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Man hofft, so lange man liebt…

Ihr Lieben,

vergangene Woche entschied sich der Blogger Johannes Korten aus dem Leben scheiden. Zu Hannes möchte ich hier aber nichts schreiben. Zum einen, fällt es mir schwer an ihn zu denken, ohne wieder weinen zu müssen und zum anderen, gibt es hier im Netz viele, die das viel besser können als ich. Es sind bereits einige Beiträge über Hannes geschrieben worden, die ich glattweg unterschreiben könnte, für die ich nur selber nie die richtigen Worte gefunden hätte. Er war einer von den ganz besonderen Menschen. Einer der Guten! Er wird mir wahnsinnig fehlen! All mein Mitgefühl gehört seiner Familie!

Bea Beste ist auch eine von Guten! Sie hat sich auf ihrem Blog mit der Frage beschäftigt, wie wir Menschen helfen können, die so verzweifelt sind? Im Zusammenhang mit Hannes‘ Verschwinden kam der Hashtag #wirfürhannes auf. Bea hat ihn verändert in „#wirfürdich – für jeden Hannes, der nicht mehr weiter weiß“

Sie bittet um Geschichten, von Menschen, die Depressionen überwunden haben und fragt, was ihnen geholfen hat.

Solch eine Geschichte habe ich nicht. Ich habe nur meine eigene kleine Geschichte! Die Geschichte einer Angehörigen!

Mein Mann ist die Liebe meines Lebens. Er ist der einzige Mann, mit dem ich mir jemals vorstellen konnte, alt zu werden.

Und trotzdem leben wir getrennt. Getrennte Wohnungen in unterschiedlichen Städten, 60 km auseinander. Wir sind gemeinsam Eltern, weil wir es beide von Herzen gewollt und gewünscht haben. Und trotzdem bin ich alleinerziehend. Der organisatorische Alltag, die Vereinbarkeit, sämtliche Entscheidungen und Verantwortung liegen bei mir.

Und trotzdem ist er mein Mann und ich liebe ihn!

Als wir vor 4 Jahren geheiratet haben, haben wir uns versprochen, für einander da zu sein – in guten wie in schlechten Tagen. Dass die schlechten Tage auf den Tag genau 4 Monate später bereits so schlecht sind, dass alles eskaliert und er uns von heute auf morgen verlässt, habe ich nie für möglich gehalten.

Obwohl wir seit mehr als 3,5 Jahren diese Situation leben, erscheint sie mir auch heute oft noch unwirklich… Ist sie doch so anders, als alles was ich mir vorgestellt hatte.

Der Grund? Eine Krankheit, die man nicht sieht. Manchmal ist es ein dunkler Schatten, der sich über einen längeren Zeitraum aufbaut, manchmal kommt es plötzlich und unerwartet, weil bewusst oder unbewusst etwas angetriggert wird – weil (seine Worte) „das Arschloch in seinem Kopf, die Schublade öffnet, in die es eingesperrt ist!“ Manchmal – im Moment zum Glück relativ gut – gelingt es ihm, die Schublade direkt wieder sicher zu verschließen. Manchmal mal nicht…

Manchmal verschwindet er dann einfach aus unserem Leben, ist nicht mehr erreichbar, igelt sich in seine dunkle Welt ein. Ich sitze dann da und weiß nicht, was ich unseren Kindern sagen soll, was ich mir selber sagen soll. Jedes Mal aufs Neue fühlt es sich an, wie unser Ende. Jedes Mal aufs Neue gerät meine Welt aus den Fugen.

Manchmal geht er mit einem großen Knall, einem fürchterlichen Streit und schlimmstenfalls Suizid-Androhungen… und manchmal ist meine Wut (im Streitfall) das Einzige was mich noch trägt, was mich stehen bleiben lässt.

Wenn ich dann abends alleine bin, wenn meine Kinder schlafen und die Welt um mich herum ruhiger wird, dann kommen die Angst und Verzweiflung. Oft, verdammt oft, wollte ich den endgültigen Schlussstrich ziehen. Wollte meine Kinder und mein Herz vor dieser Unberechenbarkeit schützen. Wollte ich uns vor der Welt verstecken… Oft, verdammt oft, wusste ich nicht mehr, ob bzw. wie weit meine Kraft reicht und ob ich dem Ganzen noch gewachsen bin.

Und dann ist er wieder da! Der Mann, den ich liebe… der mir nach 11 Jahren noch Schmetterlinge und weiche Knie beschert, der, mit dem ich alt werden möchte… in guten wie in schlechten Tagen. Und dann kann ich wieder (für eine Weile) alles glauben und hoffen! Dann will ich alles glauben und ich will hoffen – Hoffen, dass uns das Arschloch eine Weile in Ruhe lässt, um als Familie, als Paar die Zeit zu genießen und neue Kraft zu tanken.

Dieses Arschloch in seinem Kopf ist eine Krankheit! Das Arschloch heißt Depressionen.

Wir suchen mittlerweile seit über 3 Jahren einen Therapieplatz. Es gibt hier keine Therapieplätze für Kassenpatienten – obwohl es statistisch gesehen angeblich zu viele gibt. Nur wo? Natürlich könnten wir zu einem Privaten gehen, aber wir müssten immer in Vorleistung gehen und uns mit seiner (nicht besonders zugänglichen) Krankenkasse kloppen. Geld, das wir nicht haben. Energie, die wir nicht haben.

Wie oft mussten wir uns anhören, „Der soll sich nicht so anstellen. Er ist doch jung und gesund“ oder „anderen geht es viel schlechter“.

Wie oft musste ich mir anhören, „Will lange willst Du Dir das noch antun?“ „Was Besseres als den, findest Du überall!“ „Hast Du das denn nicht vor den Kinder bzw. der Heirat gemerkt?“

Die Aufzählungen könnte ich noch um einiges ergänzen. Manches kann ich verzeihen, weil ich weiß, dass die, die es sagen, sich Sorgen um die Murmels und mich machen. Manches hat zum Kontaktabbruch geführt.

Erkrankungen der Seele sind nach außen hin nicht sichtbar. Vielleicht ist das einer der Gründe, dass sie so wenig akzeptiert sind? Sie sind für die Menschen nicht so einfach zu erfassen und nachzuvollziehen, wie gebrochene Knochen und eine Grippe.

Auch mir gelingt es nach wie vor nicht, es immer nachzuvollziehen oder gar den Schatten kommen zu sehen. Gerade, wenn es mal wieder etwas stressiger in unserem Leben ist, erwische ich mich selber, wie ich ihn beobachte, wie ich auf mögliche Signale lauer… aber auch für mich ist es nicht greifbar. ABER ich sehe, wie der Mann, den ich liebe, leidet und DAS zerreißt mich!

Kann es im Leben etwas Besseres, etwas Größeres geben, als mit dem Menschen zusammen zu sein, den man liebt? Nein! Wie sollte ich also etwas „Besseres“ finden können?

Was hätte es geändert, wenn ich oder wir seine Erkrankung vorher geahnt hätten? Ich hatte keine Erfahrung oder Vorstellungskraft bezüglich eines Zusammenlebens mit Depressionen. Von daher hätte es rein gar nichts geändert.

Natürlich kann ich mich trennen… nur will ich das nicht! Ich liebe meinen Mann und er liebt mich. Wir haben gemeinsam zwei wundervolle Kinder, die wir beide abgöttisch lieben. Ich habe genau die Familie, die ich will!

Vermutlich wäre mein Leben einfacher, weniger zermürbend und aufreibend – aber es wäre nicht mein Leben, weil der Mensch fehlen würde, den ich liebe!

Man hofft, so lange man liebt!

Man kämpft, so lange mit liebt!

Was mein Leben bzw. unser Leben definitiv leichter machen würde, wenn man sich nicht permanent rechtfertigen müsste. Ich sperre einige Menschen mittlerweile bewusst aus Teilbereiche meines Lebens aus, um dies zu umgehen. Es tut mir weh, weil es Menschen sind, die mir lieb und teuer sind. Aber das, was uns umtreibt, ist für sie nicht nachvollziehbar und es mangelt ihnen bezüglich psychischer Erkrankungen an der nötigen Empathie. Mir ist es zu anstrengend, permanent erklären zu müssen, warum ich mich bisher nicht von meinem Mann getrennt habe und dies auch hoffentlich nicht passieren wird.

Besagte Menschen trauen mir so viel zu. Vertrauen mir, vertrauen meinem Verstand… nur für MEIN Leben die richtigen Entscheidungen zu treffen, trauen sie mir scheinbar nicht zu. Wie viel mehr Kraft könnte ich haben, wenn sie mir mein Leben zutrauten?

Gerne möchte ich die Beas Fragen an Euch weitergeben. Was habt Ihr in Zusammenhang mit Depressionen erlebt? Könnt Ihr positive, Mut machende Geschichten erzählen?

Wie können wir helfen?

Alles Liebe

Eure Tanja

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