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Vereinbarkeit: Wie ich alles schaffe und am Ende doch nicht allen gerecht werden kann. #worklifefamily

Ich war immer der felsenfesten Überzeugung, ich kann alles und schaffe alles, wenn ich es nur genug will, wenn ich mich nur genug bemühe. Ich war so naiv…

Heute liegt vor meinen Füßen eine gescheiterte Ehe und die Frage, wie hätte ich das verhindern können? Vermutlich gar nicht, da mein Mann psychisch krank ist. Aber das ist eine andere Geschichte…

Heute oder eigentlich schon seit 2,5 Jahren (räumliche Trennung vom kranken Mann) bin ich alleinerziehend mit 3-jährigen Zwillingen. Nebenbei haben wir eine große Wohnung mit Garten, ein vermietetes Haus (Umzug wg. Kita-Plätzen), einen Kater und einen Fulltime-Job. Vereinbarkeit ist somit aktuell das alles überlagernde Thema.

Wie sieht für mich Vereinbarkeit aus?

Grundsätzlich läuft unser Leben – mal besser mal schlechter, aber es läuft! Theoretisch ist es mir nicht möglich, Vollzeit zu arbeiten. Die Murmels sind zwar in der Kita und dies auch 100 % der Öffnungszeiten und dennoch reicht es nicht. Je nach Verkehrslage habe ich einen Arbeitsweg von ca. 30 -45 Minuten (meist letzteres, da ich zu den absoluten Stoßzeiten fahre). Im Büro kann ich lediglich von ca. 8.00 bis 15.15 Uhr arbeiten. Die Mittagspause wird mir immer abgezogen, ob ich sie nutze oder nicht. Ich habe das große Glück, einen Arbeitgeber zu haben, für den „Vereinbarkeit“ mehr als nur ein Wort ist. Als Ergänzung zu meinem normalen Arbeitsvertrag, habe ich einen Telearbeitsvertrag, der es mir ermöglicht, im vereinbarten Rahmen von zu Hause zu arbeiten, um meine Stunden dennoch voll zu kriegen und um meine Arbeit zu schaffen. Mein Job ist anstrengend und anspruchsvoll und ich bin dankbar ihn zu haben.

Es war immer klar, dass ich Vollzeit arbeiten werde. Das hat verschiedene Gründe: Ich liebe meine Arbeit und identifiziere mich auch sehr stark darüber. Dadurch, dass ich immer viel und gerne gearbeitet und gelernt habe, habe ich das große Glück auch ein verhältnismäßig gutes Einkommen zu haben. Ich bringe netto jeden Monat über 1.000 € mehr nach Hause als der Murmelpapa – daher hatte es einfach auch wirtschaftliche Gründe. Vom Einkommen meines Mannes hätten wir nicht leben können.

Trotz meiner Ausbildungen, meiner Leistungen und einer bald 20-jährigen Unternehmenszugehörigkeit merke ich deutliche Veränderungen mir gegenüber als Mitarbeiterin, seit ich Mutter bin. Dennoch muss ich auch hier sagen, dass ich Glück habe! Ich musste keine Sekunde ernsthaft um meinen Job bangen, auch nicht als ich alleinerziehend wurde.

Wie sieht unser Alltag aus?

Mein Wecker klingelt jeden Morgen um 5 Uhr. Bevor der Trubel losgeht, mag ich gerne erstmal in Ruhe einen Kaffee trinken und duschen. Ich mag nicht schon gestresst in den Tag starten. Bis ca. 5.30 Uhr bin ich also mit mir beschäftigt! Dann geht es los: Brotboxen, noch ein bisschen was liegen gebliebenes vom Vorabend erledigen, vielleicht noch mal Wäsche aufhängen oder waschen. Nach Kaffee 2.0 um ca. 6.15 Uhr werden dann die Murmels geweckt. Wir haben dann noch ein wenig Zeit um in Ruhe wach zu werden. Besonders der Murmeljunge mag morgens gerne erst noch etwas kuscheln. Kakao, waschen, anziehen. Frühstücken möchten die Beiden erst in der Kita. Im Moment finde ich es noch ok, da sie sich in der Kita sofort an den Frühstückstisch setzen. Wenn sie in die Schule kommen, werden dies wohl ändern müssen.

Je nachdem wie gut es morgens läuft, verlassen wir gegen 7.05 Uhr das Haus. Die Kita öffnet um 7.15 Uhr ihre Türen. Wenn wir auf dem Parkplatz direkt Kita-Freunde treffen, ist alles ganz einfach und schnell und ich habe die Chance pünktlich auf der Arbeit zu sein. Ab und an (zum Glück selten) ist es aber dann doch morgens schwer… dann mag sich einer von beiden nicht von der Mama trennen oder einer ist so müde, dass er/sie nur rumnölt… Also kommt Mama mal wieder zu spät zur Arbeit.

Da mir meine Mittagspause eh abgezogen wird, mache ich sie auch ab und an. Dann erledige ich schnell ein paar Einkäufe, um nicht mit 2 müden Murmels nach der Kita noch durch die Geschäfte hetzen zum müssen.
Egal wie mein Schreibtisch oder mein Terminkalender aussieht, um 15.15 Uhr muss ich meinen Bleistift fallen lassen und mit wehenden Fahnen das Büro verlassen. Wenn der Verkehr mitspielt, kann ich unterwegs noch fix frische Sachen einkaufen, die ich nicht den ganzen Tag im Auto oder Büro liegen haben möchte. Wenn der Verkehr mir nicht wohlgesonnen ist, fahre ich direkt durch zur Kita.

Gegen 16.30 Uhr sind wir dann zu Hause.

Wir leben zum Glück so, dass die Murmels bei uns auch jetzt schon alleine flitzen können. Wenn das Wetter mitspielt, schließe ich den Garten auf und die beiden können Oma und Opa oder die Beste besuchen, Fahrrad fahren, Kreide malen oder sonst was… Im Garten stehen Schaukel, Rutsche und Sandkasten.

An solchen Tagen kann ich dann schon mal schnell was in der Wohnung machen oder gar den Rechner anschmeißen und vom Esstisch aus weiterarbeiten. Das sind die Tage an denen alles einfach ist.

Leider sind diese Tage die Ausnahme. Oft sind die beiden müde und nörgelig. D. h. Mama muss immer anwesend sein: bespaßen, Streit schlichten, trösten und pusten… Hinsetzen für Mama verboten. Irgendwas ist immer – Hunger, Durst, Toilette, Fahrradhelm, Aua… Auch Mama ist mittlerweile müde.

Zwischen 18.30 und 19.30 Uhr läuft unser Abendprogramm – also Abendbrot, Abendwäsche, lesen, kuscheln, singen und seit neustem „vom Meer erzählen“. Bis vor kurzem war gegen 20.00 Uhr Ruhe… bei den Kindern.

Da war es noch vergleichsweise einfach – Wohnzimmer, Küche, durchsaugen, Wäsche anstellen und dann an den Schreibtisch, um gegen 23.00 Uhr todmüde umzufallen.

Aktuell sind die Kinder abends nicht kaputt zu kriegen und turnen oft bis 21.00 oder 22.00 Uhr noch rum. Irgendwann ist dann auch das Ende meiner Geduld erreicht, es warten nämlich noch Haushalt und Home Office und eigentlich fühle ich mich, als könnte ich die Augen nicht mehr aufhalten.

Wann habe ich eigentlich meine letzte warme Mahlzeit gehabt? Ich weiß es nicht mehr. Ich glaube Samstag. Heute ist Freitag.

Die Murmels essen unter der Woche in der Kita warm. Abends gibt es bei uns Butterbrote. Ich mach mir bzw. möchte mir dann später noch was Warmes machen.

Wann habe ich das letzte Mal IN RUHE auf dem Sofa gesessen und gelesen? Wann habe ich das letzte Mal ALLEINE Freunde getroffen?

Wer bin ich und was will ich?

Ich liebe meine Kinder, ich freue mich über jede Minute mit ihnen – denn ich bin Mama mit Leib und Seele! Böse Zungen nennen mich Glucke, andere sagen Löwen-Mama!

Ich bin die Mama, die immer ein schlechtes Gewissen hat; die, die immer müde ist.

Ich bin die, die zeitweise Angst, in ihrem eigenen Leben nicht mehr zu existieren. Natürlich tue ich Dinge, die für mich wichtig sind. Aber alles irgendwie immer nur schnell schnell nebenbei.

Ich funktioniere und das immer. Ich darf nicht krank werden und wenn doch maximal zwischen 8.00 und 16.00 Uhr und auch dann bitte nicht ganz, weil bestimmt noch Wäsche gewaschen werden muss oder das Bad unbedingt mal einen Putzlappen sehen will.

Obwohl ich den Anspruch auf möglichst hohen Perfektionismus schon lange abgelegt habe, habe ich dennoch das Gefühl, dass alles immer nicht genug ist. Weder bei den Kinder, noch in der Wohnung oder auf der Arbeit. Ich selber stehe immer hinten an, weil „ich muss noch dieses oder jenes!“ und irgendwas wird immer liegen bleiben.

Ich rede mir fleißig ein, es wird besser oder leichter, wenn sie größer sind… aber wenn ich mich in meiner Twitter-Timeline umschaue oder Elternblogs lese, piksen die Zweifel immer doller.

Mittlerweile hege ich starke Zweifel daran, dass Vereinbarkeit langfristig funktioniert… und dabei ist es so wahnsinnig wichtig, dass es funktioniert! Was wären den meine Alternativen?

Ich habe Angst, vor dem Morgen, an dem ich wach werde und weiß, dass ich das Tempo der letzten 2,5 Jahre keine Minute länger leisten kann. Ich habe Angst, als Mutter, Frau, Tochter, Arbeitnehmerin, Mensch zu versagen. Ich habe Angst, dass mir die Puste ausgeht. Ich habe Angst, in meinem eigenen Leben unterzugehen… und das obwohl ich alles habe!

Ich habe 2 wundervolle Kinder; ich bin (noch) verheiratet mit dem Mann, den ich liebe; ich habe einen tollen Job; ich habe eine schöne große Wohnung mit Garten … ich habe alles und gleichzeitig das Gefühl nichts mehr zu haben.
Ich will nach wie vor Vereinbarkeit leben! Ich will Zeit mit und für meine Kinder! Ich will arbeiten und damit wirtschaftlich unabhängig sein! Ich will schlafen… schlafen bis zum wach werden, ausgeschlafen, voller Energie. 🙂

Was ich nicht will!

  • Ich will mich nicht dafür rechtfertigen müssen, dass ich Kinder habe.
  • Ich will mich nicht dafür rechtfertigen müssen, dass meine Kinder auch mal krank sind.
  • Ich will mich nicht dafür rechtfertigen müssen, dass Kinder auch laut sind.
  • Ich will mir keine blöden Kommentare über Kinder und Vereinbarkeit anhören.
  • Ich will nicht, dass Kinder als Belastung oder Ballast angesehen werden.

Was ich mir wünsche!

  • Ich wünsche mir, dass Kinder in diesem Land wieder akzeptiert werden und erwünscht sind.
  • Ich wünsche mir, dass Vereinbarkeit auch real möglich gemacht wird, ohne dass sich die Eltern dabei „verheizen“.
  • Ich wünsche mir ZEIT! Zeit, für meine Kinder, für meinen Job, für meine Familie, meine Wohnung, für mich!

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade über das Gewissen von Eltern und Vereinbarkeit #worklifefamily der lieben A-Lu.

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