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Das Leben mit Zwillingen

Zwillinge: Was soll man dazu sagen?

Da habe ich vor ein paar Tagen ein Bullshit-Bingo veröffentlicht mit den bei Zwillingseltern beliebten bekannten Sprüchen am Kinderwagen und die Resonanz bringt mich dazu einem weiteren Beitrag zu tippen. Mein zugegeben etwas flapsiger Beitrag löste eine Vielzahl von Kommentaren auf Facebook und Twitter aus. Von Seiten der anderen Zwillingseltern könnte man fast alles auf ein “genauso” bzw “alle schon gehört” zusammenfassen. Aber es gab auch die berechtigte Frage:

“Was darf man denn dann überhaupt noch zu Zwillingen sagen?”

Tja… Dann versuchen wir mal der Sache auf den Grund zu gehen. Ganz am Anfang steht die Feststellung, dass nicht alle Zwillingseltern grundsätzlich immer genervt sind und es hassen, angesprochen zu werden. Vermutlich sind es sogar die wenigsten.

Aber so ein Kinderwagen (auch schon mit nur einem Baby drin) erweckt Aufmerksamkeit. Babys sind süß. Ganz viele Menschen finden Babys süß und gucken gerne in Kinderwagen hinein. Soweit kann mir sicher jede Mutter und jeder Vater zustimmen, oder? Geht man mit Baby spazieren, dann bleibt man oft zwangsläufig stehen, weil die Leute gucken wollen. Viele freuen sich und beglückwünschen die stolzen Eltern. Andere werden aufdringlich oder sind einfach nur merkwürdig.

Zwillingskinderwagen fallen unter den Kinderwagen auf und stechen heraus. Sie sind etwas besonderes. Doppelt so spannend, doppelt so interessant, doppelt so süß. Ich vermute, dass Zwillingseltern mindestens das doppelte Interesse der Mitmenschen an den von ihnen geschobenen Kinderwagen ertragen müssen im Vergleich zu den Durchschnittseltern. Ja, ich schreibe ertragen, denn irgendwann wird es zuviel.

Ich bin gerne Zwillingsmutter. Ich liebe es. Ich bin so glücklich, dass ich die beiden habe und dankbar für dieses Geschenk. Ich konnte anfangs nicht glauben, dass Zwillingseltern von den Sprüchen irgendwann genervt sind und fand es echt gruselig, wie sie über diese Kommentare lästerten. Dann begann mein Selbstversuch und nach mittlerweile 16 Monaten kann ich es nachvollziehen.

Sind das etwa Zwillinge?

Es beginnt schon mit der Eröffnungsfrage, die in 90% der Fälle lautet “Sind das etwa Zwillinge?” oder kurz “Zwillinge???”
Ähm ja. Heute würde ich diese Frage echt gelten lassen, denn mittlerweile sehen sich meine beiden nicht mehr sonderlich ähnlich und mit ungeübtem Auge könnte man einen Altersunterschied vermuten (wenn auch niemals 9 Monate).

Aber ein doppelter Kinderwagen mit zwei Säuglingen drin? Was soll das bitte sein? Einer drei Monate alt und der andere vier? Unwahrscheinlich.

Dann vielleicht noch gleich oder ähnlich gekleidet. Selbst bei unserem Pärchen hatten wir vieles doppelt/ähnlich, denn man bekommt einiges so geschenkt und kauft auch zB Schneeanzüge oder Mützen meist gleich doppelt (in unterschiedlichen Farben), wenn man irgendwo schöne findet.

Bestimmt ist das eigentlich nur einer und Mutti hat den anderen sich ausgeliehen. Je häufiger man diese Frage hört, desto hohler hört sie sich an. Da kann man sich noch so oft sagen, dass der Fragende halt einfach nicht nachgedacht hat und nur irgendwas (nettes) sagen wollte, um ihn den Wagen gucken zu können. Es nervt trotzdem ab einer gewissen Frequenz zunehmend. Bitte nachdenken! Ja, bitte, bitte. Theoretisch würde doch ein “Oh wie schön, das sind ja Zwillinge!” reichen. Der Satz funktioniert sogar ohne “oh wie schön”.

Wirklich die Laune verdorben haben mir aber nicht unbeabsichtigt dusseligen Fragen, sondern die dreisten, total unverschämten Sprüche. Ich habe so unfassbar oft hören müssen, dass Zwillinge echt ein harter Schock seien, dass man sich erschießen würde, froh sei keine zu haben, dass dies ja wohl das schlimmste sei, was passieren könne,… Geht es noch?

Aber vielleicht haben genau deswegen diese Menschen keine Zwillinge. Denn Zwillinge suchen sich ihre Eltern aus, die sich dann dafür an der Wursttheke bepöbeln lassen müssen. Die andere Sorte fragt dann ungeniert in der Schlange vorm Bäcker nach der Entstehung (“künstlich? sicherlich!”), der Geburt (Kaiserschnitt versteht sich von selbst) und der weiteren Familienplanung (natürlich abgeschlossen, man hat ja zwei auf einen Rutsch) und ich stehe mit offenem Mund da. Fassungslos.

Denn wir reden hier immer noch von völlig fremden Menschen, die einen einfach in der Öffentlichkeit ansprechen. Nicht, um freundlich in den Wagen zu schauen, sondern um ihre Geschichte bei den Eltern los zu werden, ihre Mutmaßungen und ihre dreisten Fragen.

Und so traurig es ist, diese Erfahrungen lösen bei mir eine gewisse negative Erwartungshaltung aus, wenn wir angesprochen werden. Das ist unendlich schade für die vielen wirklich lieben Kommentare, die es trotzdem immer mal wieder gibt. Und ich freue mich dann immer wieder, wenn meine Erwartung enttäuscht wird.

Der liebe etwas ältere Herr, der neulich so freundlich bat, die beiden ansehen zu dürfen. Er würde seine Enkelkinder nie sehen, weil sie so weit weg wohnen würden. Die Dame, die meine Kleinen so niedlich fand. Der werdende Zwillingsvater, der fragte, ob wir denn mit unserem Kinderwagen zufrieden seien. Die vielen lieben Menschen, die es eben auch auf dieser Welt und sogar in Supermärkten gibt!

Hört nicht auf, Zwillinge zu bewundern und Zwillingseltern zu beglückwünschen. Niemals!

Aber wenn irgendwann eine Zwillingsmutter oder ein Zwillingsvater genervt auf eure Ansprache reagiert und schnell das Weite sucht, habt Nachsicht. Wer weiß, was sie sich an dem Tag alles schon anhören musste.

Eure Kerstin

Oh Zwillinge?! Ja, was denn sonst? *** Warum Zwillingseltern irgendwann von den dummen Sprüchen am Zwillingskinderwagen total genervt sind und was man stattdessen sagen könnte

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