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Einmal Camping für Anfänger, bitte.

“Wir fahren Ostern nach Spanien! Mit der ganzen Familie! Auf den Camping-Platz!” verkündete der Traummann vor einigen Monaten ziemlich unvermittelt.

Meine erste spontane Reaktion lag irgendwo zwischen Notarzt rufen – seinen Geisteszustand überprüfen lassen – und höflichen “Du hast wohl den Schuss nicht gehört? Mit mir? Niemals!”

Camping? In Reihe kacken und zum Duschen anstellen? In Jogginghosen auf dem Gaskocher Ravioli erwärmen?

Ich mag Frühstücksbuffets mit frischem Obstsalat und Rühreiern. Ich gehe gerne essen, mache mich dafür liebend gerne schick. Ich genieße es, wenn ich meine Betten nicht selber machen muss und jemand mein dreckiges Geschirr abräumt. Camping?

Camping für Anfänger – Ein Drama in drei Akten

Prolog

Ich habe vor Jahren in eine Camping-Dynastie eingeheiratet. Ich!

Jeder Zweig meiner verzweigten Schwiegerfamilie besaß oder besitzt einen Wohnwagen oder Wohnmobil, der/das fuhr oder auch permanent stand. Es gab sogar Zelte, die außerhalb des eigenen Gartens verwendet wurden. Schockierend!

Meine Schwiegereltern fahren seit unzähligen Jahren jedes Jahr wochenlang auf den immer gleichen Camping-Platz nach Spanien. Die Schwägerin mit ihrem Freund auch. Der Schwager mit seiner Familie ebenso. Mein Mann fuhr als Kind tausende Kilometer mit seinen Eltern, um im Zelt vor deren Wohnwagen zu urlauben. Er flog auch später oft genug dorthin für einen kurzen Familienurlaub, wenn seine Freundin (ich) keine Lust/Zeit hatte, ihn zu begleiten.

Ich machte in meiner Kindheit meist Urlaub in Ferienwohnungen. Die galten als guter, familienfreundlicher Kompromiss zum rundum Service eines Hotels. Meine Mutter legte wert auf Komfort und möglichst wenig Hausarbeit. Wir gingen grundsätzlich essen und man lies sich verwöhnen. Ich finde die Idee, seinen eigenen Haushalt auf Rädern mit in den Urlaub zu schlörren ziemlich abwegig.

Ich holte also Luft, um die Idee des Campings ganz charmant und rücksichsvoll als völlig absurd, abwegig und extrem bescheuert zu betiteln, schluckte kurz und schloss den Mund. Beziehung ist ja keine Einbahnstraße und so… ähm oder sowas in der Art. Ich hoffte halb, der Plan würde sich verlieren und beschloss andernfalls – möglichst offen – das ganze auf mich zukommen zu lassen. Ausnahmsweise. Er freute sich ja so. Der Mann.

1. Akt: Die Anreise

Der Plan löste sich nicht in Luft auf. Er wurde konkreter und ich hielt mich raus. Mir fiel zum einen schlicht nichts konstruktives zur Urlaubsplanung ein. Und zum anderen warte ich mit dem Urlaubsstress gerne mal bis zum Vortag der Abfahrt. Stresst sonst zu sehr.

Am Vortag der Reise beschloss der Krümel zu fiebern. Er fieberte ordentlich und mit all seiner kleinkindlichen Energie, heiß und kräftig, die ganze Nacht. Ich verbrachte ebendiese mit dem hitzigen Kind auf dem Arm. Sitzend. Wach.

Der Plan (aus dem ich mich herausgehalten hatte) lautete: Die Kinder gehen in die Betreuung, wir packen die Klamotten, wuchten sie ins Auto, holen die Kinder ab, fahren bis Luxemburg, essen Abendbrot, machen alle “bettfein”, durchqueren Frankreich in der Nacht mit schlummernden Passagieren auf der Rückbank (an dieser Stelle hatte ich schonmal Zweifel angemerkt, da ich unsere Passagiere ja kenne) und frühstücken entspannt in Spanien auf dem Platz.

Der Traummann hielt dies für eine gute Idee, denn so war es Praxis seit Menschengedenken in seiner Familie. Zweifel schienen unangemessen.

Ich meldete aber dann doch den Wunsch an, eventuell noch eine Nacht daheim schlafen zu dürfen, bevor ich einmal kurz 1356 Kilometer mit dem Auto abreiße. Möglicherweise wäre dann auch der Krümel besser gelaunt und nicht mehr gar so hitzig im Gemüt?

Ich kürze die Debatte ab. Wir hielten uns an den Plan. Der nicht mein Plan war, aber ich hatte ja beschlossen, ausnahmsweise mal einfach mitzumachen. Also…

Lange Autofahrten sind ja sooo schön! Nicht

Da musste ich jetzt durch. Wir mussten da durch.

Bis Luxemburg ging es auch noch. Doch dann begannen die langen Autobahnen Frankreichs, es wurde dunkel, die Kinder müde. Und sie schliefen nicht.

Sie jammerten. Sie wollten nach Hause. Sie wollten ankommen. Vor allem wollten sie ins Bett. Schlafen. Immer mal wieder nickte eines der drei ein, manchmal auch zwei, gar drei. Doch genauso schnell wachten sie wieder auf. Weinend.

Der Krümel brüllte bloß schrill, lies sich kaum beruhigen. Die Großen weinten “Mama, ich will ins Bett!” Auf dem Navi standen noch irre hohe dreistellige Kilometerzahlen, die Nacht und vor allem die französischen Autobahnen drohten noch lang zu sein. Sehr lang.

“Das geht so nicht, wir müssen Halt machen. Wir müssen irgendwo schlafen.” – “Die schlafen doch gleich. Die sind so müde.” – “Die schlafen nicht! Siehst du doch!” – “Alle Kinder schlafen im Auto.” – “Unsere nicht.” –  “Ich habe früher immer im Auto geschlafen.” – “Ich nicht! Ich konnte das nicht.”

Und die Kilometer schlichen so dahin, wurden nicht weniger. Die Kinder schliefen nicht, nickten nur immer wieder kurz ein. Permanent weinte eines. Wir diskutierten. Wir stritten. Ich betitelte den Plan für von vorne bis hinten als total bescheuert. Der Traummann beschloss niemals wieder mit uns im Auto längere Strecken zu fahren. Ich wollte umkehren. Sofort!

Motel_chaoshoch2

Wir hielten kurz nach Mitternacht mit drei weinenden Kindern an einem äußerst fragwürdigen Motel irgendwo an einer französischen Raststätte, 800 km vor dem Ziel. Die Kinder fielen bei Matratzenkontakt in Tiefschlaf.

Ich nicht. Es roch. Durchdringend. Der Sonnenschein lag auf mir.

Ich war übermüdet. “Über den Punkt” würde man bei einem Kind sagen. Ich war dank der Fiebernacht zuvor schon weit über 36 Stunden wach. Ich konnte nicht schlafen.

Auch wenn der Rest der Fahrt am nächsten Tag eher ereignisarm verlief, mit vielen Pausen anstrengend und lang war, ich war durch. Ich war sowas von übermüdet, neigte zu hysterischem Heulen und brauchte dringend Urlaub vom Urlaub. Ich wollte niemanden sehen, niemanden sprechen, ich wollte nach Hause.

Niemals wieder! Niemals nie!

2. Akt: Akklimatisierung

Jetzt waren wir aber nun einmal da. In Spanien. Und am nächsten Morgen schien die Sonne. Es war warm. Die Palmen wehten im Wind. Die Kinder freuten sich über das Meer. Über Oma und Opa. Die Cousins. Die Onkel und Tanten. Ich lies mich mitreißen.

Unsere Unterkunft – ein Mobilheim – glich vom Prinzip ja durchaus einem kleinen Ferienhaus.  Nur eben sehr komprimiert. Drei Schlafzimmer, ein Eingangs-Wohn-Kochbereich und sogar ein Miniatur-Badezimmer. Auf die Toilette musste man rückwärts einparken, um dann vorsichtig die Tür zu schließen. Aber manch Reihenhaus hat kein großzügeres Gäste-WC.

Die Schwiegerfamilie hatte die Wohnwagen mit den Vorzelten auf den gewohnten Parzellen am anderen Ende des relativ kleinen Platzes aufgestellt. Außer Sichtweite.

Schnell war unser Bollerwagen, der täglich gefühlt zweihundert Mal von wechselnden “Zugpferden” mit wechselnden Passagieren oder auch schwerer Ladung quer über den Platz gezogen wurde, bekannt. Man kennt sich auf so einem Platz.

3. Akt: Urlaub!

War es die Sonne? War es das Meer? Waren es die schönen Küstenwege oder die coole Strandbar? Waren es die Gassen der Altstadt? War es der Sangria?

Ich weiß es nicht, aber es kam der Moment, in dem ich tatsächlich überlegt habe, ob sich der Kauf eines Wohnwagens wohl rentieren würde. Ja, ich bin wahnsinnig. Und nein, das würde er vermutlich nicht, denn dann müsste man immer campen und ich möchte auch zwischendurch gerne noch andere Urlaube machen.

Aber der Urlaub war schön. Aus den Vorzelten grüßten die anderen Urlauber freundlich lächelnd, wenn ich mit unserem Bollerwagen vorbei zog. Die Kinder genossen die Anwesenheit der ganzen Familie. Die Zwillinge ihre Freiheiten.

Denn gerade als der Platz nach Ostern leerer wurde, durften sie durchaus mal alleine mit den Cousins zu den Spielplätzen des Campingplatzes gehen. Wir waren viel unterwegs. Am Strand. Der Sonnenschein war sogar im Meer!

Wir haben Drachen steigen lassen, sind in Straßencafés dem Krümel abwechselnd durch die Tischreihen hinterher gesprintet, haben es uns gut gehen lassen. Wir aßen keine Ravioli, sondern gingen fast immer essen. (Die Bar am Platz ist übrigens hervorragend.) Ich habe die Duschen im Waschhaus benutzt und genossen alleine duschen zu gehen. Während mir im Mobilheim wahrscheinlich alle drei Kinder versucht hätten gleichzeitig unter ebendiese zu folgen.

Ich habe es genossen, dass immer jemand da war, der auch mal ein Blick auf die Kinder hatte. Ich würde immer wieder mit Großfamilie fahren und auch gerne wieder auf diesen Campingplatz. Wenn nur die lange Fahrt nicht wäre…

Epilog

Wir mussten übrigens irgendwann wieder nach Hause. Die ganzen tausenden Kilometerse zurück. Quer durch Frankreich.

Aber wenn man tagsüber fährt und nicht mit dem Gedanken, die Strecke möglichst schnell runterzureißen, dann geht das halbwegs. Netterweise sind die französischen Autobahnen offenbar in besserem Zustand als die unsrigen. Zumindest gibt es viele, sehr gute Rastplätze mit schönen Spielgelegenheiten und ausreichend Möglichkeiten für ausgedehnte Pausen. Spaß macht das trotzdem nicht.

Könnt ihr auch nachlesen. 😉

Der Traummann fährt übrigens nie wieder mit uns so lange Auto. Hat er gesagt!

Mal schauen,
Eure Kerstin


P.S.: Die nächsten Tage gibt es übrigens noch einen ausführlichen Bericht mit vielen Fotos über den Camping-Platz ansich.

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