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Ein altes Holzpferd aus der ehemaligen DDR steht bei den ZWILLINGEN im Kinderzimmer auf dem Regal.

Vom Sommer, dem Sofa, doofem TV und einem großen Finale! – Meine Zwillingsschwangerschaft 5/5

Was bisher geschah…

Langsam geht der Frühling in den Sommer über und ich habe die 31. Schwangerschaftswoche erreicht. Die Zwillinge haben in den letzten Wochen jeweils einen wahnwitzigen Purzelbaum gemacht, um sich in Startposition zu bringen, und mir drängt sich die Frage auf:

Wo will ich entbinden?

Im Prinzip schien es seit Beginn meiner Schwangerschaft klar. Jeder wusste es, es bestand kein Zweifel. Am Wahrscheinlichsten sei die große Klinik in der Stadt, Perinatalzentrum Level 1. Hier bringt man auch ganz kleine Frühchen durch, hier landen die komplizierten Fälle. Hier gehört eine Zwillingsgeburt hin. Alternativ gibt es in der Umgebung noch kleinerer Krankenhäuser, die sich immerhin Perinatalzentrum Level 2 nennen dürfen. Denkbar, wenn man halt etwas alternativer ist. Ich weiß es nicht so recht…

Mein Arzt gehört eher in die Kategorie “schauen wir mal” und meinte bisher, dass ich mir darüber keinen Kopf machen müsste. Wenn es hart auf hart kommen würde, dann würde man mich vor keiner Klinik stehen lassen. Und wenn es arg früh losgehen sollte, ist hier in der Umgebung eh DIE Klinik obligatorisch. Doch so langsam könnte man sich Gedanken machen…

„Sie hatten doch immer gesagt, dass Sie gerne hier vor Ort entbinden wollen würden.“ – „Ja, theoretisch. Aber es sind ja Zwillinge.“ – „Aber warum denn dann deswegen nicht?“ – „Die haben keine Kinderklinik.“ – „So wie es jetzt aussieht, brauchen Sie die doch gar nicht.“

Er macht mir den diplomatischen Vorschlag, mir drei Kliniken anzusehen und mich dann später zu entscheiden. Er liegt ja völlig richtig, dass ich die ganze Zeit schon etwas wehmütig war, dass ich nicht einfach vor Ort bleiben darf. Mit drei Überweisungen zum Geburtsplanungsgespräch mache ich mich an die Kliniksuche.

Ich rufe also bei drei Krankenhäusern an und bekomme in zwei von drei Fällen erst einmal eine Ansage, dass ich ja viel zu spät dran sei. Mit Zwillingen! In der 31. Schwangerschaftswoche!!! Skandal! Ich werde nervös und rufe das Krankenhaus vor Ort an, um mir anzuhören, was ich denn dann jetzt schon da wolle? So früh? Das hat doch noch Zeit. Ähm ja… ich bin verwirrt, aber habe wenigstens Termine.

So kann man das auch sehen?!

Die große Klinik ist meine erste Anlaufstelle. Hier eilt es. Mit Zwillingen… Ich werde untersucht, sehr gründlich, sehr professionell, wenig herzlich. Alles sieht hervorragend aus. Den Zwergen geht es gut, sie sind gut entwickelt, beide liegen in perfekter Position, nichts deutet auf eine nahende Frühgeburt hin.

Wie es mit einer spontanen Geburt aussähe? „Wenn sie die 35. Schwangerschaftswoche noch erreichen sollten, der Führende in Schädellage bleibt und PDA wäre dann obligatorisch.“ Warum ich die 35. Woche nicht erreichen sollte und warum eine PDA obligatorisch sei, erfahre ich nicht. Aber wir vereinbaren einen weiteren Termin, in 2 Wochen, falls ich denn die 35. Woche noch erreichen sollte.

Während ich mich verabschiede, bekomme ich noch ein weiteres „wir sehen uns in der 35. Woche, falls sie es überhaupt noch soweit schaffen“ mit auf den Weg. Ich bin fertig. Fix und fertig. Warum bitte sollte ich die nächsten 2 Wochen nicht mehr schaffen. Was sieht da so fies aus?

Die Nervosität lässt mich nicht los bis zum nächsten Kontrolltermin. Mein Arzt hat seine liebe Mühe, mir meine Ruhe und Zuversicht wieder zu geben, schafft es dann aber doch. Es sieht einfach nicht danach aus, dass es jetzt bald so weit wäre. Und die in der Klinik, die gehen immer von Katastrophen aus, denn Katastrophen sind ihr Alltag. So komplikationslose Zwillingsschwangerschaft wie meine, bekämen die dort einfach so gut wie nie zu Gesicht.

Der nächste Termin in meinem eigentlichen Wunschkrankenhaus. Das was eigentlich nicht in Frage kommt. Dieses kleine Krankenhaus mit der erstklassigen Entbindungsstation, die alle im Umkreis anzieht. Den schönen Kreißsälen und der tollen, entspannten Atmosphäre. „Zwillinge? Sind halt einer mehr als sonst.“ Man gibt sich entspannt. Trotzdem werde ich hier tatsächlich gründlicher über die möglichen Komplikationen aufgeklärt als in der vorherigen Klinik. Und hier sagt man mir auch, warum es ganz gut wäre, wenn ich eine PDA hätte bei der Geburt:

  • Zwillingsgeburten seien eine große Kraftanstrengung und eine PDA würde es etwas erleichtern für die Mutter.
  • Bei Zwillingsgeburten kann der zweite sie plötzlich quer legen, wenn der erste Platz gemacht hat, sodass von außen eine Wendung versucht würde. Das sei wohl ziemlich unangenehm ohne PDA.
  • Plötzliches Querschießen des zweiten, plötzlich blöde Herztöne, keine Wehen mehr für die zweite Geburt, es gibt viele Gründe, warum der zweite dann doch per Kaiserschnitt geholt werden muss. Wenn dann die PDA eh schon liegt, muss ich nicht unter Vollnarkose.

„Wieviele Zwillingsgeburten hat das Krankenhaus denn so?“ Ich bin neugierig. „Dieses Jahr sind es schon 3 gewesen. Ich weiß nicht, woher dieser Boom auf einmal kommt.“

Der letzte Termin findet ganzheitlich in einem anthroposophischen Krankenhaus statt – mit Strickladen im Eingangsbereich und angeschlossener Kinderklinik. Hier ist man freundlich und wieder ganz anders. Nein, auch hier würde man die Zwerge nicht zwingend bei 38+0 holen wollen wie die große Klinik es für obligatorisch hielt. Man müsse dann halt engmaschig kontrollieren, aber nichts spräche gegen eine spätere Geburt. Spontane Geburten werden bevorzugt und bitte am liebsten ohne PDA. Klingt theoretisch gut, oder?

Ich kann nicht genau sagen, was mir an dem Krankenhaus so suspekt war, denn alle waren freundlich und kompetent. Entspannt sowieso. Waren es die verwinkelten engen Flure? Die rot-orangen Wände in Schwamm- und Wischtechnik? Die selbstgetöpferte, geklöppelte und gehäkelte Atmosphäre? Ich fühlte mich nicht recht wohl.

Und was nun? Ich müsste mich mal entscheiden. Ach was. Laut meinem Arzt überflüssig. Wir vereinbaren, dass ich den zweiten Kontrolltermin in der großen Klinik nicht wahrnehmen werde. Sollte ich doch dann akut dort auftauchen mit Wehen, würde man mich ja trotzdem nehmen. Vor 36+0 werde ich wahrscheinlich dort landen, denn die Alternative war mir zu alternativ.

Schaffe ich 36+0 und die beiden ein geschätztes Gewicht von grob 2500 g, dann darf ich in das kleine Krankenhaus. Theoretisch. Entscheiden könne ich das immer noch spontan.

Angezählt…

Relativ plötzlich wird es dann doch ernst. Es ist Mitte Juni, der Sommer ist in Deutschland eingefallen und meine Füße verwandeln sich in Wasserbomben. Das große Ziel JULI ist noch 2 Wochen entfernt, da wird das Dreier-Team angezählt. Ich bin Anfang der 35. Schwangerschaftswoche und es wird unangenehm. Nicht, dass sich die letzten Wochen total wohlig entspannt angefühlt hätten, aber es gibt bekanntlich immer eine Steigerung.

Ich komme zu der Gewissheit, dass mein Bauch unmöglich weiter wachsen kann. Er fühlt sich an, als würde er jeden Augenblick platzen. Er spannt. Er ist knallhart und schmerzt. Da sind zwar auch Wehen bei, aber der eigentliche Schmerz kommt tatsächlich von dieser unerträglichen Spannung. Weiter kann sich mein Bauch nicht dehnen. Geht nicht.

Gleichzeitig versucht sich die Prinzessin unter meinen Rippen mehr Platz zu verschaffen und ich habe ernsthaft Sorge, dass diese dabei brechen. Ihr Brüderlein meldet derweil Interesse an einem Auszug an. Mama kanns nicht ignorieren. Er macht seinen Wunsch spürbar. Mir ist schon klar, dass dieser Zustand kein Dauerzustand sein kann, bevor mein Arzt sachlich feststellt, dass er die 40. Woche für unrealistisch erachtet. Langsam zeigen sich bei den Kontrollen deutliche Zeichen für ein nahendes Ende der Schwangerschaft.

Ich will noch nicht! Nicht jetzt! Also ansich will ich auch nicht mehr unbedingt erleben, dass ich platze, aber ich hatte mir Juli in den Kopf gesetzt verdammt nochmal. JULI! Niemand traut uns Juli zu, allein deswegen hat mein Dickkopf Juli als Ziel. Außerdem darf ich erst ab 36+0 im Wunschkrankenhaus entbinden und das ist eben auch ziemlich exakt erst in 2 Wochen. Durchhalten!

Ich rede auf die beiden ein. Vor allen Dingen meinen vorwitzigen Sohn zitiere ich zu strengen Einzelgesprächen. Er will es sich doch nicht vor seiner Geburt schon mit seiner dickköpfigen Mutter versauen? Juli lautet die Ansage. Basta.

Schwanger mit zweieiigen Zwillingen. Meine Geschichte in fünf Teilen erzählt. #zwillingsschwangerschaft #schwagerschaftsbericht #zwillinge
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2 Wochen warten und hoffen. Tag für Tag auf dem Sofa, das ich nun quasi nicht mehr verlasse. Ich kann nicht mehr aufrecht sitzen. Aus diversen Gründen nicht. Mittlerweile blockiert auch der riesige Bauch diese aufrechte Position. Liegen geht auch nicht so recht. Auf dem Bauch? HAHA! Auf dem Rücken wird mir wegen der Last des Bauchs sofort übel und dann auch fix schwarz vor Augen. Die rechte Seite hatte Prinzessin ja schon vor Wochen für tabu erklärt. Sie liegt weiter rechts außen. Links geht kurzzeitig, bis vorm lauter auf der linken Seite und meinem dezenten Körpergewicht die Hüfte schmerzt. Also dämmere ich in einer halbliegenden Position von Kissen gestützt auf dem Sofa vor mich hin.

Ich verfluche das tägliche Fernsehprogramm und lerne es zu hassen. Ich lese Biographien wahnsinnig interessanter und irgendwie bekloppter Frauen, langweile mich mit Romanen, nerve mein Telefonbuch rauf und runter mit diversen sinnfreien Anrufen und LANGWEILE MICH!!! Draußen scheint dafür herrlich die Sonne.

Kurz vor knapp schauen wir nochmal im Krankenhaus vorbei. Alles sieht super aus, aber noch 3 Tage ausharren! Mindestens! Sonst würden wir an der Kreißsaaltür abgewiesen und in die große Klinik gefahren. Die drei Tage sind hart. Aber es werden sogar noch vier und dann ist der 1. Juli!

TADAAA! Ich habe es geschafft! Wir haben es geschafft! Seht ihr es! Hallo ihr Zweifler, es ist Juli und ich bin noch schwanger!

Ich trolle mich zum Arzt. Bzw ich lasse mich von einem Taxifahrer als Schwerlasttransport dorthin kutschieren. Der stellt interessanterweise fest, dass alles genauso unverändert aussieht wie vor 2 Wochen. Also der Arzt. Nicht der Taxifahrer. Rein theoretisch kann das jetzt so weitergehen.

Was? Ich hab Juli erreicht! Und alles schmerzt, ich platze fast und jetzt erzählt mir mein entspannter Frauenarzt, dass das ganz entspannt vielleicht noch eine ganze Weile so weitergehen kann. Oder auch nicht.

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Der zukünftige Zwillingspapa kommt nach Hause und wird nach der Erstinformation in den nahen Supermarkt geschickt, um meine tägliche Ration Salat zu besorgen. An der Kasse ereilt ihn ein Anruf. Von mir. „Komm mal ohne Umwege zurück. Die Fruchtblase ist geplatzt.“

Finaaaale Ohohoooo!

Da hat mein Sohn ernsthaft brav auf den 1. Juli gewartet? Wow! Ich lege mich ins Bett (vor Wochen vorsorglich mit Inkontinenzeinlagen gepimpt) und warte auf den Mann. Der bekommt dann prompt den Job, meine Krankenhaustasche zu packen. Zumindest eine Liste existiert – irgendwo – theoretisch. Ich zücke das Telefon und kündige dem Kreißsaal unseren Besuch an. Spontan entscheide ich mich dann doch für den RTW als Transportmittel der Wahl.  Um 18:18 Uhr stehen wir vor der Kreißsaaltür und die diensthabende Hebamme analysiert messerscharf: “Über Blasensprung ja oder nein müssen WIR hier wohl nicht rätseln.” Dabei hatte ich mich noch im Liegen in eine frische Hose gekämpft. War ziemlich sinnfrei, aber einen Versuch wert.

Als sie mich in den Kreißsaal schieben, seh ich als allererstes die zwei kleinen Stapel Babykleidung. Als wären sie mit Spotlight angestrahlt, nehme ich nur sie war. Ich verspüre zum ersten Mal an diesem Tag Aufregung und ein wunderschönes Gefühl. Der kleine Stapel rosa Wäsche und direkt daneben das blaue Pendant lassen alles so real werden. Zum Greifen nah!

Ich werde untersucht. Habe leichte Wehen und sowas wie eine nahende Geburt ist diffus zu erahnen. Die Ärztin beginnt mich aufzuklären und startet den Versuch mir eine Fahrt in das Perinatalzentrum schmackhaft zu machen, weil ich doch erst 36+2 sei und die beiden noch so klein. Danke. Nein. Ich habe mir das gut überlegt.

Kurz vor 19:00 Uhr erscheint der leitende Oberarzt und erzählt mir das Gleiche. Dass es ja sein könne, dass sie verlegt werden müssten und ich auf Grund einer möglichen Sectio nicht am gleichen Tag ebenfalls. Danke. Ja, ich bin mir dessen bewusst. Ich habe es mir gründlich überlegt und würde jetzt gerne den Chefarzt beim Wort nehmen, dass ich ab 36+0 hier entbinden darf. Ich bin ja schließlich bei 36+2!

Wir dürfen – gründlich aufgeklärt wie wir sind – bleiben und werden erst einmal auf ein Zimmer geschickt. Mein Mann schaltet der Fernseher an, als wir dort ankommen. Tagesschau. Ich setze mich auf die Bettkante und denke…ohhh.. autsch… Sage erst einmal nichts. Oh das ist unangenehm. Eine Mischung aus Bauch- und Rückenschmerzen. Aua. Ich sage doch etwas und mein Mann will gleich wieder zurück. Ich will aber keine Pussy sein. Man hat uns doch gerade eben erst weggeschickt. Ich bleibe auf der Bettkante hocken, doch es fällt mir immer schwerer ruhig zu sitzen. Es schmerzt schon ziemlich. Wir marschieren kurz nach halb neun wieder zum Kreißsaal zurück.

Die Hebamme begrüßt uns mit überraschtem Gesicht. Sie habe gerade erst mit dem OA besprochen, dass am nächsten Morgen eingeleitet werden müsse. Ich werde ans CTG angeschlossen und weiß kurz darauf, dass ich JETZT definitiv nicht mehr in der Lage wäre, zu gehen.

Ich kürze die folgenden Stunden für euch hier einmal ab, denn die gehören uns. 😉

Aber kurz nach Mitternacht sind wir zu viert. Sonnenschein und Prinzessin schaffen die zweieinhalb Kilo nicht ganz, sind aber putzmunter und haben gute Werte. Niemand muss verlegt werden und von dem ganzen zusätzlichen Personal, dass zwischenzeitlich vor der Kreißsaaltür bereit stand, bekamen wir niemanden zu Gesicht.

Wir haben doppeltes Glück. Immer wieder. Jeden Tag seit diesem Juli-Tag 2013. <3

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