Wir schreiben die frühen Achtziger-Jahre. Klein-Kerstin ist keine eineinhalb Jahre alt und tapst munter durch die Welt. Es wird Klein-Kerstins zweites Weihnachtsfest, das erste bewusst wahrgenommene, an das sich die große Kerstin heute gar nicht mehr erinnern kann.
Aber es gibt Bilder von diesem Fest. Auf diesen Bildern sieht man einen kleinen strohblonden Jungen mit einem Puppenwagen. Es ist sehr hübscher Puppenwagen aus Holz und Korbgeflecht mit rot geblühmtem Verdeck. Irgendwo auf diesen Bildern sieht man auch Klein-Kerstin im rosa Kleidchen. Der Junge mit dem Puppenwagen ist ihr Cousin. Mit ihrem Puppenwagen. Das Weihnachtsgeschenk von Oma.
Klein-Kerstin hat das nämlich zum großen Bedauern ihrer Oma überhaupt nicht verstanden mit dem Wagen. Sie ist immer samt Puppenwagen umgefallen und fand ihn doof. Ihr Cousin fand ihn klasse.Trotzdem blieb der Puppenwagen bei Klein-Kerstin und sie lernte ihn lieben und fiel irgendwann auch nichtmehr damit um.
Ja, ich habe diesen Puppenwagen heiß und innig geliebt. Ich habe ihn niemals abgegeben. Bis heute.
Dieses Jahr sind die Zwillinge fast eineinhalb Jahre alt, wenn das Christkind kommt. Und sie sollen meinen wunderschönen Puppenwagen erben. Allerdings ist er etwas altersschwach. Die Bänder des Verdecks sind gerissen, die Räder eiern und der ganze Bezug ist in einem fragwürdigen Zustand.
Ich habe mir großes vorgenommen und werde ihn bis zum heiligen Abend schon irgendwie wieder fit bekommen. Mein Projekt!
Aktuell sieht er allerdings noch so aus: