Header des neuen Familienblogs nach Relaunch

Es war nie einfach… Blogparade über die Beziehung zu den Eltern

Tante Emma hat zu einer Blogparade gerufen, in der es um das Verhältnis zwischen uns und unseren Eltern geht, seit wir selber Eltern sind. Auslöser hierfür war eine Twitter-Unterhaltung, der ich nur am Rande als stiller Leser gefolgt bin. Besonders berührt hat mich der Beitrag von Mo auf 2kindchaos. Es ist beeindruckend, unter was für Umständen Menschen dennoch herzliche und empathische Wesen bleiben können.<3 Herz und Empathie gibt es bei der lieben Mo nämlich reichlich.

Ich bin nicht auf einem Ponyhof groß geworden. Im Vergleich zu meinen älteren Geschwister hatte ich aber zumindest relativ entspannte (oder mittlerweile abgestumpfte) Eltern. Ich hatte vergleichsweise viele Freiheiten, die ich damals als Desinteresse meiner Eltern an mir eingestuft hatte. Heute weiß ich, dass es ein Ausdruck des Vertrauens sein sollte. Sie wussten, so sagten sie mir später einmal, dass ich nie meine Schule so sehr vernachlässigen würde, dass es kritisch wird – im Gegensatz zu meinem 15 Monate älteren Bruder.

Als Jugendliche war es ein schreckliches Gefühl, zu denken, dass man den eigenen Eltern egal ist. Dass es egal ist, ob man lebt oder stirbt. Letzteres wollte ich mehr als einmal, weil ich mich so ungeliebt und überflüssig gefühlt habe. Es gibt Äußerungen meiner Mutter, die sich bis heute eingebrannt haben: „Du bist doch eh zu blöd für Abitur!“ „Was willst Du mit Abitur, Du heiratest doch eh!“

Tja, nun wisst ihr, warum ich unbedingt Abi machen wollte und es auch getan habe. Mein Papa war, glaube ich, ziemlich stolz auf mich. Ich war die erste (und bin es noch) in unserer Familie, die Abitur auf dem ersten Bildungsweg gemacht hat.

Körperliche Zuneigung gab es bei uns zu Hause nicht… Ich war von jeher ein Papa-Kind. Ich werde nie vergessen, wie ich im Alter von ca. 5 Jahren (aktuelles Murmel-Alter) mit meinem Papi kuscheln wollte und mir meine Mutter daraus eine Art Ödipuskomplex einreden wollte… Ich habe nie wieder mit meinem Papi gekuschelt. Nie wieder.

Die „Erziehung“ durch meine Mutter war von der Art, „Warte bis der Papa nach Hause kommt!“. Es wurde regelmäßig, wenn wir nicht „spurten“, mit Papa gedroht und versucht uns Angst zu machen. Mein Vater hat mich nicht oft geschlagen und wenn, dann war für uns immer klar, Mama ist schuld!

Ich muss auch gestehen, ich habe meine Mutter geschlagen!

Ich war ca. 16 oder 17. Ich saß am Esstisch und machte Hausaufgaben. Mama war in der Küche und spülte. Da ich nicht direkt aufsprang, um abzutrocknen, war sie der Auffassung, mir mit dem feuchten Geschirrtuch einen zu verbraten. Ich bin aufgesprungen und habe sie angeschrien, worauf sie direkt noch einmal ausholte… Tja… und dann ist mir meine Hand ausgerutscht und ich habe ihr eine gescheuert. Dann habe ich meine sieben Sachen gepackt und mich erst mal eine Weile bei Freunden verkrochen.

Bei der letzten körperlichen Auseinandersetzung mit meinem Vater war ich 19. Ich hatte mein Abitur hinter mir und war im sozialen Jahr. Worum es bei dem vorangegangenen Streit ging, weiß ich nicht mehr. Zumindest eskalierte es und mein Vater schmiss mir mit Wucht eine Dose Kondensmilch an den Kopf. Das schlimmste war die nachfolgende Erniedrigung, die von ihm produzierte Sauerei aufwischen zu müssen.

An diesem Tag beschlossen meine Jugendliebe und ich auszuziehen… 2 Monate später hatten wir eine Wohnung.

Seit ich zu Hause ausgezogen bin, hat sich das Verhältnis zu meiner Mama radikal verbessert. Ich weiß, dass dies bei meinen Geschwistern ebenso war. Zu meinem Vater hatte ich eigentlich immer ein gutes Verhältnis. Auslöser für Differenzen oder Eskalationen waren in der Regel Auseinandersetzungen mit meiner Mutter.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt. Einsicht oder klärende Gespräche wird es dazu nie geben, da meine Eltern bzw. meine Mutter mich diesbezüglich nach wie vor nicht ernst nehmen. Von daher habe ich für mich selber mittlerweile einen Haken daran gemacht.

Für den ein oder anderen mag sich das jetzt alles sehr grausam lesen. Besonders als Jugendliche habe ich es auch oft so empfunden. Dennoch dominieren die schönen Erinnerungen – besonders mit meinem Papa. Mein Papa war, neben seiner Arbeit, immer sehr engagiert, besonders in Politik und Gewerkschaft. Das gepaart mit Schichtdienst bedeutet, dass er nicht oft zu Hause war.

Aber in den Ferien, wenn wir alle zusammen in Holland auf dem Campingplatz waren, gehörte Papa uns! An den Strand gehen, Drachen steigen lassen, Schwimmen, Surfen, Toben … Mein Papa war für keinen Spaß und keinen Blödsinn zu erwachsen. Als ich anfing mich für Politik zu interessieren, hat er mich und meine Meinung ernst genommen und mit mir leidenschaftlich diskutiert (was von Mama meist als Streit gewertet wurde).

Sie haben uns immer in unserer Selbständigkeit und Unabhängigkeit unterstützt. Wie schwer es ihnen fiel, habe ich gemerkt, als ich nach dem Abitur alleine nach Irland geflogen bin… Meine Mama sagt, bei mir sei vieles für sie am schwersten gewesen. Ich bin die Jüngste. Als meine Geschwister gegangen sind, war da immer noch wer… als ich gegangen bin nicht mehr.

Meine Mama wusste immer, wann wir nachts nach Hause gekommen sind – bis zu dem Tag, an dem wir ausgezogen sind. Sie (oder ihr Unterbewusstsein) war nicht mehr zuständig. Sie hat es nicht mehr gehört, wenn ich nachts spontan zu ihnen gekommen bin. Ich war in die nächste Stadt gezogen. Wenn ich bei uns im Dorf auf einer Party war, hab ich mich (mangels Auto und nächtlicher Busverbindungen) schon mal unangekündigt bei ihnen auf dem Sofa eingenistet.

Eines war uns immer klar, wenn alle Stricke reißen, Mama und Papa werden immer da sein! Sie werden immer eine verlässliche Größe in unserem Leben sein.

Als Erwachsene hatte ich immer ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Das einzige, was ich nicht verstanden habe, dass ich immer zu ihnen kommen musste. Ich kann das an einer Hand abzählen, wie oft meine Eltern mich in meinem Leben vor den Kindern zu Hause besucht haben. Die Herzlichkeit – Umarmungen, Küsschen, wenn wir uns lange nicht gesehen haben oder wissen, dass wir uns lange nicht sehen werden – ist erst in den letzten 10 Jahren gewachsen. Auslöser hierfür war vermutlich der Tod meiner Schwester. Das Wissen, um die Ungewissheit. Es hat uns alle weicher werden lassen. Trauriger, melancholischer, aber im eben im Umgang miteinander auch herzlicher.

Ich schrieb vor einiger Zeit hier auf dem Blog schon mal ein Loblied auf meine Eltern. Meine Eltern haben die Murmels und mich nach der Trennung vom Murmelpapa ohne mit der Wimper zu zucken für 4 Monate aufgenommen. Sie sind von heute auf morgen in die Vollzeitbetreuung von 2 Babys eingestiegen. Der Nasenbär hat in der Zeit fast jede Nacht bei meinen Eltern geschlafen, da ich in dem 90er Bett nur ein Kind zu mir nehmen konnte. Sie haben mir den Rücken freigehalten, damit ich arbeiten, mein Hause vermietungsfertig machen und meine neue Wohnung renovieren konnte. Sie waren da, als ich sie am dringendsten brauchte <3 Natürlich bedeutete das auch, dass ich mich damit arrangieren musste, dass meine Eltern Sachen anders machen als ich… aber ich denke, wir haben für uns gemeinsam einen Weg gefunden, der für uns alle vertretbar war.

Trotz aller Liebe und Dankbarkeit, war ich froh, als die Zeit vorbei war. Ich bin mit den Murmels auf eine halbe Baustelle gezogen. 4 Monate sind nun die offizielle Höchstgrenze für meine Mama und mich in einer Wohnung.

Meine Eltern lieben unsere Murmels heiß und innig! Meine Murmels lieben ihre Großeltern heiß und innig! Meine Eltern sind für das bedingungslose liebhaben und verwöhnen zuständig… und das machen sie großartig. Bei wichtigen Dingen fragen sie bzw. halten sich raus.

Sie haben bei uns vieles anders gemacht, als ihre Eltern/Mütter bei ihnen. Ich mache vieles anders, als meine Eltern es getan haben. Auch meine Kinder werden Dinge anders machen, als ich es getan habe. Das ist der Lauf der Zeit.

In vielen Dingen werden wir niemals einer Meinung sein. Das ist auch nicht wichtig. Wir sind für einander da und stehen für einander ein. Das ist wichtig!

Liebe Mama, lieber Papa, wir haben es nicht immer leicht mit einander gehabt und werden es vermutlich auch nie leicht miteinander haben. Vielleicht liegt es zumindest teilweise daran, dass wir alle so unverückbare und leidenschaftliche Sturrköpfe sind… Ich liebe Euch und ich froh und dankbar, Euch zu haben!

Eure Tanja

P.S.: Wie sind Eure Erfahrungen? Hat sich das Verhältnis zu Euren Eltern durch Euer eigenes Eltern-sein verändert? War das Eltern werden bei Euch der Auslöser, mit Euren Eltern und/oder Eurer Kindheit aufzuräumen?

 

 

#wmdedgt Advent Alleinerziehend Alltag Alltagsgeschichten Baby backen Bilder Blog bloggen Blogparade Das erste Jahr DIY Eltern Erziehung Familie Familienalltag Familienblog Familienfeier Familienleben Familienpolitik Familienurlaub Freundschaft Geburt Geburtstag Geschwister Haushalt Inspiration Kinder Kindergarten Kindergeburtstag Kleinkind Kleinkinder Krankheit LebenmitKindern Mama Mamablog nähen Stress Tagebuch Unterwegs mit Kindern Vereinbarkeit Weihnachten Zwillinge Zwillingsschwangerschaft