Eine meiner liebe Twitter-Freundinnen, die Esther Uiuiui, bloggt seit kurzem. Sie nimmt uns mit, auf wunderbare Gedankenspaziergänge. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei ihr mal vorbei zu schauen.
Kürzlich veröffentlichte sie einen Beitrag zum Thema „Ziele“. Überschrieben ist dieser Beitrag zwar mit „Erziehungszielen“, um die es natürlich auch geht, aber auch um Ziele und Lebensziele im Allgemeinen.
Ich fand den Artikel überaus spannend und interessant und musste ganz ganz viel nicken. In meinen Kommentar schrieb ich dies dann auch und überlegte direkt, selber dazu zu schreiben.
Esther und ich haben uns auch schon bei verschiedenen Gelegenheiten im „real life“ getroffen. So dass wir uns auch über Twitter hinaus kennen und schätzen. Auf meinen Kommentar äußerte sie, dass ich ihr „oft so zielgerichtet“ vorkomme. Vom Grundsatz hat sie recht und unrecht zugleich…
Ich bin zielgerichtet. Ich bin ein Kontrollfreak. Mein Leben mit den Murmels verläuft extrem strukturiert. Ja. Absolut. Und das hat auch sein Gründe.
Unser gemeinsames Leben braucht eine feste Struktur aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist besonders die Maus schnell überreizt und überfordert, was für alle Beteiligten dann extrem anstrengend wird. Sie braucht einen ganz klaren Tagesablauf und eine feste Struktur. Das gibt ihr Sicherheit. Sie ist sich darüber vermutlich (noch) nicht bewusst, aber wir spüren sehr schnell die Auswirkungen.
Zum anderen, fordert meine gelebte Vereinbarkeit eine Menge von mir. Ich habe zu funktionieren und das geht nur mit einem geregelten Ablauf. Ich habe in der Regel alle Bälle gleichzeitig in der Luft. Wenn einer von ihnen die Flugbahn verändert, gerät alles aus dem Rhythmus.
Also was unseren Alltag angeht, läuft alles nach einem festen Plan – sonst würde gar nichts laufen und das Chaos wäre perfekt.
Aber es ging in Esthers Artikel gar nicht so sehr um die Gegenwart und den Alltag. Es war eher zukunftsorientiert bzw. auf die Lebensplanung ausgelegt.
Einen Lebensplan in dem Sinne habe ich nie gehabt. Die meiste Zeit meines Lebens wusste ich nicht, ob ich mal Kinder bekommen möchte oder heiraten. Natürlich habe ich mir über so was Gedanken gemacht. Die Ergebnisse dazu waren jedoch stark tagesform- und launenabhängig.
In Bezug auf das Kinder kriegen, gab es in meinem Leben ein einschneidendes Erlebnis: Auf der Beerdigung meiner Schwester tanzte ihre, damals ca. 20 Monate junge Enkeltochter mit ihrem Windelpopo vor der Urne. Das war für mich ein „Klick-Moment“. Um nichts anderes im Leben geht es eigentlich. Ab da war klar, ich möchte Kinder. Aber auch das war nur eine grundsätzliche Willenserklärung, ohne dass es dazu konkrete Pläne gab. Ich konnte mir erstmals in meinem Leben tatsächlich vorstellen, Mutter zu werden.
Bis es tatsächlich so weit war, sind dann noch mal 5 Jahre ins Land gezogen.
Die Entscheidung dazu ist dann sogar sehr spontan gefallen. Der Murmelpapa und ich haben uns Ende April 2011 darüber unterhalten, dass wir uns beide vorstellen können, gemeinsam Eltern, gemeinsam eine Familie zu sein und uns das auch wünschen… Im Februar 2012 wurden die Murmels geboren!
Auch beruflich verlief in meinem Leben nichts nach Plan. Im vergangenen Jahr habe ich durch Zufall eine interne Stellenausschreibung gesehen, von der ich mich extrem angesprochen fühlte. Obwohl ich bei weitem nicht alle Qualifikationen erfüllte, habe ich mich dennoch beworben und die Stelle bekommen. Auch mal wieder spontan.
Mein Haus. Ich bin gelernte Immobilienfachwirtin. Ein lieber Freund brauchte Hilfe beim Verkauf seines Hauses. Die Maklerin, die das für ihn machen sollte, zeichnete sich durch extreme Untätigkeit aus. Ich erklärte mich bereit, mir das Haus anzusehen und zu schauen, ob ich ihm helfen kann. „Sie kam, sah und kaufte!“ Mein Haus und ich, das war Liebe. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt meines Lebens tatsächlich als Hauseigentümer gesehen. Nun bin ich sogar privat Vermieterin.
Kürzlich hatte Mo von 2Kindchaos mich für den LiebstenAward nominiert. Eine ihrer Fragen lautete: „Wenn Du träumen könntest: Wie sieht Dein Leben in 10 Jahren aus?“ Die Beantwortung dieser Frage ist mir außerordentlich schwer gefallen. In erster Linie habe ich mir meinen Mann gesund und unsere Familie zusammen gewünscht…
Ich weiß nicht, wo ich in 10 Jahre stehe. Ich will es auch gar nicht wissen. Die besten und wichtigsten Entscheidungen meines Lebens habe ich spontan aus dem Bauch heraus getroffen. Und das war und ist gut so.
Pläne schränken mich ein.
Ich weiß nicht, was in der Zwischenzeit passiert. Was sich verändert. Wem ich begegne.
Wie kann ich mich verplanen, wenn ich all die Unabsehbarkeiten nicht mit einkalkulieren kann? Was ich nicht weiß, kann ich nicht berücksichtigen. Von daher ist doch eigentlich jeder Plan bereits im Ansatz zum Scheitern verurteilt…
Heute bin ich der Meinung, ich habe den tollsten Job für mich gefunden. Vielleicht finde ich ihn morgen ganz fürchterlich oder es kommt ein noch tollerer daher? Von daher würden sich dann alle Pläne, in den mein jetziger Job eine Rolle spielt in Luft auflösen.
Ich plane nicht. Ich träume… Träume sind wesentlich flexibler und leichter änderbar als Pläne.
Manche Träume verfliegen. Manche begleiten mich lange Zeit, oft viele Jahre. Manche bleiben sogar bis zu ihrer Erfüllung.
Die Träume, die sich verflüchtigen, waren vielleicht nicht wichtig genug. Vielleicht haben sich die Bedingungen oder der Rahmen verändert. Vielleicht bin ich irgendwo anders abgebogen, wo ich einen neuen wichtigeren Traum gefunden habe. Vielleicht habe ich mich verändert oder meine Prioritäten.
Und ja, ich vermisse es, im Alltag zur Zeit nicht so spontan sein zu können, wie ich es gerne wäre! Aber aktuell ist es, wie es ist. Damit zu hadern, würde mich nur unzufrieden machen. Von daher nehme ich es so an und hin, wie es gerade ist. Irgendwann kann ich auch mit meinen Murmels spontan sein, ohne dass deswegen die Welt der kleinen großen Maus aus den Fugen gerät. <3
Aktuell stehe ich vor einer Entscheidung zwischen Herz und Kopf (Vernunft). Ich werde mich gegen mein Herz entscheiden müssen, da ich eine Herz-Entscheidung alleine nicht stemmen kann und diese mit zu vielen Komplikationen und Risiken verbunden wäre… es tut weh. Es tut verdammt weh und macht mich unendlich traurig. Dennoch kann ich diesmal leider nicht anders. Ich weiß schon jetzt, dass die Frage, ob es nicht vielleicht doch anders gegangen wäre sehr sehr lange begleiten wird. 🙁
Wie immer, möchte ich die Fragestellung an Euch weitergeben: Wie steht Ihr dazu? Plant Ihr Euer Leben oder handelt Ihr eher spontan und schaut, wo das Leben Euch hin führt?
Viele liebe Grüße
Eure Tanja