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Zwillingsschwangerschaft

Von den Bahnreisen einer unheimlich attraktiven Frau mit dickem Bauch – Meine Zwillingsschwangerschaft 3/5

Vor langer, langer Zeit hatte ich angefangen, mein analoges Tagebuch für euch abzutippen. Und dann? Dann kam ich wochenlang nicht dazu weiter zu schreiben, um es schließlich zu vergessen. Aber so halb ist ja auch doof. Also wo waren wir stehen geblieben?

Ich habe unter karibischer Sonne und auf eiskalten Gletschern mit der Schwangerschaftsübelkeit gekämpft, habe versucht den perfekten Kinderwagen zu finden und am Ende konnte ich es nicht mehr abwarten zum Arzt zu dürfen. Und genau da setzen wir nun wieder an:

Zwillingsschwangerschaft
Fotografie: Mareen Meyer

Ein schöner Rücken kann verzücken

Ich bin mittlerweile in der 16. Schwangerschaftswoche und melde uns für einen Geburtsvorbereitungskurs an. Das gehört sich so, dass man sich unterrichten lässt, wie die Kinder so auf die Welt kommen. Der werdende Zwillingspapa hat ein wenig Sorge, dass er peinliche Übungen über sich ergehen lassen muss, aber er beugt sich (wie immer) meinem Wunsch.

Beim vorgezogenen Arzttermin erkenne ich exakt gar nichts. Solange aber der Arzt etwas erkennt, ist ja alles super. Der meint, man sähe die beiden munter nebeneinander planschen; gleich groß, gleich schwer, alles ganz wunderbar. Ich bin erleichtert. Das habe ich in meiner kurzen Karriere als Zwillingsschwangere schon gelernt: Es ist ganz wichtig, dass die Würmchen grob gleich groß sind und vor allem gleichmäßig beide zunehmen.

Ein Zwilling hält zudem den Zeitpunkt gekommen, sich zu outen: ein kleines Mädchen. Der andere Zwilling zeigt uns einen wunderschönen Rücken. Wir bekommen ein Mädchen und einen Rücken! Besser geht es doch gar nicht.

Während ich abends in der Küche ganz klischeehaft in den Kochtöpfen rühre, holt der werdende Zwillingspapa das Familienbuch raus. Da war doch eine Liste mit Vornamen drin?

Am Küchentisch geht er Seite für Seite, Spalte für Spalte, Namen für Namen durch und ich kann mich kaum zwischen Irmgard und Dörte, Hilde und Candy entscheiden. Mein Traumann notiert ganz euphorisch erste Ideen, um sie später wieder nacheinander durchzustreichen, zu ergänzen und wieder zu verwerfen. Ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass Prinzessin am Ende gar keinen Namen von diesem Zettel bekam.

Übel ist mir nun nicht mehr, dafür zwickt es überall. Der Rücken schmerzt, der Bauch spannt. Treppen sind auf einmal eine wirklich anstrengende Geschichte. Ich denke besser nicht darüber nach, wie lange so eine Schwangerschaft noch dauert.

Worüber ich allerdings nun nachdenken muss: Umstandsmode… Selbst die weitesten Jeans geben trotz Haargummi-Upgrade auf. Mein Bauchumfang nähert sich den 100cm und ich gehe shoppen. Unfassbares Gefühl auf einmal wieder Hosen zu tragen, die an den Beinen vernünftig sitzen und nicht am Bauch drücken! Ich fühle mich großartig und wunderhübsch. Ich habe zwar deutlich mehr Gewicht drauf als noch vor 16 Wochen, aber von hinten sieht man kaum, dass ich schwanger bin.

Von Rolltreppen und Aufzügen…

Ich habe quasi eine Traum-Schwangerschafts-Figur und trage stolz die Röhren-Umstands-Jeans auf hohen Haken, um zu einem Geschäftstermin quer durch die Republik zu reisen. Das klappt dann theoretisch auch ganz gut, bis ich mich kurz vor dem Ziel in einer deutschen Millionenstadt mit der S-Bahn konfrontiert sehe. Grob drei Etagen habe ich zwischen ICE und S-Bahn mit Treppen zu überwinden. Ich und mein kleines Köfferchen machen uns an den Abstieg. Die Aufzüge sind ausgefallen, die Rolltreppen darf man nur in die Gegenrichtung verwenden. Als ich unten auf dem S-Bahn-Steig stehe, schmerzt mein Bauch höllisch. Ich ahne, was passiert, wenn ich mich zu sehr anstrenge. Treppen und Koffer sind keine tolle Kombination. Und ich muss diesen Höhenunterschied heute noch mindestens drei Mal schaffen. Autsch. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es schmerzt schon sehr.

Ich habe Glück. Meine „Umstände“ sind trotz Wintermantel nicht zu übersehen. Und so stehe ich noch unschlüssig vor den Treppen am Zielbahnhof, als mir schon ein junger Mann freundlich anbietet, den Koffer runter zu tragen. Es gibt nette Menschen auf diesem Planeten! So eine Reise ist echt ein Klacks!

Auf dem Rückweg stehe ich vor den Treppen, die zur Bahn hoch über der Straße führen. In drei Etappen. Aufzug und Rolltreppen sind ausgefallen. An mir rauscht der Feierabendzug der Pendler vorbei. Ich stehe im Weg. Zögernd. Noch einmal so Schmerzen?

Acht Leute spreche ich an. „Entschuldigung, würden Sie evtl…“ Nur eine bleibt überhaupt stehen, um mir dann mitzuteilen, dass sie Rücken habe und mein Laptop-Köfferchen von der Größe eines Beauty-Cases nicht hochtragen könne. Ich gehe die Treppen alleine hoch. Eine Pause alle drei Stufen. Bedingt durch den unerheblichen Hormonpegel mit stetigen Wuttränen in den Augen. Ich brauche 15 Minuten, um auf dem Bahnsteig anzukommen. Außer Atem, mit Schmerzen und verheult. Keiner blieb stehen und auch jetzt rennt die Großstadt an mir vorbei zur Bahn. Es war wohl doch eine dämliche Idee von mir, noch alleine solche Termine wahrzunehmen? Nein, das will ich nicht wahrhaben!

Wenigstens schaffe ich es am Hauptbahnhof einen freundlichen Anzugträger zu überzeugen, mir den Koffer Richtung Gleis zu tragen. Denn man ahnt es: die Rolltreppen…

Ich werde zu Hause nichts davon erzählen. Ich will weiter arbeiten! Ich will arbeiten!!! Und diese Reisen gehören zum Arbeiten dazu. Ich bin doch gerade einmal in der 16. Schwangerschaftswoche.

Der Tritt mit dem Zaunpfahl

Kurz darauf melden sie die Zwerge erstmals deutlich bei ihrer wunderhübschen und mordsmäßig attraktiven Mama. Wir sind da! Wir können dich stupsen! Ich bin schwer begeistert und es dauert noch knapp zwei Wochen, bis auch der zukünftige Zwillingspapa das erste Mal einen Stupser erhaschen kann. Sie sind da! Was ein tolles Gefühl.

Vom Arzt bekomme ich eine dringende Ansage, mich zu schonen. Jetzt kann man Angestellten Beschäftigungsverbote auch in Teilzeit aussprechen, aber bei selbstständigen Dickköpfen wie mir ist das schwieriger. Er kennt aber wohl alle Tricks und hat mich schließlich mit dem stichhaltigen Argument, wenn ich mich jetzt nicht schonen würde und deutlich weniger machen würde, dann würde ich bald zwangsläufig geschont werden – stationär. Das sitzt.

Ich fahre nur noch einmal zu einem dieser Termine und bin so brav, dass ich vom Bahnsteig weg ein Taxi order. Zurück nehme ich sogar den angebotenen Geleitschutz bis zum Bahnsteig an. Irgendwie hat mich das letzte Mal dann schon geprägt. Es wird die letzte lange Bahnfahrt gewesen sein, denn mittlerweile fällt mir langes Sitzen schwer. Ich werde bald bekloppt auf den drei Stunden Heimfahrt und die Zwerge rebellieren im Bauch, weil sie offensichtlich die unbequeme Position im Zug doof finden.

In der 20. Schwangerschaftswoche dürfen wir zum Baby-Fernsehen. Die zukünftigen Eltern lernen ihre Zwillinge hochauflösend und in 3D kennen. Man erkennt tatsächlich mehr als auf dem kleinen Gerät meines Frauenarztes, aber das kann auch an dem riesigen Flachbildschirm liegen, den man ihr in der Klinik für dieses Entertainment angeschafft hat. Der Rücken entpuppt sich als kleiner Kerl und hat offiziell die Position des führenden Zwillings inne. Die wird er auch die ganze Schwangerschaft über nicht abgeben, soviel sei verraten. Seine Schwester klemmt rechts oben unter Mamas Rippen und ist ebenso wie ihr Bruder quietschfidel.

Es ist Mitte März. In Deutschland liegt Schnee und es ist eiskalt. Der Winter will in diesem Jahr kein Ende finden. Und der wunderhübsche Frau mit der Traum-Schwangerschafts-Figur geht langsam die Puste aus.


So geht es weiter…

Schwanger mit zweieiigen Zwillingen. Meine Geschichte in fünf Teilen erzählt. #zwillingsschwangerschaft #schwagerschaftsbericht #zwillinge
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