Hallo Ihr Lieben,
lange Zeit war es hier ruhig um uns. Unser Leben ist an sich schon sehr stressig und aufreibend und wurde durch den Kitas-Streik leider auch nicht ruhiger im Gegenteil!
Nach drei Wochen sind wir auf gut deutsch „DURCH“. Wir sind müde und gereizt. Die Murmels sind nicht ausgelastet und das ständige Home-Office (zum Glück habe ich die Möglichkeit) wird meinen Schreibtisch-Bergen auch nicht gerecht. Zu dem darf ich noch seit einer Woche Urlaubsvertretung machen. Von den Vernachlässigungserscheinungen meines Haushaltes mag ich gar nicht erst reden.
Die Murmels besuchen seit gestern eine Notbetreuung, die über meinen Arbeitgeber organisiert und bereitgestellt wird! Wer selber vom Streik betroffen ist, kann vermutlich die Dankbarkeit erahnen, die ich im Moment für meinen Arbeitgeber hege! Worte vermögen nicht es auszudrücken! (Und auch nicht, dass ich mich dabei wie eine „Streikbrecherin“ fühle)
Seit gestern sitzen nun endlich (zu Beginn der 4. Streikwoche) die Tarifparteien wieder an einem Tisch. Ich habe kaum noch daran geglaubt!
Egal wie sehr uns der Streik gebeutelt hat, versteht diesen Beitrag nicht als Kritik an den Erziehern! Meine Solidarität gehört nach wie vor den Menschen, die in unseren Kinder- und Jugendeinrichtungen so eine wertvolle Arbeit leisten! Uneingeschränkt!
Im nachfolgenden möchte ich Euch meinen Brief an unseren Bürgermeister zeigen, den ich gestern versandt habe. In diesem Brief geht es nicht um juristische Korrektheit (auch wenn eine befreundete Juristin ihn gut fand – ohne Überprüfung der Rechtslage -). Dies ist einfach nur ein Brief einer müden und verärgerten Mutter!
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Bürgermeister,
meine Kinder besuchen seit über zwei Jahren die Kita … in …. Die Eingewöhnung war schwierig und langwierig, doch mittlerweile gehen sie sehr gerne dorthin. Sie haben Vertrauen und Zuneigung zu den Erzieherinnen aufgebaut und Freundschaften geschlossen. Für mich als alleinerziehende voll berufstätige Mutter ist dies die größte erdenkliche Stütze in der Organisation unseres Alltages.
Wie Ihnen bekannt ist, ist unsere Kita bereits in der vierten Wochen streikbedingt geschlossen. Im gesamten Ortsteil gibt es keine Notbetreuung. Notbetreuungsplätze in anderen Einrichtung zu kriegen ist aufgrund der geringen Anzahl und Bevorzugung von Kindern bestimmter Einrichtungen gänzlich unmöglich.
Erschreckend finde ich die Tatsache, dass der VKA und Verdi die Streikdauer bisher nicht genutzt haben, um die Verhandlungen wieder aufzunehmen und zu einer für alle Beteiligte tragbaren Lösung zu finden.
Leider entsteht zunehmend der Eindruck, dass sich die Stadt auf Kosten der Kinder, Eltern und Erzieher wirtschaftlich sanieren will.
Die Stellungnahme bezüglich der Kita-Beiträge auf der Internetpräsenz der Stadt habe ich gelesen und zur Kenntnis genommen. Dies bedeutet nicht, dass ich die Auffassung teile. Im Gegenteil!
Bei den Elternbeiträgen handelt es sich um zweckgebundene Beiträge, nur wird der Zweck derzeit nicht erbracht. Wortwörtlich heißt es bereits in der Überschrift der Satzung „Satzung über die Erhebung von Elternbeiträgen für die Inanspruchnahme der im Stadtgebiet bestehenden Tageseinrichtungen für Kinder…“ Von einer Inanspruchnahme kann mangels geöffneter Einrichtungen aktuell wohl kaum die Rede sein.
Sie kassieren von den Eltern Beiträge für eine Leistung, die sie nicht zur Verfügung stellen. Sie versenden sogar die Schreiben für die neuen (wieder erhöhten) Elternbeiträge für das kommende Kita-Jahr.
Stattdessen verstecken Sie sich hinter einer Mitteilung der Bezirksregierung. Zu der Empfehlung von Frau Ministerin Ute Schäfer, die Elternbeiträge zu erstatten, äußern Sie sich leider gar nicht.
Des Weiteren weise ich darauf hin, dass wir nach dem 8. Sozialgesetzbuch einen Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung haben. Ich vermisse stark das Bemühen der Stadt, diesen Rechtsanspruch zu gewährleisten.
Die Stadt lässt die Kinder und Eltern derzeit massiv im Stich:
- Es ist nicht ersichtlich, dass sich die Stadt für eine Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen zwischen der VKA und Verdi einsetzt, um den Tarifkonflikt möglichst bald beizulegen (ob ein einfaches Anschreiben zum Ende der 3. Streikwoche da ausreichend ist, wage ich zu bezweifeln);
- Bietet keine tragbare Notbetreuung an;
- Verwehrt uns den Rechtsanspruch nach dem 8. Sozialgesetzbuch;
- Saniert sich durch Einbehalt und Zweckentfremdung von Elternbeiträgen.
Ich fordere Sie daher auf,
- auf die VKA einzuwirken, die Verhandlungen mit Verdi schnellstmöglich wieder aufzunehmen und ein verhandlungsfähiges Angebot zu unterbreiten;
- in den jeweiligen Stadtteilen entsprechende Notbetreuungen zu organisieren und damit die Erfüllung des Rechtsanspruchs zu gewährleisten;
- die unrechtmäßig einbehaltenen Elternbeiträge zu erstatten.
Eltern und Kinder sind nicht Spielball der Politik! Die Kinder sind unsere Zukunft und haben eine entsprechende Betreuung verdient!
In der Kita … erhalten meine Kinder eine liebevolle und qualifizierte Betreuung! Diese gehört angemessen bezahlt!
Gleichlautendes Schreiben geht an das Amt für Familie und Jugend.
Mit freundlichen Grüßen
die Murmelmama
Leider bin ich nicht so naiv, zu glauben, dass der Brief etwas bewirkt… aber viel mehr Möglichkeiten haben wir leider nicht, unsere Verärgerung an den “richtigen” Stellen vorzubringen.
Ich hoffe inständig, dass die Tarifparteien sich endlich einigen und wir alle zurück in unsere Normalität können. Ich hoffe aber auch, dass die Erzieher sich nicht aus Pflichtbewusstsein den Kindern und Eltern gegen über unter Wert verkaufen! Gute und wichtige Arbeit gehört auch dementsprechend entlohnt! #aufwerten
Liebe Grüße
Eure Murmelmama