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#nopegida – Meine eigene kleine Flüchtlingsgeschichte!

Die liebe @mittsommar hat sowohl auf ihrem Blog als auch auf Twitter viel zum Thema #pegida bzw. #nopegida, Fremdenfeindlichkeit und den Reaktionen dazu geschrieben bzw. zusammengetragen.

Sie hat so verdammt recht!!!

Ich habe mich diesbezüglich eher auf’s Teilen und Kommentieren beschränkt. Nicht, weil ich es unwichtig oder übertrieben oder ähnliches finde… ganz im Gegenteil! WUT… ich muss mich schwer zügeln, dass dies hier nicht nur ein Beitrag gefüllt mit Verbalentgleisungen wird! Mich macht das alles soooooooo wütend, fassungslos…

Ich befürchte, dass Wut eher noch Wasser auf den Mühlen derer ist, die sich mit ihrer offen zur Schau getragen Fremdenfeindlichkeit im Recht fühlen.

Ich habe mir zwar keinen „roten Faden“ zurechtgelegt, aber ich habe mir zwei vielleicht auch drei Schwerpunkte überlegt, auf die mich hier konzentrieren möchte. Ich hoffe, es gelingt mir. Eins ist sicher, ich werde den Beitrag x-fach lesen, bevor er veröffentlicht wird. Vielleicht werde ich auch noch eine Nacht darüber schlafen.

Heute möchte ich Euch „meine eigene Flüchtlingsgeschichte“ erzählen:

Wir sind selber eine Nation von Flüchtlingen!

Dreht die Zeit in diesem Land mal ca. 70/75 Jahre zurück. Wie viele Menschen mussten innerhalb Deutschlands fliehen? Schaut Euch die Generation Eurer Eltern und/oder Großeltern an.  Wer von ihnen ist während oder nach dem Krieg geflohen? Haben sie freiwillig ihre Heimat verlassen? Waren nicht viel mehr Hunger, Krieg und Vertreibung der Grund?

Meine Großeltern hatten einen eigenen Hof in Pommern, im heutigen Polen. Meine Großmutter ist mit 6 Kindern vor der Roten Armee geflohen und war froh und dankbar in Niedersachsen eine Anstellung als Magd auf einen Bauernhof zu kriegen. Kein Mensch flieht FREIWILLIG mit 6 Kindern. Meine Mutter war noch keine zwei Jahre alt. Keine Bäuerin wird FREIWILLIG Magd. Und dennoch hatte meine Großmutter Glück und war dankbar. Ihre Kinder haben alle überlebt. Sie konnte ihre Kinder vorm Verhungern bewahren.  Wisst Ihr, wer meiner Großmutter bei der Flucht geholfen hat? Der polnische Zwangsarbeiter, der in den letzten Kriegsjahren auf ihrem Hof untergebracht war. Ich bin diesem Mann dankbar. Er hat meiner Oma und meiner Mama – somit auch mir – das Leben gerettet.

Ende der 50er Jahren ist meine Großmutter – stammend aus dem protestantischen Pommern – vom protestantischen  Niedersachsen in das katholische Münsterland umgezogen. Meine Mutter erzählt heute noch gerne, dass ihre Mutter sie gebeten hat, ihr einen Katholiken zu zeigen. Sie hatte noch nie zuvor bewusst einen Katholiken gesehen. Sie wusste nicht, ob „die“ vielleicht anders aussehen. Sie bekam dann später auch ein paar katholische Schwiegersöhne, u. a. meinen Papa.

Die Familie meiner Schwiegermutter stammt übrigens aus Ostpreußen.

Mein Papa musste im Krieg nicht fliehen! Dennoch wurde auch die Familie meines Vaters im und nach dem Krieg mehrfach zwangsumgesiedelt und hat für ein paar Jahre das Elternhaus verloren. Und dennoch ist auch mein Vater dankbar. Mein Vater wurde von den alliierten Suppenküchen ernährt und das so gut, dass er für seine Schwestern und seine Mutter noch Essen mit nach Hause nehmen konnte.

Zwei Geschichten, 70 Jahre und jünger! Was sind 70 Jahre in der Geschichte unserer Welt?

Für ein weiteres Kapitel in der deutschen Flüchtlingsgeschichte müssen wir die Zeit gar nicht so weit zurück drehen. Wie viele Menschen sind aus der DDR geflohen? Wie viele Menschen haben nach dem Mauerfall ihre ostdeutsche Heimat verlassen? Wie viele davon sind freiwillig und ohne Grund gegangen? Wie viele haben bei der Flucht aus der DDR ihr Leben riskiert und teilweise sogar verloren?

In jeder Familie, in jedem Umfeld wird es Menschen mit einer Flüchtlingsgeschichte geben…

Wer sind wir also, dass wir bzw. ein Teil von uns der Meinung ist, sich über Menschen auf der Flucht zu erheben und über sie zu richten?

Niemand nimmt die Strapazen, den Horror, die Gefahr einer Flucht auf sich, wenn er nicht wirklich WICHTIGE OFT LEBENSBEDROLICHE GRÜNDE dafür hat.

Der Pfarrer, der meine Oma beerdigt hat, sprach von Wanderung! Eine Flucht ist keine Wanderung! Noch heute macht mich diese „Trauerrede“ so wahnsinnig wütend! Die vermeintliche Wanderung schilderte meine Oma so, dass Menschen, die unterwegs gestorben sind, in Teppiche gewickelt und am Wegesrand zurück gelassen wurden. Kinder kamen in Kisten und Koffer. Es war Winter, die Erde hart gefroren. Jemanden schnell beerdigen daher nicht möglich. Hinter ihnen war die Rote Armee…

Warum schauen so verdammt viele Menschen schweigend zu, wenn in unserem Land gegen Flüchtlinge, gegen Menschen in Not auf die Straße gegangen wird? Auch dies ist eine Form der Unterstützung. Schweigen bedeutet Zustimmung!

Und deshalb #NOPEGIDA

In meinen Augen habt Ihr jeglichen Rest von Anstand und Menschlichkeit verloren – sofern Ihr sowas jemals hattet! Ihr solltet Euch alle in Grund und Boden schämen!

Da bereits dieser erste Punkt wieder weitaus umfangreicher ist, als ich vermutet hatte, werde ich mich einem zweiten angekündigten Schwerpunkt in den nächsten Tagen in einem eigenen Beitrag widmen.

Zwei Fragen möchte ich zum Abschluss noch stellen:

Gibt es in Euren Familien Flüchtlingsgeschichten? Haben die Flüchtlinge aus Euren Familien Hilfe und Unterstützung erhalten?

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