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zwei Kleinkinder an Mamas Bein

Der angekaute Geduldsfaden droht zu reißen. Meine Geschichte vom Scheitern.

Ich bin die Königin des Scheiterns. Ich scheitere täglich. Und das mehrfach. Mein Leben lang. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und komme damit ganz prima zurecht. Denn für mein tägliches Scheitern gibt es eine extrem einfache und sehr eingängige Erklärung: Meine Ansprüche an mich.

Der ein oder andere bezeichnet ebendiese als völlig überzogen und absurd. Einer von denen, die dies tun, lebt seit Jahren mit mir zusammen. Soweit würde ich jetzt nicht gehen (also ich würde schon mit mir zusammen wohnen, aber meine Ansprüche nicht als absurd bezeichnen), aber im Kern steckt da ein Fünkchen Wahrheit.

Ich züchte ToDo-Listen bis in die Unendlichkeit und hege einen kleinen Hang zum Perfektionismus. Ich habe immer wahnsinnig viel vor und noch viel mehr zu erledigen. Vieles davon ist schlicht notwendig, einiges mag Schnickschnack sein, unterm Strich habe ich immer zu wenig Zeit.

Logistisch sind meine Pläne niemals umsetzbar. Manchmal träume ich von einem persönlichen Assistenten, der meine Termine und Vorhaben koordiniert. Aber selbst den besten Orga-Fuzzi würde ich wahrscheinlich in wenigen Wochen in den Wahnsinn treiben, weil ich in ein und derselben Minute gleich fünf neue Ideen habe, während die eine noch nicht umgesetzt wurde. Ich will endlich die Kindergarderobe im Obergeschoss lasieren, im Garten braucht es neue Blümchen, die Gardinen im Schlafzimmer müssen gekürzt werden, ich muss noch bloggen, wir brauchen noch Milch und Käse, der Kunde wollte morgen das fertige Konzept sehen, die Kinder sollten zu Ostern kleine Geschenke bekommen, eigentlich muss ich noch Oster-Karten basteln/schreiben, die Baskenmütze liegt seit Wochen halbfertig gehäkelt neben dem Sofa, ich muss dringend noch 5 E-Mails beantworten, ich möchte mich mit meiner Freundin zum Kaffee treffen,…

Da es mir schier unmöglich ist, weniger vor zu haben, ich aber echt nicht schaffe, alles zu erledigen, was ich so vorhabe, habe ich mich mit dem Scheitern arrangiert. Das ist für mich der einfachste Weg. Bei all meinen Ideen ist quasi mit eingeplant, dass die innere ToDo niemals komplett abgehakt sein wird. Seit ich Mama geworden bin, könnte ich es sogar als Erfolg feiern, wenn ich davon nur ein Viertel schaffen würde.

Das ist ein ziemlich chaotisches Konzept, aber es funktioniert abgesehen von einigen Krisen ganz passabel für mich. Hin und wieder halte ich mich natürlich für einen Vollpfosten, der einfach nichts gebacken kriegt und dem Alltag nicht gewachsen ist. Aber meine persönliche Theorie lautet, dass es auch bei kürzeren ToDo-Listen ein genauso wahrscheinliches und ebenso regelmäßiges Szenario wäre. Passt also.

Hardcore-Hetze geht mit Kindern nicht

Diese Königin der vielen Vorhaben ist als Mama lustiger Weise ganz anders. Ziemlich entspannt. Normalerweise zumindest. Die Kinder geben hier das Tempo vor und ich bin mit ihnen nie in Eile unterwegs. Wenn sie auf dem Weg noch Blümchen bewundern müssen oder minutenlang einem Käfer beim Queren des Bordsteins zusehen wollen, bitte sehr. Das ist auch eine kluge Idee, denn Kinder hetzen bringt bekanntlich nichts. Ich lasse ihnen auch sonst ihr Tempo in ihrer Entwicklung und versuche gar nicht erst am Gras zu ziehen, damit es schneller wachsen möge. Kommt schon alles.

Da sollte man meinen, wenn man keine wahnsinnig hohen Ansprüche hat und sich vom Perfektionismus fern hält, kann man in der Kindererziehung gar nicht scheitern. Kinder kommen an sich ja perfekt zur Welt. Mein einziger Job wäre es, sie gemeinsam mit dem Zwillingspapa liebevoll durch diese nicht ganz so perfekte Welt zu geleitet. Geduldig und einfühlsam und so.

Aber oha! Man kann scheitern! Eltern werden bedeutet Fehler machen! Zwangsläufig. Quasi per Gesetz. Dieses Scheitern schmerzt ganz anders. Es betrifft dich viel mehr als jeder andere Misserfolg. Ich bin zudem pädagogisch ein völliger Noob. Ich habe von Kindererziehung absolut keine Ahnung. Das stört mich theoretisch weniger, praktisch macht es mich immer dann wahnsinnig, wenn meine Kinder mir die Grenzen aufzeigen. Dann sind die Zweifel – an mir und meiner “Erziehung” – groß.

Die große Tombola der Tisch-Katastrophen

Es gab Zeiten, da liefen Mahlzeiten bei uns ohne Probleme – ja nahezu entspannt ab. Aktuell ist es ein einziges Glücksspiel. Ja, wir gehen mit den Zwillingen sogar essen und sie verdrücken brav am Tisch sitzend Berge von Röstkartoffeln, aber das sind Momentaufnahmen. Drei von vier Mahlzeiten sind ein Kampf. Und ich habe langsam Panik, dass es irgendwann grundsätzlich krampfig wird.

Sonnenschein ist ein kleiner “Bauke” im Moment (Übersetzung für Erwachsene: Rabauke). Er hat immer mächtig viel im Kopf, nur Essen eigentlich nicht. Das ist langweilig. Auf Stühlen muss man stehen und nicht sitzen. Ab und an stürzt man dann halt kopfüber runter. Essen ist überflüssig und wenn dann bitte im Vorbeilaufen.

Prinzessin spuckt wahllos Lebensmittel halb durchgekaut aus und treibt uns damit in den Wahnsinn. Unvorhersehbar und aus nicht nachvollziehbaren Gründen schiebt sie grinsend mit der Zunge zerkaute Wurst, Brot, Kartoffeln, … einfach wieder aus dem Mund. Daneben sitzt Mama, die halb hysterisch versucht den Sonnenschein von seinen waghalsigen Manövern abzuhalten, während der Zwillingspapa langsam am Ende seines angekauten Geduldsfadens anzukommen scheint. Ich verstehe einfach nicht, was wir da falsch machen. Vielleicht machen wir auch nichts falsch, solange wir nicht die Geduld endgültig verlieren.

Aber dieses regelmäßige Scheitern demotiviert. Man hat oft keine Lust zu kochen, zu schnippeln und zu schnipseln, weil einem am Ende doch nur alles um die Ohren geworfen wird. Gemeinsame Mahlzeiten machen derzeit echt keinen Spaß. Zumindest oft nicht. Aber warum genau es manchmal super läuft und dann doch wieder nicht, ist und bleibt ein Geheimnis der Zwillinge.

Eure Kerstin

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Dieser Text ist ein Beitrag zur Blogparade “Geschichten vom Scheitern“, zu der Alu aufgerufen hat. Da mache ich doch gerne mit!

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