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Tage wie dieser… im Tal hinter dem “Himmelhochjauzend” angekommen

Sind das die Hormone? Oder ist das alles noch normal?

Ich sitze gerade in meinem Sessel in meinem kleinen, stillen Büro an meinem Laptop mitten in meinem Chaos und schwanke zwischen Wut, Erschöpfung und dem Drang mal gepflegt zu heulen. Um mich herum liegt Bonbonpapier und zugeschnittener zerschnittener Stoff. Schlecht ist mir außerdem noch und ganz sicher wird irgendwer gleich “Mamaaa???!” brüllen, bevor ich diesen Beitrag fertig getippt habe.

Chaos

Aber vielleicht sollte ich von vorne anfangen? Wo ist vorne?

Gestern war so ein toller Tag. Unerwartet sonnig, wenn auch frisch. Ich war eine Super-Vollzeit-Mutti. Ich bin seit drei Wochen wieder totale Vollzeit-Mama. Denn seit wir aus unserem Urlaub zurück sind, ist die Tagesmutter krank. Das tut mir vor allem für die Tagesmutter leid, die ein extrem schlechtes Gewissen hat und der es echt nicht gut geht. Ab und an tut es mir aber auch für mich leid. Das System Tagesmutter hat viele Vorteile – gerade bei so kleinen Kindern – gegenüber der Kindertagesstätte. Einen erheblichen Nachteil spüren wir die letzten Wochen.

Ich kann daran nichts ändern. Ein Versuch war die Ersatztagesmutter in der letzten Woche. Sie waren drei Stunden an drei Tagen dort. Bei einer fremden Tagesmutter wollte ich sie nicht essen und schlafen lassen. Durch die Fahrtzeit und die im Anschluss für den Rest des Tages wahnsinnig anstrengenden Kinder war das kein wirklicher Zeitgewinn und so habe ich das wieder gestrichen. Dann machen wir uns eben eine schöne Zeit. So wie gestern.

Nach dem Frühstück in bequemer Jogger-Klamotte haben wir gemeinsam für Oma das Geburtstagsgeschenk fertig genäht. Sonnenschein hat sich direkt in die ratternde Nähmaschine verliebt. Die macht ganz toll Krach und hat ein Pedal! Ich kann ihn da gut verstehen. Und die frühlingshaft bunte Einkaufstasche ist uns wirklich gelungen!

Wir haben einen kleinen Spaziergang zum Bäcker gemacht und uns mit frischem Brot und einer Laugenstange versorgt. Wir sind gemütlich geschlendert, denn niemand erwartete uns irgendwo. Wir sind gar nicht ins Haus zurück, sondern haben den Rasenmäher aus der Garage geholt und fachmännisch mit der Gartenpflege begonnen. Ja, ich habe insgesamt drei Stunden für eine Rasenfläche gebraucht, die von einer Picknickdecke vollständig abgedeckt werden könnte, aber wen interessiert das? Mit dem dicken Bauch bin ich etwas eingeschränkt und die beiden nicht mal zweijährigen Helferlein taten ihr übriges.

“Sie sind bewundernswert. Sie strahlen so eine unglaubliche Ruhe aus.” Das Kompliment über den Gartenzaun ging runter wie Massage-Öl. Ich habe mich bedankt. Innerlich die Gewissheit, dass es ja nichts verbesserte, wenn ich hetzen würde. Wir haben uns durch den Rest des Tages gebummelt und gegen Abend war ich fix und fertig. Ich hatte höllische Rückenschmerzen. Ich war so unfassbar müde. Und eigentlich hätte ich noch bügeln müssen und eine neue Maschine Wäsche anstellen und…

Heute hat mein Mann frei.

Extra Urlaub, damit ich etwas Zeit habe, um… hmmm… irgendwas zu tun?

Ich bin überfordert und das steigert sich jetzt schon den ganzen Tag. Dieser Berg unerledigter Dinge, der sich in den letzten drei Wochen angehäuft hat. Die drei verschwinden zum Einkauf im Drogeriemarkt. Ich versuche zu arbeiten. Wo soll ich anfangen? Nach einer knappen Stunde sind die drei wieder vom Einkauf zurück. Ich habe gerade alle Programme quasi einmal geöffnet und alle aktuellen Benachrichtungen grob überflogen. “Mamaaa???!” Ich versuche es zu ignorieren. Ich habe immer noch nicht wieder den Faden gefunden. Wo fange ich an? Unten bricht Gebrüll aus. Ich versuche es zu ignorieren. Ich starre auf meinen Laptop. Ich habe kaum Zeit, was ist am dringensten, was muss erledigt werden. Unten wird gekreischt. Ich gehe nach unten und erkläre genervt, dass ich nun in Ruhe duschen werde. Ich kann mich eh nicht konzentrieren und geduscht habe ich seit vorgestern nicht mehr. (Ja, das ist ekelig, aber die Launen der Zwillinge ließen es nicht zu.)

Ich stehe unter der Dusche und versuche den Tag einfach neu anzufangen. War ein Fehlstart. Kurz schütteln, zum Lächeln zwingen und los geht’s!

Ich gehe frisch und munter wieder zu meiner Familie, um mit ihnen gemeinsam zu kochen. Nach dem Mittagessen schlafen sie ja eh eine Weile. Genießen wir die gemeinsame Zeit, der Mann kann dann die unerledigten Wäscheberge bekämpfen und ich arbeiten. Guter Plan, oder?

Aber ich bin so unfassbar müde. Mein Rücken schmerzt. Ich stehe im Büro und weiß nicht, wohin mit mir. Ich beantworte zwei E-Mails und beschließe, dass ich heute die Welt nicht retten werde. Vielleicht sollte ich etwas anderes tun, wozu ich die ganze letzte Zeit nicht kam? Etwas, was Spaß macht und keine Konzentration braucht?

Ich hole eine Umstandsjeans vom Stapel “müsste mal genäht werden” und trenne das Jersey-Bündchen ab. Das hat es hinter sich. Der Rest ist aber noch super. Ich nähe fix ein neues Bündchen, finde das Ergebnis großartig und die Welt schon wesentlich fluffiger. Bis ich das Bündchen an die Jeans nähen will.

Meine Discounter-Nähmaschine und ich kämpfe eine gute Stunde miteinander und gemeinsam gegen die Jeans. Wir verlieren oder vielleicht auch nur ich. Dieser blöde Stoff ist einfach zu dick! Ich bin gefrustet und will jetzt sofort ein Erfolgserlebnis. Also hole ich eine Fehlkauf-Jeggings (Wer hat diesen fürchterlichen Jeggingskram eigentlich erfunden?) und schneide sie mit der Schere zurecht. Bekommt die halt jetzt ein Umstandsbündchen! Der Stoff ist viel dünner und dann hat der Fehlkauf wenigstens einen Nutzen!

Die Nähmaschine denkt darüber anders und frisst den Stoff. Während ich kurz vor einem Tränenausbruch bin, geht unten das Gebrüll wieder los. Sonnenschein wird weinend wach. Er will seine “Mamaaa???!” und ich habe nun eh kein Bock mehr.

Ich helfe, die Kinder wieder anzuziehen und merke, dass ich am Ende bin. Ich habe keine Nerven mehr übrig. Ich habe keine Geduld mehr. Das Kreischen der Kinderstimmen klingt in meinen Ohren wie Fingernägel auf der Grundschultafel und meine Rückenschmerzen sind unerträglich. Ich kapituliere. Ich könnte heulen über meine eigene Schwäche, über mein Unvermögen als Mutter, aber ich kann und will nicht mehr.

Die drei fahren ohne mich einkaufen und ich stehe zum dritten Mal an diesem Tag allein in meinem stillen Büro. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll und setze mich einfach mitten im Chaos hin. Ich mag eigentlich auch gar nichts anfangen, weil ich die quasi nur darauf warte, wieder unterbrochen zu werden. Und so tippe ich mir gerade den Frust von der Seele. Den Frust nicht nicht arbeiten zu können, weil seit Wochen nicht mehrere zusammenhängende Stunden in der Woche Ruhe habe. Weil ich zum Arbeiten tatsächlich so etwas wie Ruhe brauche. Manchmal würde ich die Zeit gerne anhalten.

Eigentlich bin ich übrigens recht organisiert in meinem Alltag zwischen Kindern, Haushalt, Arbeit, Blog und dem bisschen Freizeit. Eigentlich bin ich übrigens ganz glücklich mit meinem Leben, so wie es ist. Eigentlich habe ich immer ziemlich viel Geduld mit mir und meinen Kindern (für mich braucht es mehr Geduld als für letztere). Aber manchmal staut sich einiges auf.

Heute hat es mich umgehauen.

Eure Kerstin


P.S.: Während ich diesen Beitrag schrieb, kam niemand nach Hause, um zu brüllen, kreischen oder einfach zu rufen. Dafür erhielt ich fünf Anrufe in einer knappen Stunde. So still ist mein Büro… 

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