Header des neuen Familienblogs nach Relaunch

Perfekte Familienidylle oder wie wir die Kinderbetten umbauten

Die Frage nach der Authentizität in Bildern und Blogs taucht ja immer wieder im Netz auf. Zeigen Familienblogs das reale Familienleben oder nur durch gestylte, inszenierte Scheinwelten, die unrealistische Erwartungshaltungen generieren?

Letzte Woche gab es in meiner virtuellen Filterblase einige Texte, die sich zum Teil am Rande und zum Teil hauptsächlich mit der Frage beschäftigten. Gelesen habe ich davon drei. (Es mögen mehr gewesen sein.) Und bei allen drei habe ich genickt wie ein Wackeldackel (obwohl sie gar nicht alle zum gleichen Schluss kommen) und deswegen möchte ich sie ganz kurz hier anreissen:

Ein Fotoalbum der glücklichen Momente

Wir sind so glücklich wie auf Instagram schreibt Anja von guten Eltern, die ganz klar feststellt, dass auf Instagram die schönen Bilder der glücklichen Momente landen – wie  eben auch in unseren privaten Fotoalben vorwiegend unsere Herzensmomente verewigt werden und nicht das Foto vom überfälligen Abwasch.

Und wenn ich den Spielplatzmoment, das leckere Eis oder einfach die schönen Blumen auf Instagram oder fürs private Fotoalbum festhalte, dann tue ich das, weil ich es wirklich schön finde und glücklich darüber bin, hier und jetzt und meist zusammen mit lieben Menschen sein zu dürfen.

Die Illusion vom perfekten Familienalltag

Paricia von dasnuf schreibt über die Neu-Mama-Falle und dass eine unsichere Mama auf der Suche nach Rat (und Vorbildern) zum Beispiel in Internetforen auf eine einfache Frage, sicher von zwei anderen Müttern drei unterschiedliche Antworten erhalten wird. Die frühen Elternblogs seien da eine Alternative gewesen:

Sie haben ihren Alltag beschrieben und plötzlich gab es nicht nur Solidarität sondern lebenstaugliche Handlungsalternativen.

Aber das war einmal. Heute seien die meisten Familieblogs durchgestylt und optimiert. Sie zeigen eine Scheinwelt, die bei Neu-Mamas unrealistische Erwartungshaltungen weckten, dass es eben genauso sein müsse. Im Optimalfall.

Denn plötzlich ist das Internet voll von wunderschön gedeckten Tischen, es ist immer Zeit für ein bisschen Deko. Die Wohnungen sind stets aufgeräumt. Die Kinder sauber und gekämmt. Die Mütter geschminkt und schlank. Sie haben abends sogar Zeit auszugehen und sich mit den Freundinnen zu fotografieren, wie sie mit einem Glas Aperol Spritz anstoßen, während ihre Zwillinge artig durchschlafen.

Meine Filterblase bestimme ich

Sophie von BerlinFreckles meint ganz einfach “Erfreue dich an deiner Filterblase oder lasse sie platzen!” Denn was ich auf Instagram, Twitter, im Feedreader oder auf Facebook zu sehen bekomme, habe ich ja am Ende selbst ausgesucht. Ich wähle die Blogs oder die Accounts aus, denen ich folge. Wenn es mir zu viel inszenierte Scheinwelten sind, dann kann ich diesen Accounts entfolgen und mir andere suchen.

Sophie sucht aber wohl gerade auch auf Instagram eher das Schöne, Zerstreuung und Inspiration. Deswegen springt sie auch mal selber morgens früh auf dem Arbeitsweg vom Drahtesel, um auf dem Grünstreifen ein Bild des herrlich blühenden Mohns zu knipsen.

Ich erfreue mich tatsächlich lieber an den schillernden Seifenblasen, den schönen Fotos. Die sind entspannend und nicht so anstrengend fürs Auge. Alltag habe ich schließlich selbst genug.

Mein eigener unperfekter Mix

Ich selbst mag auf Instagram zum Beispiel den bunten Mix. Mir läuft bei das Wasser im Mund zusammen, wenn ich sehe, was so einige Foodblogger da an Essen auftischen. Ich hätte nie die Zeit sowas zu zaubern oder gar anzurichten. Vor allem hätte ich keine Geduld es zu fotografieren, bevor ich mich darauf stürze, aber ich sehe es mir gerne an. Ich blätter auch gerne in Kochzeitschriften. 😉

Ich hole mir durchaus bei einigen Interior-Bloggern Anregungen für Dekoration, auch wenn man bei uns kaum etwas hinstellen kann, ohne dass es von einem Ball zerschossen wird oder von einer sabbrigen kleinen Babyhand vom Tisch gerissen wird. Ich sehe mir sowas gerne an.

Genauso wie Bastelideen der DIY-Fraktion und Nähwerke anderer Mütter (habe noch keine nähenden Väter auf Instagram entdeckt), die mir Inspiration für eigene Werke geben, die ich dann niemals umsetze aus Zeitmangel. Dazwischen gehören die bunten Alltagseindrücke anderer Familien(blogger), die mit jedem Foto einen klitzekleinen Einblick in ihr Leben geben.

Das Chaos-Blog selbst ist auch nur ein Teil unseres Alltags. Es bildet niemals unser ganzes Familienleben ab. Den Anspruch habe ich auch gar nicht. Das wäre mir zu privat.

Bei uns gibt es auch nicht jedes Wochenende ein Wochenende in Bildern, denn manchmal vergesse ich einfach, Bilder zu knipsen. Oder ich bin am Sonntagabend zu müde, lustlos oder beschäftigt, um einen Blogpost zu schreiben. Da will ich mich gar nicht unter Druck setzen, unbedingt bloggen zu müssen. Ich genieße die Wochenenden mit meiner Familie, wenn dabei Bilder abfallen für ein #WIB, dann ist das super. Wenn nicht, dann nicht.

Manchmal sind Wochenenden nicht fotogen

Dieses Wochenende gab es keine Bilder. Ich fotografiere für euch ja auch gerne mal unsere Wäscheberge, es lag also nicht daran, dass wir keine schillernden Ausflüge unternommen haben. Ich war am Samstagvormittag schlicht nicht in der Lage zu fotografieren. Irgendwie war unsere Nacht (wie so viele Nächte davor) so schlaflos, dass der Traummann und ich extrem verkatert durch den Tag schlichen. Wir haben es bis zum Abend nicht geschafft, dass alle fünf Familienmitglieder ordnungsgemäß angezogen gewesen wären.

An Bilder habe ich nicht gedacht. Bis ich die grandiose Idee hatte, die Betten der Zwillinge umzubauen. Dieser Gedanke entsprang nicht dem Wunsch nach Optimierung. Wir mussten einfach irgendwann irgendwas tun, das man mit viel Kreativität den beiden Kleinkindern des Haushalts noch als Programmpunkt verkaufen kann. Andernfalls drohten sie vor Langeweile uns die Hütte abzureissen.

Ich hatte schon einmal bessere Ideen. Denn als mein Bruder und der Traummann den Umbau in Angriff nahmen, sah das Ergebnis irgendwie sehr falsch aus. Also zumindest sah es absolut nicht so aus, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Betten erschienen mir viel zu hoch! Sie schwankten instabil vor sich hin und überhaupt konnte da nur etwas völlig verkehrt gelaufen sein. Ich hatte großartige Laune und bezichtigte die schraubenden Herren der fehlerhaften Montage.

pinolino kinderbetten

Fieberhaft wurde im Netz nach Anleitungen und Fotos gesucht. Aber das Ergebnis war wohl tatsächlich ernst gemeint! Ich begann auf die unfähigen Designer des Herstellers zu schimpfen, die sich sowas ausgedacht hatten. (Innerlich verfluchte ich mich, dass ich da wohl nicht genau genug damals ausgesucht hatte. Aber das gebe ich nicht zu. Niemals! Das erfährt von mir keiner!) Das Lattenrost schloss mit der oberen Kante ab, sodass die Matratze so hoch zu liegen kam, dass selbst der Sturzschutz vom Möbelschweden nicht mehr wirklich schützen konnte.

Ich fluchte und schimpfte, forderte den sofortigen Rückbau, wollte direkt neue Betten kaufen und hatte grandiose Laune. Der erwachsene Rest der Familie mit mir. Die Kinder fanden das Werkzeug glücklicherweise wesentlich interessanter als die Laune Erziehungsberichtigen und ließen sich vom Spiel auf dem Abenteuerspielplatz nicht abhalten. Der Krümel stürzte sich todesmutige kopfüber aus dem noch nicht umgebauten Gitterbett seiner Schwester und riskierte somit eine blutige, dicke Lippe.

Am Ende rettete der Traummann (er ist halt ein Traummann) mit einigen zusätzlichen Bohrlöchern und Verstärkungen die Situation und die Betten. Er legte das Lattenrost einfach tiefer und schaffte es irgendwie die Betten stabil zu bekommen. Bilder habe ich davon dann aber keine mehr gemacht. Ich hatte genug von dem Tag und war einfach nur froh, dass am Ende wieder Frieden herrschte und jedes Familienmitglied in seinem Bett schlummern konnte. Außer meiner Wenigkeit. Ich schlug mir die Nacht gemeinsam mit den Eckzähnen des Krümelchens um die Ohren. Aber das ist eine andere Geschichte.

Unsere kleine perfekte Welt

Übrigens trinke ich wahnsinnig gerne Aperol Spritz, falls mich jemand dazu einladen möchte. 😉 Unsere Zwillinge schliefen auch mit eineinhalb Jahren noch überhaupt so gar nicht durch und ihr kleiner Bruder hält uns derzeit im Alleingang nachts wach. Ich habe keine super Figur und trage manchmal noch mittags meinen Nachtpolter, bin aber oft geschminkt. Unser Haus ist nicht nur auf Fotos in der Regel ziemlich sauber und aufgeräumt, denn ich bin eine unfassbar anstrengende Ordnungsfetischistin. Mit drei meiner vier Mitbewohner habe ich regelmäßig wortgewaltige Meinungsverschiedenheiten. Mit dem jüngsten kann man leider noch nicht streiten. Das Chaos-Blog ist unsere kleine virtuelle Spielwiese und nur ein kleiner Teil der unheimlich vielfältigen Welt der Familienblogger. Kein sonderlich hipper oder stylischer Teil, aber meiner. <3 Ihr seid hier herzlich als meine Gäste willkommen. Macht es euch gemütlich!

Eure Kerstin


P.S.: Man sagte mir, dass ich auch dringend etwas ändern müsse und lifestyliger sein müsse, wenn ich das Blog kommerzialisieren wolle. 😉 Aber dann wäre es nicht mehr das Chaos-Blog und wäre nicht mehr der authentische Rahmen, in denen Firmen ja angeblich so gerne präsentiert werden wollen würden. Deswegen gehe ich zwar hin und wieder Kooperationen ein, aber die müssen zum Blog passen und nicht anders herum.

 

 

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