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Geständnisse einer Super-Mutti

Kennt ihr die Super-Muttis?

Diesen Club elitärer Mütter, die quasi unantastbar und durch nichts aus der Ruhe zu bringen sind? Perfekt gestylte Frauen, die ihre Wunderkinder lächelnd durchs Leben begleiten, immer alles wissen und stets alles richtig machen?

Kennt ihr Mommy-Wars?

Diesen Zickenkrieg unter Müttern, dieses Besserwissen, Bessersein und abschätzende Bewerten des Gegenübers? Dieser unterschwellige und manchmal auch offen ausgetragene Streit um die richtigen Lebenskonzepte, Mütterrollen, Erziehungsstile und Familienmodelle?

Nicht? Schön für euch! Wirklich!

Mir war das auch fremd. Super-Muttis gibt es in meinem Umfeld nicht. Mag die ein oder andere wahnsinnig tolle Frau und Mutter in meinem Bekanntenkreis sein, aber niemand, der in dieses Klischee-Bild passen würde. Mommy-Wars waren mir immer unbekannt und der Begriff schien mir einzig in Medien, nicht aber in der Realität zu existieren.

Eines Tages… die Sache mit den Schuppen

Da begab es sich eines Tages, dass ich Herzmutters Klagen über das Leben im Schatten der Super-Muttis las. Beim Lesen des Beitrags fühlte ich mich unwohl, irgendwie diffus betroffen. In mir der Drang, diese nun wirklich unsymphatischen Damen aus Herzmutters Beitrag zu verteidigen. Warum nur?

Ich habe es fix verdrängt.

Tage später treffen wir eine Bekannte – Mutter eines gleichalten Kindes. Nennen wir sie mal Hildegard. Man freut sich, plaudert, tauscht Höflichkeiten aus und erkundigt sich nach den Kindern. Alles ganz normal und furchtbar nett. Zu Hause muss ich mich dann der Frage meines Gewissens (mein Gewissen ist 186cm groß, trägt Drei-Tage-Bart und Schuhgröße 46) stellen:

“Musste das eben wirklich sein?” – “Was?” – “Dass du Hildegard das alles so unter die Nase gerieben hast! Hast du nicht ihr Gesicht dabei gesehen?” – Ich bin verwirrt. Völlig. “Was habe ich gerieben?” – “Dass unsere Kinder Puky fahren, malen, musizieren, der Sonnenschein soviel spricht… Ihr Gesicht ist total entgleist!”

Aaaaalsoooo: Ich wurde konkret gefragt, wie es bei uns mit der Tagesmutter läuft und habe naiv plaudernd so ähnlich geantwortet wie vor Kurzem hier. Ich bin eben immer noch fasziniert, dass die Tagesmutter mir jeden Tag neue Fähigkeiten meiner Kinder präsentiert, die ich nicht einmal bemerkt hätte. Ich erinnere mich, dass ich gesagt habe: “Ich käme doch gar nicht auf die Idee, mit den beiden jetzt schon zu malen/musizieren/…” Angekommen ist wohl laut Mann: “Meine Kinder können…”

Und das genau gegenüber der Hilde! Oh wei! Hilde ist etwas unsicher und gehört zum Ratgeber fressenden Teil der Mütterschaft. Leider klappt wohl nichts wie in den Ratgebern beschrieben und laufen kann die Tochter immer noch nicht (mit 15 Monaten nun wirklich auch noch nicht ungewöhnlich). Sonnenschein und Prinzessin gehören zur fixen Sorte und mindestens einer der beiden kann irgendwas immer wahnsinnig früh.

Es ist nicht alles gold, was glänzt

Stunde um Stunde sackte das Gespräch mehr bei mir und lies mich nicht mehr los. Es machte sich eine Erkenntnis breit, die mich ziemlich verstörte. Ich backe keine Dinkelkekse oder kleide meine Kinder in eigenhändig genähte Bio-Baumwoll-Kollektionen. Aber vielleicht bin ich doch eine ätzende Pseudo-Super-Mutti? Ich höre seit der Geburt meiner Kinder ständig: “Wie schaffst du das nur…

  • …immer so frisch auszusehen? Sogar Lippenstift hast du aufgetragen!”
  • …nebenbei noch eine Krabbeldecke zu nähen?”
  • …dass es bei dir immer so ordentlich aussieht?”
  • …4 Sorten Weihnachtsplätzchen zu backen?”
  • …auch noch Schals und Mützen zu stricken/häkeln?”
  • …nebenbei auch noch zu arbeiten?
  • …mit Zwillingen? Ich komme mit einem schon an meine Grenzen!”
  • …immer so gelassen zu sein?”

Im Nachhinein, wenn ich diese Phrasen zusammenfasse… Verdammte scheiße! Bin ich das? Nein!

Nein, ich bin keine Super-Mutti. Defintiv nicht! Aber an meiner Außenwirkung müsste ich dringend mal arbeiten. Ich bin da schlicht total naiv und diese Fragen verwundern mich immer, Schulterzucken ist meine Standard-Antwort. Ich finde das selber halt gar nicht verwunderlich. Ich versuche ja nicht perfekt zu sein. Übrigens ins letzteres wahrscheinlich exakt der Grund dafür, dass ich tatsächlich eine sehr entspannte und gelassene Mutter bin.

Kinder sind perfekt. Jedes einzelne Kind ist perfekt so wie es ist.

Perfekte Eltern gibt es nicht. Es gibt nur liebende Eltern, die ihren Kindern geben, was sie geben können und für sie da sind. Die ihre Kinder so perfekt sein lassen, wie sie sind.

Daran versuche ich mich zu halten und klammer mich an kein Ideal. Ich verteile keine Ratschläge, wenn man mich nicht danach fragt. Ich fühle mich darin auch völlig untalentiert. Ich habe keine Ratgeberliteratur gelesen und erst spät Begriffe wie “Ferbern” und “Attechment-Parenting” kennengelernt. Mir war das fremd und wir hatten damals uns einfach dazu entschieden, dass wir das schon so schaffen werden. Einfach mit Bauchgefühl. Erziehung ohne einen Begriff oder Plan dafür zu haben.

Übrigens:

  • Ich trage Make-Up auf und frisiere mich morgens, weil ich mich sonst unwohl fühle. Lippenstift lenkt dabei hervorragend von Augenringen ab!
    Bei uns ist es meist relativ ordentlich, weil mich Unordnung wahnsinnig nervös macht. Dieser Aufräumfetisch stresst aber ehrlich gesagt.
  • Ich backe halt gerne und es entspannt mich. Ab und an gönne ich mir solchen Luxus, wenn mein Mann auf die Kinder aufpasst. Andere gehen dafür zum Sport.
  • Ich habe nur diese blöde Krabbeldecke genäht! Die Kinder lagen noch 80% des Tages pupsend und schlafend in ihrer Wiege. Da war das kein Kunsstück. Die Jersey-Stoffe für die Mützen hat irgendwann Schwiegermutter mitgenommen, weil ich monatelang nicht dazu kam, die Mützen tatsächlich zu nähen.
  • Fernsehen ist mir zu langweilig, deswegen stricke und häkel ich auf dem Sofa abends ab und an.
  • Ohne Arbeit würde ich durchdrehen und ziemlich unzufrieden sein. Die Unzufriedenheit wäre vermutlich anstrengender und belastender als der ganze organisatorische Kram bei der Vereinbarkeit.
  • Man wächst mit seinen Aufgaben. Ich kenne es ja nicht anders und ich bin sicher, die allermeisten Einlingsmütter würden das auch packen, wenn sie müssten. Und es dann ganz normal finden.

Ich habe das Glück zwei gesunde und vergleichsweise pflegeleichte Kinder zu haben. Zusätzlich bin ich sehr stressresitent. That’s all!
Und dass meine Zwerge diverse Entwicklungsschritte recht früh machen, fasziniert mich selber. Habe ich aber nichts mit zu tun.

Also gibt es sie wirklich diese Mommy-Wars?

Im Zuge dieser Selbsterkenntnis fielen mir aber auch viele andere Gespräche wieder ein, bei denen ich nun selber gar keine Rolle gespielt habe. Tatsache, auch bei mir im direkten Umfeld gibt es Mommy-Wars. Es sind keine wirklichen Kriege, aber es sind diese Spitzen:

  • “Du gibst dem Kleinen Butterkekse? Zucker? Unter drei Jahren bekommt Erwin von mir garantiert keinen Zucker.”
  • “Lauflernwagen sind ganz schlecht für die Entwicklung. Sicher läuft Emma deswegen noch nicht frei.”
  • “Unverantwortlich, dass du deine Kinder allein die Treppen steigen lässt. Was könnte da alles passieren?!”

Denkt mal drüber nach!

Und jetzt? Was mach ich nun mit meiner Erkenntnis?

Nichts großartig. Ich bleibe, wie ich bin, denn das ist schon ok so.
Ich hoffe aber, dass ich etwas sensibler in dieser Thematik geworden bin und werde mich beim Smalltalk defensiver verhalten.

Und ich blogge darüber, damit vielleicht noch jemand die Chance hat, sich Selbst zu erkennen oder vielleicht zu verstehen, dass hinter Super-Muttis Fassade auch nicht alles glänzt und sie vielleicht selber gar nicht glänzen will.

Ich schließe mit den Worten der Frischen Brise:

“Ich lebe mein Leben, andere Menschen ihr Leben. In meinem Alltag mit anderen Müttern ist Platz für ehrliche Gespräche, für eine Umarmung, ein Nicken, eine kleine Aufmerksamkeit, Unterstützung bei der Kinderbetreeung oder ein Rat auf Nachfrage. Eben solche Dinge, die Verbundenheit stiften statt Distanz. Ernst gemeinte Anteilnahme ist das schönste Geschenk, das wir uns untereinander machen können.”

Eure Kerstin


 Update 28.09.2014

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