne Nennung der Namen oder sonstigen Bezug zu uns und ich bezweifle stark, dass jemand außerhalb unseres Freundeskreises die Bilder zuordnen könnte.

Bilder auf dem Blog

Das Blog – Chaos² – ist wieder eine andere Geschichte und ich habe eine längere Zeit mit mir gerungen, überhaupt über das Leben mit den Zwillingen zu bloggen. Doch es gab soviel, was ich weitergeben wollte und so haben wir uns vor allem Gedanken über das WIE gemacht.

Ich veröffentliche hier, auf Twitter, Instagram und Facebook immer mal wieder Bilder von meinen Kindern. Jedes einzelne Bild suche ich sorgsam vorher aus und auf keinem der Bilder erkennt man wirklich viel. Meist sind die Bilder eher symbolisch und von den Zwillingen kann man vor allem den Rücken bewundern. Und ich verrate euch kein Geheimnis, wenn ich gestehe, dass Sonnenschein und Prinzessin in Wirklichkeit nicht einmal Sonnenschein und Prinzessin heißen. Ich habe mich für diesen Weg entschieden, weil meine Art zu bloggen mir nicht authentisch erschien ohne Bilder.

Ich verblogge aber keine Outfits und Tagebuch-Bloggen gibt es hier auch extrem selten und so komme ich ganz gut drum herum, meine Kinder komplett ins Rampenlicht zu zerren. Schließlich möchte ich auch nicht so sehr meine oder unsere Geschichte erzählen, sondern bunte Beiträge rund um das Thema “Leben mit Zwillingen” bieten und aufzeigen, dass man davor gar keine Angst haben muss.

Das ist meine Art, damit umzugehen, andere machen es aus guten Gründen anders.


Tanja, die Murmelmama, bloggt anonym

Tanja schrieb schon in ihrem ersten Beitrag hier auf Chaos²: “Aus persönlichen Gründen kommt für mich allerdings kein eigener Blog in Frage.” Ich habe ihr damals gern einen Platz als Dauergast in diesem Blog angeboten und konnte ihre Gründe absolut nachvollziehen, auch wenn ich das selber ganz anders handhabe. Für diesen Beitrag hat sie noch einmal genauer beschrieben, warum sie nicht unter vollem Namen selber bloggt:

„Warum ich meine Kinder (und auch mich) immer unkenntlich mache und warum ich nur anonym blogge!?!? Ganz einfach! Das Internet vergisst nichts… Ich schreibe größtenteils sehr, sehr persönlich. Über die Murmels und mich, aber auch über die Krankheit des Murmelpapas. Ich möchte nicht, dass meine Kinder eines Tages damit konfrontiert werden, dass ihr Vater schwer krank ist, dass ihre Mama zwischendurch auf dem Zahnfleisch geht.

Meine Kinder sollen selber irgendwann entscheiden, ob und in welcher Form sie Informationen und Bilder aus ihrem Leben teilen wollen. Für mich wäre es ein schwerwiegender Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte, wenn ich sie und ihr Leben „öffentlich“ machen würde! Ich kann selber entscheiden, was und wieviel ich von mir nach außen trage. Die Freiheit, das selbst zu entscheiden, möchte ich meinen Kindern nicht nehmen!“

Wie und auf welche Art die Murmelmama dann ihren Alltag mit den Zwillingen auch in Bildern mit euch teilt, könnt ihr bei ihren #12von12-Beiträgen sehen.


Karen geht mit den Fotos ihrer Kinder offen um

Karen Liller hat auf ihrem Blog frauliller Romy noch am gleichen Tag ausführlich geantwortet und offen beschrieben, warum sie Bilder ihrer Kinder auf dem Blog veröffentlicht. Ihre Kinder sind “ein Riesenbestandteil” ihres Lebens, denn sobald man Vater oder Mutter wird, sind die Kinder einfach nonstop präsent.

Es sei schwierig, ja sogar künstlich oder verkrampft, gar keine Fotos ihrer Kinder zu teilen. Wenn sie ihr Umfeld an ihrem Leben teilhaben lassen wolle, dann gehörten die Kinder (und Bilder von ihnen) zwingend dazu. Sie achte aber gleichwohl darauf, auf Klarnamen zu verzichten und verwendet Pseudonyme für die Kinder. Ganz sicher sei auch nicht jedes Kinderfoto gleich peinlich oder pornografisch, sondern meist einfach fotografierte Normalität.

“Je größer meine Kinder werden, desto weniger Fotos werde ich online von ihnen zeigen. Sind sie dann irgendwann in einem Alter, in dem sie das Internet begreifen können, werde ich mit ihnen besprechen, ob und welche Fotos ich posten darf und welche nicht. Wir Eltern werden mit ihnen die Möglichkeiten und Risiken der Selbstdarstellung im Internet besprechen, so dass sie nach und nach beginnen können, selbstbestimmt und aufgeklärt mit eigenen Fotos und Geschichten ihre  Story im Internet zu schreiben.”


Floyd hat seine Gedanken zum Thema auf Papaganda geteilt

Floyd Celluloyd bloggt auf Papaganda und hat so sein ganz eigenes AHA-Erlebnis gehabt und ein interessantes Gespräch mit seinem Kind verbloggt. Dieser Dialog hat ihn in seiner kritischen Haltung zu Kinderbildern im Social Web bestätigt.

“Ich weiß, dass Kind 1 und 2 im entsprechenden Alter ihre eigenen Entscheidungen treffen werden, ohne dass ich ihnen die Entscheidung bereits vorher abgenommen habe. In Zeiten, in denen Babys 5 Minuten nach der Geburt bereits auf Facebook zu bewundern sind, wäre ich nur ungern das Baby. Bei allem Verständnis für den Elternstolz werde ich die Entscheidung, wie öffentlich sie ihr Leben führen möchten, meinen Kindern überlassen.”

Auf meine Anfrage zum Beitrag, beschreibt Floyd seinen Umgang mit den Bildern seiner Kinder noch einmal ganz genau:

“Das Internet ist nicht schlecht. Es ist auch nicht böse. Es transportiert lediglich die Informationen, die wir bereit sind offenzulegen. Und um dem ganzen Schwarz und Weiss die benötigten Graustufen zu geben, schreibe ich noch kurz ein paar Punkte, die mir wichtig sind.[…]

1. Eigener Server bei einem Freund

Ich habe einen eigenen Server, der bei einem absolut vertrauenswürdigen Freund steht. Als die Kinder geboren wurden und in den ersten Monaten habe ich dort regelmäßig Fotos in ein passwortgeschütztes Verzeichnis gelegt, da meine Eltern mehr von den Kindern erfahren, sehen wollten. Und natürlich, weil sie bei der Entwicklung der Kinder nicht täglich vor Ort sein können 😉 Wie geht es Ihnen? Ist alles gut? Viele Fragen, die Großeltern bewegen.

Die Zugangsdaten zum Verzeichnis habe ich dann regelmässig erneuert. Witzigerweise hat sich das mit dem Verzeichnis irgendwann erledigt und wir packen inszwischen regelmässig einen ganzen Schwung Fotos auf eine externe Festplatte und schauen uns die Bilder im Familienkreis abends gemütlich an. Dann kopiere ich die Fotos auf den Rechner der Großeltern. Fertig. Die Abmachung mit den Großeltern lautet: die Fotos bleiben unter uns, werden nicht per Mail verschickt, nirgends ins Internet gestellt. Und ich spreche mit ihnen darüber, warum wir das eben nicht möchten.

Absolute Sicherheit kann auch für diese Lösung niemand garantieren, aber es sind aus meiner Sicht die Schritte, die man im digitalen Leben unternehmen kann, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Hört sich vielleicht etwas paranoid an, aber Geschichten aus dem Bekanntenkreis haben mich tatsächlich noch etwas mehr sensibilisiert.

2. Ich nutze keine Clouddienste

Total ineffizient, aber ich habe noch nie in meinem Leben etwas in der Cloud gespeichert. Nicht weil ich Angst hätte. Nö, bisher war einfach kein Bedarf da. Und das Prinzip ist ja immer das gleiche: gib den Menschen das Gefühl der Sicherheit, die wir in der Realität gar nicht leisten können. Soll heißen: nur weil da irgendwo mein Name und mein Verzeichnis liegt bedeutet das eben nicht, dass die Accounts nicht gehackt werden können.

3. Fotos im Blog

Habe ich schon gemacht. Aber nur Fotos, auf denen die Kinder nicht zu identifizieren sind, z.B. hier. Auch in Social Media Kanälen wie Twitter (Facebook nutze ich privat überhaupt nicht) zeige ich maximal einen Ausschnitt, also z.B. lackierte Fingernägel, Hände beim Kartenspielen, etc. Gesichter oder andere eindeutig dem Kind zuweisbare Motive poste ich nicht. Punkt.

WhatsApp? Nutze ich nicht. Diese ganzen Gruppen in denen Fotos gepostet werden, etc. Ich finde das tatsächlich etwas befremdlich.

4. Vermeintliche Anonymität

Bei Fotos und Artikeln/Geschichten ist es so, dass ich die realen Namen der Kinder nicht erwähne. Sie sind lediglich “Kind 1” und “Kind 2”. Das ist natürlich auch kein absoluter Schutz, aber mit Sicherheit eine weitere Hürde, sollte jemand doch mal auf dumme Gedanken kommen wollen.

Allgemein

Es gibt finde ich eindeutige Unterschiede im Umgang mit dem Veröffentlichen von Fotos. Die grundsätzliche Frage, die aber hinter allem steht, können nur Eltern für sich beantworten. Aufs Wesentliche runtergebrochen bleibt die Frage: Bekomme ich für meine Kinder mehr Likes als für mich? Diese Frage ist nur symbolisch gemeint. Dahinter stecken die Beweggründe von Eltern Fotos ihrer Kinder mit einer großen Anzahl an Menschen teilen zu wollen.

Was ist die Erwartungshaltung dahinter? Möchte man ein “Och, wie süß” oder ein Like oder was auch immer? Man ist auf der Suche nach Selbstbestätigung. Das finde ich sehr schwierig. Ich teile Fotos mit den engsten Freunden und der Familie, mache für die Kinder regelmässig Fotobücher mit den schönsten Motiven. Lachende, aber auch schreiende, wütende und trotzige Gesichtsausdrücke sind da dabei. So wie das Leben eines jeden Kindes eben manchmal ist. Das muss aber nicht jeder sehen.

Schlussfazit:

Eltern müssen und dürfen selbst entscheiden. Ich habe mir mal vorgestellt, wie es verlaufen wäre, wenn das Internet bereits existiert hätte, als ich noch ein Kind war. In oben verlinktem Artikel mit den Kinderfotos habe ich es so beschrieben:
“…Ich denke an meine Jugend in den Achtzigern zurück und wäre nicht wirklich erfreut, wenn ich heute Fotos von damals im Internet wiedersehen müsste. Fotos mit weitem Strickpullover und Socken über die Jeans gezogen und so. Jede Zeit hat ihre entsprechenden Verbrechen und nicht alles muss dokumentiert werden….””


Susanne veröffentlicht nicht nur regelmäßig ihr Wochenende in Bildern

Susanne schreibt auf geborgen-wachsen und bietet dort ganz bewusst regelmäßig Einblick in ihr Familienleben. Unter anderem hat sie die Initiative: Wochenende in Bildern ins Leben gerufen. Sie fordert andere Elternblogger auf, ebenfalls ihr Wochenende mit den Lesern zu teilen. (Da habe ich sogar mal mitgemacht.) So könne man den ganz unterschiedlichen Alltag in ganz unterschiedlichen Familien abbilden – am Besten gehe das in Bildern.

Eltern fänden im Netz so Vorbilder und Anregungen für ihren ganz eigenen Alltag, denn der Clan der Elternblogger bzw der Eltern im Netz ersetze heute in weiten Teilen die nicht mehr vorhandenen Dorfgemeinschaften, die den Eltern in früheren Zeiten Werte und Praktiken vermittelten, Vorbild im Umgang mit schwierigen Situationen waren und auch Erziehungsratgeber.

Ganz ausführlich hat Susanne über den Online-Elternclan und seine Bedeutung auf der re-publica 2014 gesprochen. Auf meine Anfrage hin, beschreibt sie noch einmal ganz detailliert, warum sie und ihr Mann sich für diesen offenen Umgang entschieden haben:

“Ich finde, Kinderbilder sind im Netz wichtig. Dabei möchte ich gleich einschränken: Bild ist nicht gleich Bild – natürlich muss man bestimmte Regeln beachten. Regeln, die wir alle auch bei anderen Menschen beachten sollten: Ich versetze mich hinein in das Kind und stelle keine beschämenden oder böswilligen Fotos ins Netz. Ich denke dabei auch immer: ist das so in Ordnung? Würde das für mich so in Ordnung sein? Wenn ich von meinen Freunden keine Unterwäschefotos ins Netz stelle, tue ich das von meinen Kindern natürlich auch nicht. Ebenso würde ich meinen Partner nicht auf der Toilette fotografieren und ins Netz stellen und so sind auch Töpfchenbilder tabu. Wenn ich zum Beispiel im Netz Bilder davon sehe, wie Kinder ihren Windelinhalt im Bett oder an Wänden verteilt haben, dann empfinde ich das als beschämend und nicht richtig.

Darüber hinaus denke ich jedoch, dass Kinderbilder im Netz wichtig sind. Familie im Netz ist wichtig. Ich habe schon einmal genau ausgeführt, wie wichtig es heutzutage ist, dass Eltern das Internet nutzen können, um sich auszutauschen, um sich zu vernetzen, um voneinander zu lernen. Über das Internet werden heute viele wichtige Dinge in Sachen Familie und Familienbildung transportiert, die wir leider in unserer Gesellschaft immer weniger finden.

Elternblos bieten Anhaltspunkte, Tipps, Hilfe im Alltag. Und zu ihnen gehört der Umgang mit Kindern und auch die Abbildung dessen. Gerade solch emotionale Themen wie Familienalltag lassen sich durch Fotos gut darstellen und machen das Familienleben transparenter. Tipps aus dem Alltag können manchmal nur durch Bilder transportiert werden: Welche Kleidung ist gut für Babys und Kinder? Spiel- und Bastelideen mit Kindern etc. All diese Dinge leben davon, dass sie anschaulich gemacht werden durch Bilder.

Nun kommt häufig das Argument, man müsse Kinder im Netz vor Pädophilen schützen. Hier ist erst einmal wieder wichtig, was ich bereits sagte: Ja, man stellt nicht jedes Bild ins Netz. Aber: Nein, man kann Kinder nicht schützen durch das nicht-posten von Bildern. Denn: Es sind nicht die Kinder oder Eltern Schuld an Übergriffen. Die Täter sind Täter und die Täter sind Schuld! Eine Argumentation, die darauf aufbaut zu behaupten, dass Eltern ihre Kinder vor Pädophile schützen müssen, indem sie Fotos vermeiden, spielt den Tätern direkt zu: Denn die Schuld wird hier vom eigentlich Schuldigen genommen.

Umkehr der Schuldfrage

Das ist in etwa so, wie wenn behauptet wird, Frauen seien an Vergewaltigungen schuld, wenn sie kurze Röcke tragen würden. Nein! Täter sind Schuld. Und es ist eine Frechheit, Eltern die große Last aufbürden zu wollen, ihre Kinder immer und überall vor möglichen Gefahren schützen zu müssen, wenn die eigentliche Arbeit sein sollte, daran zu arbeiten, dass solche Gefahren nicht bestehen. Würde denn tatsächlich ein Fall eintreten, dass ein Kind missbraucht wird, dessen Fotos im Internet sind, und sich Menschen dann hinstellen und sagen: ja, Eltern, da seid Ihr jetzt dran Schuld, weil ihr Bilder hochgeladen habt – was würde das für die Eltern bedeuten und für das Kind? Natürlich sind nicht sie es, die Schuld wären. Schuld ist ein Täter.

Was bedeutet das nun für den Alltag? Ja, Fotos von Kindern dürfen unter bestimmten Voraussetzungen ins Netz. Sind die Kinder größer – wie bei uns – können und sollten sie auch bewusst in die Auswahl und Besprechung dieser Thematik einbezogen werden. In vielen Social Media Bereichen kann man bestimmte Einstellungen treffen, wenn man Bilder reicht weit verbreiten möchte. Oder es gibt die Möglichkeit, die Privatsphäre zu schützen in der Art, wie die Fotos aufgenommen oder bearbeitet werden.

Es gibt wirklich viele, viele Möglichkeiten – aber keine davon muss bedeuten, dass Kinder aus dem Netz verbannt werden müssen. Denn die Auswirkungen dessen müssen wir auch berücksichtigen: was würde es gesellschaftlich bedeuten, wenn Kinder, die in der Gesellschaft mittlerweile sowieso schon nur einen Randplatz einnehmen und an vielen Stellen unerwünscht sind, nun auch aus dem Internet verbannt werden? Was würde das bedeuten in Hinblick auf die Wahrnehmung der Erwachsenen? Würde sich das negativ gesellschaftlich auswirken? Ich denke, ja.“


Christian verzichtet auf seinem Blog auf Kinderbilder

Christian leitet den Familienbetrieb und bloggt dort in der Regel ganz unbebildert und eher textlastig. Aber auch ihn habe ich gefragt, wie er den mit den Bildern seiner Kinder umgeht. Nicht nur auf seinem Blog, sondern auch ganz privat. Und er hat mir geantwortet:

“Beim Veröffentlichen von Bildern meiner Kinder im Internet bzw. Social Web trenne ich strikt zwischen privater und öffentlicher Nutzung von Social-Media-Kanälen:

In meinem privaten Facebook-Account poste ich Bilder von meinen Kindern. Diese sind aber ausschließlich für „Close Friends“ sichtbar. Da ist der Personenkreis relativ überschaubar. Dabei versuche ich, darauf zu achten, dass keine anderen Kinder mit abgebildet sind. Außer die Fotos sind von öffentlichen Veranstaltungen, bei denen alle Teilnehmer ihr Einverständnis gegeben haben, dass sie fotografiert werden dürfen. Oder es sind Kinder von Freunden, die ebenfalls in den Social-Media-Kanälen posten.

Auf meinem Blog und dem dazugehörigen Twitter- und Facebook-Account veröffentliche ich keine Bilder meiner Kinder. Höchstens mal von hinten beziehungsweise so, dass sie nicht erkennbar sind. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen haben die Kinder ein Recht auf ihre Privatsphäre. Nur weil ich mich mit meinem Blog exponiere, muss das nicht auch für sie gelten. Zum anderen sollen sie später, wenn sie selbst in den Social Media Kanälen aktiv sind, sensibel mit ihren eigenen Fotos umgehen und nicht alle möglichen Bilder von sich hochladen. Ihnen das zu vermitteln, wäre schwierig, wenn ich jetzt exzessiv Bilder von ihnen poste.


Thomas Hutter teilt Bilder seiner Kinder auf Facebook – mit Freunden

Thomas Hutter ist kein Elternblogger. 😉 Thomas ist einer der von Romy angesprochenen “Kommunikationsberater” (ehrlicherweise sei erwähnt, dass einige der hier im Beitrag zitierten Elternblogger im Berufsleben auch irgendwas mit Kommunikation machen) und bloggt über Social Media mit dem Schwerpunkt Facebook-Marketing. Und ich freue mich, auch seine Antworten hier veröffentlichen zu können:

“Meine Frau und ich haben das Thema „Kinder im Netz“ ausführlich miteinander diskutiert. Vorweg, wir sind beide in Facebook relativ aktiv und pflegen darin auch einen großen Freundeskreis. Wir haben für uns und unsere Kinder beschlossen, Fotos und Videos von unseren Kindern (aktuell 1 Jahr und 7 Monate und 4 Jahre und 9 Monate) zu publizieren. Voraussetzung dafür ist bei uns:

– die Kinder sind nicht nackt
– die Kinder werden nicht in peinlichen Situationen dargestellt
– die Kinder sind alleine und nicht mit anderen Kindern zusammen dargestellt, sind andere Kinder mit im Bild, wird zuerst bei den Eltern der anderen Kindern die Erlaubnis eingeholt
– die Bilder der Kinder werden nicht „öffentlich“ geteilt (Ausnahme Titelbilder vom Facebook Profil)

Warum haben wir uns dazu entschlossen?

Wir leben in einem anderen Zeitabschnitt als beispielsweise noch unsere Eltern, entsprechend wachsen unsere Kinder in einer digitalisierten Welt auf und werden mit diesem Themen auch ganz anders umgehen, als wir damit umgehen. Wir versuchen unseren Kindern früh Medienkompetenz zu vermitteln und mit dem Thema „öffentliches Leben“ umzugehen.

Wir respektieren andere Eltern, die ihre Kinder mit Berufung auf die Privatsphäre und „die Entscheidung soll einmal beim Kind liegen“ nicht publizieren, nehmen uns aber das Recht heraus, im Sinne des Gesetztes, Entscheidungen für unsere Kinder zu treffen – wie wir das in vielen anderen Bereichen ebenfalls bereits machen, mit der Gefahr im Rücken, dass das Kind später anders entschieden hätte.

Bei vielen Diskussionen zu Kinderbildern im Netz wird immer wieder das Thema „Schutz vor Pädophilen“ vorhergeschoben. Ich persönlich sehe diese Gefahr nicht so drastisch, einerseits gab es diese Problematik schon immer, auch vor dem Internet und vor den sozialen Netzwerken und andererseits ist diese Problematik auch ausserhalb des Internets vorhanden, unabhängig davon, ob Bilder im Netz sind oder nicht. Durch das Einhalten der Punkte „keine Nacktbilder“ ist hier meiner Ansicht nach die wichtigste Vorkehrung bereits getroffen.”


Warum ist diese Diskussion überhaupt so wichtig?

Es gibt also auch unter den Elternbloggern und Kommunikationsberatern eine sehr große Bandbreite zwischen Schwarz und Weiß, zwischen “Kinderbilder haben im Netz nichts verloren” und “Kinderbilder gehören zum Alltag (auch im Netz) dazu.” Ich möchte mir an dieser Stelle nicht nur nicht anmaßen, darüber zu urteilen, wer recht haben könnte, sondern ganz klar behaupten: Es gibt viele richtige Wege, damit umzugehen. (Und einige klare NoGos) Jeder muss für sich den richtigen finden, aber diese Entscheidung sollte man sehr bewusst treffen, denn:

“Romy hat an vielen Stellen sicher Recht. Natürlich sind wir mit unserer Mediennutzung Vorbild für unsere Kinder. Ich habe als Mutter die Pflicht, verantwortungsbewusst mit Fotos meiner Kinder umzugehen und Entscheidungen zu fällen, die meinen Kindern nicht schaden.” (frauliller)

Um das zu können, braucht es allerdings zwei ganz essentielle Dinge:

  • Die Eltern müssen sich ihrer Verantwortung auch in diesem Lebensbereich bewusst sein und um mögliche Gefahren/Risiken wissen. Nur so können sie eine informierte Entscheidung für sich und ihre Kinder treffen. Dazu muss diese Thematik immer wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden und es braucht ganz zwingend eine offene und vorurteilsfreie Diskussion! Mit Vorwürfen alleine wird man wenig erreichen.
    Ich habe versucht an dieser Stelle dazu einen kleinen Teil beizutragen.
  • Die Eltern müssen wissen, wie die einzelnen Social Media Kanäle genutzt werden können und vor allem: Wo verstecken sich die Privatsphäre-Einstellungen? Nur wenn ich weiß, wie ich diese verwende, kann ich bewusst Bilder nicht-öffentlich bzw für einen kleinen Kreis teilen.
    Und damit komme ich zu einem kleinen Abriss zum Thema:

Privatsphäre und Social Media – extrem kurz gefasst

Instagram und Twitter kann man praktischerweise sehr kurz abhandeln. Entweder ihr veröffentlicht alles grundsätzlich öffentlich oder ihr schützt eure Accounts und teilt die Inhalte/Bilder nur mit Abonnenten/Followern, die ihr selber vorher zugelassen habt. Bei Instagram findet ihr diese Option unter Profil bearbeiten. Dort könnt ihr eure Beiträge auf privat stellen. Bei Twitter findet ihr dies unter Einstellungen > Sicherheit und Datenschutz. Dort könnt ihr eure Tweets schützen.

Generell lässt Twitter dort noch weitere Feinheiten zu, aber die sind in diesem Zusammenhang nicht so relevant, denn sie betreffen nicht die generelle Sichtbarkeit eurer Fotos. Zusätzlich erlauben beide Dienste direkte Nachrichten, die nur der Empfänger sehen kann.

Facebook ganz privat

Facebook ist vermutlich das soziale Netzwerk mit den meisten aktiven Eltern. Hier sind die Privatsphäre-Einstellungen deutlich komplexer. Facebook an dieser Stelle komplett zu erklären, würde den Rahmen des Beitrags sprengen. Aber ich versuche mich an einem kurzen Überblick und verweise auf einige gute Beiträge fähiger Leute, die das alles schon einmal für euch zusammengefasst haben.

Die Basics zum Thema findet ihr hier bei Facebook. Zusätzlich hilft seit einiger Zeit der Facebook-Dino ein wenig sich zurechtzufinden. Ihr findet ihn oben rechts in der Leiste. Annette Schwindts detaillierte Erklärung zu diesen vereinfachten Privatsphäre-Einstellungen finde ich persönlich sehr gelungen.

Die Einstellungen zur Privatsphäre sind ganz grundsätzlich hier versteckt.

Ein paar einfacheTipps:
  • Bei jedem Status-Update (also auch bei Fotos) könnt ihr auswählen, für wen ihr den Beitrag veröffentlicht bzw wer ihn sehen darf. Als Grundeinstellung sollte man dann direkt “Freunde” wählen. Facebook bietet aber auch per Drop-Down die Vorauswahl “Freunde ohne Bekannte” oder eure Freundeslisten an. Wenn ihr diese pflegt und Freunde in Listen sortiert, könnt ihr auf diese Art auch ganz bequem Bilder eurer Kinder nur mit ganz engen Freunden teilen. Wie das genau geht, hat Thomas Hutter bereits ausführlich beschrieben. Bei Schwindt PR findet ihr zudem eine einfache Beschreibung, wie ihr die Zielgruppe noch genauer einschränken könnt und sogar einzelne Freunde herausnehmen könnt.
  • Profil- und Titelbilder sind grundsätzlich öffentlich und für jeden sichtbar! Ihr könnt aber bei alten Titelbildern die Sichtbarkeit einschränken – wie bei allen bisher veröffentlichten Bildern:
  • Alben und einzelne Fotos haben dieses kleine Symbol rechts, mit dem man ganz einfach die Zielgruppe für Bilder und Alben verändern kann. Annette Schwindt hat dies bereits für Titelbilder sehr genau beschrieben. Für alle anderen Bilder klappt das genauso gut.
  • Aufgepasst bei Markierungen von Freunden! Wenn ihr auf den Fotos oder in euren Beiträgen Personen markiert, dann erweitert ihr automatisch das Publikum für euren Beitrag. Durch jede Markierung sehen nicht nur eure Freunde das Foto, sondern auch alle Freunde der markierten Person!

Grundsätzlich gilt immer, dass ihr die Gefahr der Öffentlichkeit nie ganz bannen könnt. Ihr könnt eure Accounts noch so gut mit Passwörtern schützen, die ihr regelmäßig wechselt und eure Bilder nur an ganz kleine und sorgsam ausgewählte Freundeskreise verteilen, deswegen wählt jedes Bild mit Bedacht aus. Einmal im Netz kann es schnell aus eurer Kontrolle geraten und dann solltet ihr euch als Eltern wenigstens sicher sein, dass dieses Bild das Kind nicht bloßstellt.

Einen weiteren sehr informativen Beitrag, der sich ganz explizit auf das Veröffentlichen und Teilen von Kinderbildern bezieht, findet ihr bei Mama Notes.


Wünsch dir was!

Wir haben kurz vor Weihnachten und auch ich habe meine Wünsche. Ich würde mir wünschen, dass dieses Thema weiter diskutiert wird. Dass ihr fleißig diesen Beitrag kommentiert, auf euren Blogs das Thema aufgreift oder auch einfach nur befreundete Eltern auf die möglichen Probleme ansprecht! Ich danke allen hier im Beitrag Zitierten, dass ihr mir eure Wege mit diesem Thema umzugehen beschrieben habt. Danke an Karen, Murmelmama, Susanne, Thomas, Christian und Floyd!

Dieses Thema verdient Öffentlichkeit und es verdient eine Diskussion ohne die üblichen polemischen Vorwürfe.

Eure Kerstin

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