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NEIN! – Das mit der Erziehung ist kompliziert

Andrea von Runzelfüßchen hat die Tage über das Wort geschrieben, dass Eltern ab dem zweiten Lebenshalbjahr ihrer Kinder nahezu verfolgt: “NEIN” Eltern verwenden es (inflationär) und Kinder nehmen es schon früh in ihren Wortschatz auf. Der Umgang mit diesem simplen Wort ist nicht einfach. Genau deswegen, hat sie es zum Gegenstand einer Blogparade gemacht, bei der auch ich mich berufen fühle, einen kleinen Beitrag zu schreiben.

Das erste Wort

Ich hatte ja schon bei den Zwillingen echt Sorge, dass ihr erstes echtes erkennbares Wort “Nein” lauten würde. Sobald sie mobil wurden, krabbelten und sich hochzogen, habe ich es quasi in Dauerschleife verwendet. “Nein, nicht in der Steckdosen rumpuhlen.” “Nein, nicht ständig auf die Heizungsrohre kloppen.” “Nein, Blumenerde kann man eigentlich nicht unbedingt essen.” “Nein, die Stereoanlage ist kein Spielzeug.” “Nein, nicht …”

Man mag sich kaum selbst zuhören und ich brauche mich da gar nicht sonderlich bemühen, mich an diese Zeit zurück zu erinnern, denn ich höre mich derzeit genauso an. “Nein, Krümel, nicht die Fernbedienung anlutschen.” “Nein, nicht die Treppen hochkrabbeln.” “Nein, nicht die Puzzleteile aufessen.” “Nein, nicht die Lampe runterreißen.” Nein, nein, nein…

Kinder entdecken die Welt und ihre Eltern fangen an, Nein zu sagen. Sie setzen Grenzen. Sie müssen Grenzen setzen. Auch der Krümel muss vor Gefahren geschützt werden und  das ein oder andere Verbot lernen. Er will in die Spülmaschine hinein klettern und an den Knöpfen vom Herd drehen. Er will gerne seinen Geschwistern die Treppen hoch folgen und alles irgendwie greifbare in den Mund nehmen. Manches davon ist gefährlich, giftig, unappetitlich oder einfach nur nach der gründlich Bearbeitung durch  Babyspeichel und Mini-Zähne unbrauchbar. Die Zwillinge möchten aus verständlichen Gründen halt auch nicht, dass ihr kleiner Bruder die geliebten Bücher auffuttert.

Also sage ich “Nein”. Viel zu oft. Es nervt. Aber da muss ich durch und der Krümel auch. Ich sehe zu diesem Nein und den Grenzen auf Krümels ersten Entdeckungsreisen keine echte Alternativen. Ja, ich lasse ihn entdecken und ausprobieren. Die Treppen darf er hoch, wenn ich dahinter bin. Was abwaschbar und speichelresisent ist, darf er auch gerne ansabbern und durchkauen. Er hat auch schon Sand probiert, auf Muscheln gekaut und an Heizungsrohren gelutscht. Aber “Nein” lässt sich derzeit nicht nur nicht vermeiden, es wird dröhnt von morgens bis abends fürchterlich nervig auf Repeat durchs Haus.

Willensstarke Kleinkinder

Die Zwillinge sind da schon wesentlich weiter. Bei ihnen drückt sich Neugierde nun vorwiegend durch ein dauerndes “Warum?” aus. Die Dinge werden nicht mehr abgelutscht, sondern erfragt. Kann auch anstrengend sein, aber ermöglicht ein bei weitem abwechslungsreicheres Vokabular meinerseits.

“Nein” muss ich immer noch sagen, aber ich versuche es stark einzuschränken. Sonnenschein und Prinzessin wollen nun fast alles allein machen und allein bestimmen. Das sollen sie auch durchaus. In dem Rahmen, den sie überschauen können.Sie sollen selber “Nein” sagen dürfen, wenn sie etwas nicht wollen.

Aber das mit dem Wollen ist nicht so einfach. Ich schrieb schon einiges über unsere doppelte Kleinkindpubertät. Das kann manchmal verdammt anstrengend sein. Für Kinder und Eltern. Ich habe mir angewöhnt, nur Kämpfe zu kämpfen, die ich kämpfen muss. Ich beschränke mein “Nein” auf die Dinge, die ich für absolut unumgänglich halte.

Das sind die Verbote, die die Kinder schützen. “Nein, du rennst nicht (allein) auf die Straße.” Aber auch Dinge wie “Nein, jetzt sehen wir kein Fernsehen, auch wenn du das willst.” Einige Grenzen kann man gut erklären. “Du darfst nicht mit Stöcken schlagen, weil du damit jemand anderem weh tun kannst.” Andere müssen ohne größere Begründung hingenommen werden. “Nein, du darfst dich nicht den ganzen Tag von Eis und Schokolade ernähren.”

Nein, ich will nicht.

Genauso, wie die Zwillinge hin und wieder Dinge wollen, die sie nicht dürfen. Wollen sie auch oft genug Dinge nicht, die sie unserer Meinung nach sollten. Da sind wir sogar vermutlich recht strenge Eltern. Es gibt vieles, was halt sein muss: Zähne putzen, Hände waschen, beim Aufräumen helfen, eine Regenjacke anziehen, sich im Auto anschnallen, am Tisch sitzen beim Mittagessen, die Gummistiefel im Haus ausziehen,… Aber das sind alles Regeln, die wir selber auch einhalten und versuchen vorzuleben.

Ich finde es wundervoll, dass meine Kinder ihren eigenen Willen haben. Ich möchte, dass sie ihre Wünsche äußern können. Ich wünsche mir, dass sie ihr Leben in vielen Dingen selbst mitgestalten können. Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir als Eltern ihren Willen respektieren. Ebenso müssen sie verstehen lernen, dass ihre Geschwister oder auch Eltern möglicherweise etwas anderes wollen als sie selber. Und dass es (unterschiedliche) Regeln gibt. Einige (die meisten derzeit bestehenden) sind unumstößlich, egal was sie sich wünschen würden. Andere sind weichere Regeln, die auch hin und wieder Ausnahmen zulassen oder über die man (später umso mehr) reden kann. Die Sache mit dem Essen am Tisch muss man ja auch nicht zu päpstlich sehen. 😉

Zwillinge fahren Laufrad

Ein funktionierendes System

An dieser Stelle hätte der Beitrag vorbei sein können, aber dann wollte ich doch noch erklären, warum meine Kinder eine Regenjacke anziehen müssen, wenn es regnet. Auch wenn sie es gerade nicht wollen:

Ja, ich finde es gut, wenn Kinder auch mal die eigene Erfahrung machen dürfen, dass Mamas Idee eine Regenjacke anzuziehen, wenn es schüttet, gar nicht so völlig abwegig war. Aber diese Erfahrungen lasse ich sie nicht immer jeden Tag aufs Neue mehrfach machen, da manches mit zwei oder drei so erfahrungshungrigen Kindern einfach meine eigenen Grenzen an Improvisationstalent sprengen würde.

Wenn der Sonnenschein morgens ein pinkes Kleid anziehen will, dann darf er das. Mir fällt kein Grund ein, warum ein zweijähriger Junge kein pinkfarbenes Kleid anziehen dürfte, wenn ich ein passendes im Schrank habe. Habe ich zufällig. Derzeit will er nur Fußballsachen anziehen. Solange ein Trikot oder ein aus seiner Sicht zur Fußballkleidung gehöriges Kleidungsstück im Schrank ist, kann er das machen.

Aber er rennt nicht bei Regen in Sandalen und T-Shirt raus. Manchmal müssen zwei oder drei kleine Kinder in einer Familie eventuell eher funktionieren nach den Regeln spielen als ein Einzelkind. Denn der Weg es selber auszuprobieren und zu testen, sich zu irren und doch dann von Mama die trockene Wechselkleidung übergezogen zu bekommen kostet der Mama Energie und Geduld. Bei jedem einzelnen Kind. Das sind endliche Ressourcen.

Mein Wille den Kindern ihre eigenen Erfahrungen zu lassen und auch mein Wille zur Improvisation ist durchaus groß, aber er hat Grenzen. Ich kann nicht unendlich machen lassen und improvisieren, weil es am Ende für uns alle passen muss und ich am Ende des Tages noch genug Energie und Langmut für den Abend mit drei sehr kleinen Kindern übrig haben muss.

Ich bin täglich aufs neue schwer bemüht, die rechte Balance zu finden zwischen “Lass sie mal ihr eigenes Ding machen.” und dem “Am Ende müssen wir als Familie unser gemeinsames Ding machen (können).” Das gelingt mir an manchen Tagen ganz gut (wie ich finde) und an anderen Tagen scheitere ich damit grandios. Aber das ist ok, denn ich kann es ja am nächsten Tag wieder besser machen.

Eure Kerstin

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