Man (bzw der Kumpel vom Volksmund und seine in der Kindererziehung erfahrene Oma) sagt, mit drei Jahren seien Kinder und je nach Sichtweise auch deren Eltern aus dem Gröbsten raus. Als Eltern hat man es geschafft, wenn man diese magische Grenze überschritten und das jüngste Kind drei Kerzen auf dem Geburtstagszug ausgepustet hat.
Von Wäschebergen und Windelsäcken
Gemäß dieser Regel stecken wir gerade mitten im Gröbsten. Und zwar so richtig tief. Hier geht es grob, gröber und am gröbsten zu, denn wir haben ja bekanntlich drei Minis unter drei Jahren. Das bedeutet unter anderem:
Wir haben drei Windelkinder, die um die Wette pupsen. Wir wickeln nicht nur im Akkord, wir produzieren auch (ökologisch natürlich völlig fragwürdig) eine riesige Menge stinkenden Müll und sind dankbare Abnehmer der von der Stadt ausgegebenen Windelsäcke. Unsere Mülltonne packt die Menge vollgepupster Wegwerfwindeln einfach bei Weitem nicht mehr.
Und nein, wir werden deswegen nicht auf Stoffwindeln umsteigen. Wir schämen uns gebührend, aber die Waschmaschine rotiert sowieso schon den gesamten Tag von morgens bis abends frei und schimpft aus dem Keller hoch ob dieser Überforderung. Denn was man ja gerne schnell verdrängt, sobald Kinder älter werden:
So ein Säugling (bei uns vorhanden in einfacher Ausführung derzeit) weist zahlreiche Undichtigkeiten auf, so dass er bestätigt bespuckte Mullwindeln, beschmutzte Moltonwickelunterlagen und eingepullerte Bodys produziert. Kleinkinder wiederum (bei uns aktuell in doppelter Ausführung vorhanden) können keine Oberbekleidung länger als eine Viertelstunde unbefleckt lassen. Sie beschmieren Pullover mit Schokolade, sammeln Regenwürmer in Hosentaschen und landen mit regelmäßiger Frequenz kopfüber in Matschlöchern.
Mit 2 Jahren ist man schon groß
Die Zweijährigen sind theoretisch ja schon total selbstständig und nicht mehr so pflegeintensiv wie der Säugling, der ja bei Auslieferung so überhaupt rein gar nichts alleine kann.
- Sie essen alleine; sogar mit Besteck.
- Sie können je nach Laune sogar helfen den Tisch zu decken!
- Sie müssen nicht mehr gestillt werden und brauchen weder Milchpulver noch sonstige speziellen Extra-Nahrungsmittel.
- Sie können sich zumindest weitgehend alleine ausziehen und teilweise alleine anziehen.
- Sie schlüpfen selbstständig aus Schuhen, Jacken und Mützen.
- Sie müssen nicht mehr getragen werden und klettern ohne Mühe auf ihre Hochstühle oder in die Autositze.
- Sie können sich alleine beschäftigen (und sogar miteinander spielen dank doppelter Ausführung des Modells „Kleinkind“ im Haushalt).
- Sie können sprechen und einem mitteilen, wo der Schuh drückt, was schmerzt, was sie wollen, was stört.
Soweit die Theorie. Die Praxis besagt:
- Grundsätzlich landet mehr Essen auf dem Tisch, dem Shirt oder beim Bruder im Gesicht als im Mund, denn das ist halt einfach lustiger.
- Schüsseln, die man von der Küche zum Tisch trägt, müssen nicht unbedingt auf dem Tisch landen, denn unterwegs lenkt einen einfach zuviel ab. Man könnte vielleicht kurz mal eben… *klirr
- Die Extra-Behandlung beim Essen verschwindet ja nicht, nur weil die Kinder keinen Brei mehr essen und theoretisch alles essen könnten. Es wird nur immer komplizierter etwas zu finden, was sie essen wollen. „Ich mag das nicht!!!“
- Ausgezogen wird sich vor allem dann immer blitzschnell, wenn man gerade draußen spielt und die Hose stört. Aber bitte doch nicht, wenn Mama das sagt! Anziehen ist sowieso doof und sollte abgeschafft werden.
- Aus Jacken schlüpft man aus Prinzip einfach mal so unterwegs (s.o.). Zu Hause erfreuen sich vor allem Gäste am Kommando „Schuhe ausziehen!!!“, selber befolgt wird es selten.
- Gefühlt muss man Kleinkinder ständig tragen. Dabei sind sie unfassbar schwer und wehrhaft, wenn man sie strampelnd von der befahrenen Straße wegschleppen muss, auf der sie spazieren gehen wollten, statt ins Auto einzusteigen.
- Alleine bzw. zu zweit kommen sie vor allem auf krumme Gedanken und fiese Ideen wie „Babyöl im Krümel-Zimmer gleichmäßig verteilen“ (Ja, das ist tatsächlich passiert. Zwei ganze Flaschen voll. Unser Michel halt.) oder sie reißen sich kreischend gegenseitig die Haare aus. Irgendwas ist halt immer.
- Und das wichtigste: Nur weil Kleinkinder sagen können, was sie wollen, macht es den Umgang mit ihnen nicht ein kleines bisschen einfacher. Das mit dem Willen und dem Wollen ist nämlich hochkomplex! Man will da diese Minute noch was ganz anderes als die nächste und über den Wunsch jetzt aber sofort selber einmal mit der Bohrmaschine bohren zu dürfen, kann man schon einmal so ein bis zwei Stunden in Gebrüll ausbrechen.
Grob gesagt leben wir also derzeit mitten im gröbsten Vollchaos und das beruhigt mich sehr. Denn das heißt vor allem eines: Es kann nur besser werden.
Ich mag meine Kinder übrigens trotzdem ganz gerne. 😉
Eure Kerstin
P.S.: Der obige Beitrag kann als Fortsetzung der ewigen Frage „Wann wird es endlich leichter?“ aufgefasst werden.