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Familienplanung ist ein Arschloch-Wort. Blogparade zur #Planänderung

Nicht erst, seit ich Zwillinge habe, finde ich da Wort “Familienplanung” unsäglich dämlich. Spätestens aber seit ich ein Zwillingspärchen habe und mir ständig von Wildfremden sagen lassen muss, dass meine Familienplanung mit einem Jungen und einem Mädchen dann ja abgeschlossen sein müsste, ist es mein persönliches Unwort des Jahrtausends.

Habt ihr schon einmal über dieses Wort nachgedacht? Ist euch eigentlich bewusst, wie unpassend es ist? Oder kann nur ich mich daran hochziehen wie eine hormongeplagte Linguistin auf Literaturentzug?

Die deutsche Sprache hat eine wahnsinnig spannende Eigenart, dass man recht unkompliziert aus zwei, drei oder beliebig vielen Worten ein neues Wort kombinieren kann. Man macht aus Rahmen und Bild den Bilderrahmen, man nennt die Lampe auf dem Schreibtisch (dem Tisch, an dem man schreibt) Schreibtischlampe und schafft faszinierende Wörter wie Nähmaschinenunterfadenspule. So unendliche Möglichkeiten und nicht immer hat das neue Wort exakt die Bedeutung, welche die einzelnen Bestandteile zuvor hatten. Ein Kindergarten ist eben nicht nur ein Garten in dem Kinder spielen und eine Zeitfenster lässt sich nur im übertragenen Sinne öffnen. Aber das Wort Familienplanung ist richtig gruselig.

Nichts lässt sich weniger planen als (die) Familie!

Ich kann mir nicht aussuchen, in welche Familie ich hineingeboren werde. Und auch wenn ich dann selber groß bin und “eine Familie gründe”, dann  ist genau das etwas, was ganz sicher niemals einem Plan folgt.

Niemand plant zuvor bewusst, irgendwann einmal Teil einer glücklichen, aber chaotischen Patchworkfamilie zu sein. Wenige haben den Plan einmal alleinerziehend zu sein. Ja, natürlich geht man optimistisch an eine Beziehung oder auch Ehe heran und ganz sicher lohnt es sich dafür zu arbeiten. Aber dass man Familie nicht planen kann sollte spätestens beim Thema Kinder, auf die sich der Begriff ja im engeren Sprachgebrauch bezieht, allen klar sein.

Kinder kann man nicht planen! Etwas anderes anzunehmen ist naiv und stellenweise sogar ein wenig dumm. Man kann weder die Anzahl planen, noch das Geschlecht und egal was uns die heutige Medizin vorgaukelt, man kann nicht einmal sicher wissen, ob man überhaupt jemals Kinder wird haben können.

Kinder kann man sich wünschen! Aber niemals jemals planen!

Manchmal klappt es trotz aller medizinischer Hilfe einfach nicht. Manchmal endet eine Schwangerschaft vorzeitig in einer Fehlgeburt. Manche Kinder werden krank geboren.

Das richtige Wort wäre doch in diesem Zusammenhang “Kinderwunsch”, oder? Bei den ganzen Äußerungen zum Thema Familienplanung geht es doch um nichts anderes als den Wunsch nach Kindern. Nach einem Kind oder mehreren. Merkwürdigerweise ist dieser Begriff im Sprachgebrauch aber eindeutig negativ besetzt. Kinderwunsch ist immer auch der unerfüllte Kinderwunsch. Kinderwunsch klingt klinisch. Kinderwunsch klingt nach K(r)ampf.

Warum ist das so, dass uns bei dem Wort Kinderwunsch immer sofort Probleme in den Sinn kommen? Es ist so ein schönes Wort und um einiges zutreffender als Familienplanung.

Wir hatten nie eine Familienplanung

Es ist wahr. Mein Mann und ich – wir hatten nie so einen Plan. Wir sind nun seit über 15 Jahren ein Paar. Wir wussten beide voneinander, dass wir später einmal Kinder haben wollen würden. Später. Irgendwann. Nicht jetzt.

Je länger wir gemeinsam durch das Leben gingen, desto häufiger wurden wir nach einem Plan gefragt. Ich habe schon in dem Beitrag zu den Vorzügen einer “Mehrkindfamilie” unsere Antworten zu diesem Thema notiert:

Wenn man uns in früheren Jahren fragte, ob und wieviele Kinder wir einmal haben wollten, dann übernahm mein Traummann immer das Antworten: “Ein verwöhntes Einzelkind! Auf keinen Fall mehr!” Seine Antwort ergänzte er um die Information, dass dieses Glückskind Kevin-Justin oder eben Chantal-Jacqueline gerufen werden solle und machte freundlich auf seine extrem charmante Art klar, dass von ihm keine sinnvollere Antwort zum Thema zu erwarten sei.

Vor ein paar Jahren – genauer eingegrenzt sind es bald sieben – heirateten wir. Wir heirateten einfach, weil wir heiraten wollten. Wir wollten unsere Liebe/Beziehung feiern und nun hochoffiziell unsere eigene kleine Familie sein. Am ehesten könnte man abseits der romantischen Motive noch ein Akt spätpubertären Abnabels reininterpretieren. Aber das wäre schon fast zuviel Motivsuche. Unsere Hochzeit hatte keinen tieferen Sinn außer dem Ehe-Versprechen, das wir uns eben unbedingt geben wollten. Mir wurde erst viel später bewusst, dass wir seit diesem Tag unter Beobachtung standen. Da kam nichts mehr? Da wurde keine Schwangerschaft bekannt gegeben? Sollte es bei den beiden wohl irgendwie…

Ich habe das erst geschnallt, als ich dann längst schwanger war. Fünf Jahre später. Denn 2012 war für uns urplötzlich der Zeitpunkt “irgendwann später” erreicht und wir beschlossen, mal zu gucken, was passiert, wenn…

Klar besonders mir fielen damals grob geschätzt 200 Gründe gegen eine solche Entscheidung ein. Und daran musste ich heute denken, als ich die Sehnsucht von feierSun las. Aber mir wurde damals sehr überzeugend geantwortet, dass ich immer Gründe dagegen finden würde und es den perfekten Zeitpunkt nicht gibt. Er existiert schlicht nicht.

Es ist eine Herzenssache und wenn der Wunsch nach Kindern da ist und so deutlich ist, dann hat manchmal halt der Kopf seine letzten Bedenken für sich zu behalten.

Unser erstes Kind kam zu zweit. Zwillinge kann man nicht planen. Sagt man so schön. Und nein, sie waren ganz sicher nicht “geplant”. Aber wir haben uns darüber wie irre gefreut und es fühlte sich einfach richtig an. Dass wir zu viert nicht komplett sind, den Verdacht hatten wir schnell. Einen Plan gab es aber auch dann nicht. Nur dieses Gefühl. Bei uns beiden.

Jetzt bin ich wieder schwanger. Nicht unerwünscht, nicht ungewollt. Aber so, hätte ich das sicher nicht “geplant”.

Dank meiner Kinder bin ich die glücklichste Mama der Welt, dank meines Mannes die glücklichste Frau auf diesem Planeten. Der Zeitpunkt Eltern zu werden war für uns perfekt. Zwillingseltern zu sein, ist pures Glück für uns. Auch dieses Mal brauchen wir keine Pläne. Wir können nicht planen, was auf uns zu kommt. Aber wir freuen uns darauf.

Und wie ist das bei euch?

Seit ihr die Typen mit der klassischen Familienplanung? Die mit 20 schon wussten, dass sie 2 Kinder haben werden, bevor sie 33 sind? Oder hattet ihr einmal einen Plan? Früher einmal und heute ist alles ganz anders?

Ich würde so gerne eure Geschichten zum Thema “Kinderwunsch” (und nicht nur zum unerfüllten) lesen. Alles nach Plan, Freischnauze oder doch mit stetiger Planänderung?

Die Blogparade läuft bist zum 30. April. Bitte lasst mir die Links zu euren Beiträgen idealerweise als Kommentar hier unter dem Beitrag zukommen. Pingbacks tuen es aber auch. 😉 Twitter-Hashtag: #Planänderung

Eure Kerstin


Anmerkung: Dieser Beitrag gammelte nun schon Wochen als Entwurf und setzte massiv Staub an. Er ist älter als die meine letzte “Planänderung” und wurde sogar schon handschriftlich skizziert, bevor ich schwanger wurde. Allein war nie der rechte Zeitpunkt, ihn zu veröffentlichen. Irgendwie war auch nie ganz fertig… eigentlich hätte auch heute dringend noch der ElternBlogPost2015-Beitrag rausgemusst und überhaupt.

Eigentlich…

Heute habe ich Jessis Beitrag gelesen und an all die Zögernden und Zweifelnden gedacht. An meine eigenen Zweifel manchmal. An diejenigen, die es sich so sehr wünschen und das Glück nie haben. Heute musste ich einfach veröffentlichen.

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