Header des neuen Familienblogs nach Relaunch
Wutanfall eines Zweijährigen

Supermarkt-Storys ODER eine Ode an das Kleinkind

Es war einmal eine junge Mutter dreier entzückender kleiner Kinder, die wollte musste einkaufen gehen. Was dann geschah, lies sie ein Loblied auf die Kleindkinder dieser Welt singen.

So oder so ähnlich jedenfalls.

Also. Ich musste einkaufen. Muss ich ja beinahe täglich, denn so sehr ich es immer versuche, das mit dem planvollen Wocheneinkauf ist nicht so ganz meins. Das Konzept geht bei uns irgendwie nicht auf.

Ein Einkauf mit ein bis drei Kindern ist bei uns tägliche Routine. Entsprechend fuhr ich gut gelaunt nach dem Einsammeln aller drei kleinen Chaoten von Tagesmutter und Kindergarten auf den Parkplatz eines ansässigen Discounters.

Wir steuerten auf den Eingang zu und dort standen sie:

Diese entzückenden kleinen Kindereinkaufswagen.  Die hatte der Discounter kürzlich neu erworben und ganz familienfreundlich seinen Kunden zur Verfügung gestellt. Meine drei waren ganz aus dem Häuschen und stürmten darauf zu.

Das kennen sie vom Drogeriemarkt. Hier brauchte ich aber erstmal eine entsprechende Anzahl Einkaufschips für die Wagen. Drei mussten es sein, denn auch Krümel wand sich in schierer Vorfreude schon ungestüm auf meinem Arm.

Ich wühlte mit dem freien Arm in meiner Tasche und überlegte kurz: Bleibe ich bei dem Plan, Krümel im großen Einkaufswagen und somit halbwegs unter Kontrolle durch den Discounter zu schieben, oder wage ich es, ihn mit so einem Rammbock in den Laden zu schicken?


Krümel ist aktuell 23 Monate alt und im besten Alter für wunderschöne Wutanfälle. Landläufig wird das Trotzphase genannt, netter sei Autonomiephase, ich nenne es anstrengende Krisenzeit.


Würde ich den Zwillingen einen Einkaufswagen geben, dem Krümel aber nicht, hatte ich den Wutausbruch sicher. Ab sofort.

Würde ich allen drei Kindern einen Einkaufswagen verpassen, würde es ähm interessant, etwas turbulent und am Ende ganz sicher auch wütend. Aber ich beschloss, es zu riskieren.

  1. Könnte ja rein theoretisch der Wutanfall ausbleiben, während er mir ohne Einkaufswagen sicher war.
  2. Schiebe ich so den wahrscheinlichen Wutanfall ein wenig nach hinten.
  3. Ich habe mal irgendwo im Internetz gelesen, dass man angeblich seinen Kindern etwas zutrauen darf und sie eigentlich immer kooperieren wollen.

Ich schloss also drei Miniatur-Einkaufswagen auf, verteilte sie auf meine Kinderschar, atmete Zen-mäßig ein und war entschlossen ganz kooperativ zu bleiben. Aufregende Shopping-Touren haben bei uns schließlich Tradition. Lasset die Spiele beginnen!

Die beiden Großen marschierten vor. Ich konzentrierte mich auf das Kamikaze-Kind. Krümel nahm Anlauf und rollte das Feld mit Schwung von hinten auf. Ich bremste ihn alle paar Sekunden kurz vor einer Kollision ab, bewahrte Hacken der Mitkunden vor schmerzhaften Eindrücken und versuchte an meine Einkäufe zu denken (den Zettel hatte ich wie immer vergessen).

Krümel fand das überhaupt nicht angemessen, dass ich ständig in sein Fahrverhalten eingriff. Was ich mich erdreiste immer wieder kurz an diese doofe Stange zu fassen. Er kann das alleine!

Ja, kann er. Schwungvoll sogar. Macht er super. Aber halt mit dem Ergebnis von ein wenig Bruch hier und einem blauen Fleck da. Entsprechend nahm ich den Unmut des Jüngsten zu Gunsten der Unversehrtheit der Mitkunden und Ladeneinrichtung auf mich.

Man sah und hörte uns durch den ganzen Laden. Der Sonnenschein sang, die Prinzessin rief. Kinder die man hört und sieht. Krümel raste, wurde gebremst, schimpfte und immer wieder dazwischen mein melodisches, zartes Stimmchen, das die Horde versuchte ein wenig zu lenken.

Überall grinste es über die Regale, man beobachtete uns. Wir amüsierten und unterhielten.


Immer wieder, wenn ich so mit den dreien im Getümmel unterwegs bin, muss ich feststellen, dass der deutsche Max Mustermann und seine liebste Melanie Musterfrau überhaupt nicht so kinderfeindlich sind, wie man sein müssten/sollten, um ihrem Muster zu entsprechen.


Ich fischte das ein oder andere Lebensmittel aus den Regalen, zupfte Krümel mit seinem Wagen aus dem Obst, strich gedanklich die nicht unbedingt notwendigen Einkäufe von meiner nicht vorhandenen Liste und bemerkte natürlich auch Karla Klischee hinter dem Regal mit dem knallroten Sonderangeboten.

Karla verzog den Mundwinkel merkelistisch und zog beinahe orkanartig die Luft ein. Ah! Es gibt sie also doch. Sonst wäre das Ensemble auch nicht komplett.

Karla blinzelte immer wieder mit bis an den Haaransatz hochgezogenen Augenbrauen zu uns herüber. Wir kauften weiter ein.

Ja, wir waren eher das Gegenteil von unauffällig leise, aber über normale Kinderlautstärke ging nichts hinaus. Die Zwillinge verhielten sich vorbildlich; der Krümel gab ein absolut perfektes Kleinkind ab, was leider nun wirklich bedeutete, dass wir bei jeder Richtungsänderung einen kurzen Disput hatten.

Der ist meist noch sehr wortkarg, denn Krümel spricht nur einzelne Worte. Vorwiegend schimpfte er also “NEIN!” keifend vor sich hin, wenn seine Mama ihn mal wieder nervte.

Ich fand wir hielten uns super! Bis zur Kasse.

Ich dankte dem Elterngott, das diese gerade völlig leer war und lies alle drei Kinder ihre Wagen alleine ausräumen. Die Waren landeten beinahe unbeschädigt auf dem Kassenband der ganz entzückt lächelnden Kassiererin, die fröhlich mit den Kindern scherzend den Kassiervorgang begann. Hinter uns folgten Max, der belustigt grinste und zwei Melanies, die schwer danach aussahen, als unterdrückten sie sich nur mühsam ein Wangenkneifen.

Da reihte sich Karla ein. Schnaubend. Vermutlich hat Karla wirklich ein kleines Asthma-Problem? Und eines mit zuckenden Augenbrauen.

Wir näherten uns derweil dem Höhepunkt. Vor uns war der Weg frei, die Zwillinge durch den Kassenbereich durch und Krümel zuckte fröhlich vor Vorfreude auf die unendlichen Weiten dahinter. Endlich Auslauf mit dem Wagen! Endlich Gas geben!

Mutti – die Spaßbremse – fand aber den Gedanken, eines auf dem Parkplatz fröhlich Einkaufswagenscooter fahrenden Krümels, wenig amüsierend und beschloss ihn zu sichern. Unter Protest klemmte ich mir die 14 kg Kleinkind unter den linken Arm, während ich mit der rechten Hand mein Portemonnaie zückte.

DAS WAR NICHT NETT! Die Kleinkind-Synapsen des Krümelkinds schlugen Alarm und erwartungsgemäß rebellierte er. Lautstark. Was mir recht egal war. Ich tauschte weiter mit der Kassiererin die nötigen Kassenabwicklungsfloskeln aus. “Ja, mit Karte bitte.”

Max und die Melanies grinsten, die Kassiererin auch, die Zwillinge warteten geduldig und Karla wurde knallrot.

Ich gab meine Geheimzahl ein. Der Krümel tobte. Dummerweise hat er verdammt viel Kraft und ordentlich Schwungmasse. Es wurde zunehmend unangenehm, das zeternde Bündel unter meinem Arm zu bändigen. (Zumal der Arm dummerweise an meiner demolierten Schulter hängt).

Kurz vor dem finalen Geldbeutel-einstecken-und-Sachen-zusammenraffen bat ich den Krümel bitte lieb bei Mama zu bleiben (Hey, man kann es ja mal versuchen!) und setzte ihn kurz ab.

Seine Beine rotierten schon in der Luft und mit Bodenkontakt düste Krümel mit Einkaufswagen zielsicher auf die Tür zu. Die Zwillinge traten freundlich ein Stück zur Seite und ich lächelte die Kassiererin an “Entschuldigen Sie kurz…” Geldbeutel auf das Kassenband geworfen und dem Krümel nachgesetzt.

Der Sprint traf mich nicht unvorbereitet, trotzdem erwischte ich den Ausreißer erst hinter der Tür. Die sich sofort schloss.

Also mit wütendem Krümel unterm schmerzendem Arm durch den Eingang wieder rein, eine Ehrenrunde durch den Laden, das lachende Publikum und die grinsende Kassierin um den Geldbeutel erleichtern. Während ich schreienden Krümel, super kooperative Zwillinge, Einkäufe und drei Kindereinkaufswagen nach draußen befördere, überlege ich allerdings kurz, ob ich für Karla einen Rettungswagen rufen muss.

Sie hat sich in Atemnot geschnauft und ihre Gesichtsfarbe sieht überhaupt nicht mehr gesund aus.


Kleinkind-Krisen gehören dazu

Der erste Wutanfall eines Kleinkindes bringt einen noch aus dem Konzept. Aber sie sind netterweise so garantiert, dass man sich ein oder zwei Jahre permanent darauf einstellen und ihnen gelassen entgegen sehen kann. Sie kommen. Sie gehen auch wieder. Die dauernde Krise bleibt für Kind und Eltern auch eine Weile sehr anstrengend, aber sie halt irgendwie einfach normal.

Ich freue mich immer wieder, dass die allermeisten Mitmenschen das zu wissen scheinen und frage mich dann doch, ob wir auf einer exotischen Insel leben. Karla wohnt hier zwar auch, aber ich treffe sie recht selten. Meist wird gelächelt, wenn die drei blonden Chaoten auftauchen. Es wird gegrinst, wenn sie im Supermarkt Kinderlieder anstimmen und milde geschmunzelt, wenn Krümel wütend wird.

Wie erlebt ihr das bei euch?

Neugierig,
eure Kerstin

#wmdedgt Advent Alleinerziehend Alltag Alltagsgeschichten Baby backen Bilder Blog bloggen Blogparade Das erste Jahr DIY Eltern Erziehung Familie Familienalltag Familienblog Familienfeier Familienleben Familienpolitik Familienurlaub Freundschaft Geburt Geburtstag Geschwister Haushalt Inspiration Kinder Kindergarten Kindergeburtstag Kleinkind Kleinkinder Krankheit LebenmitKindern Mama Mamablog nähen Stress Tagebuch Unterwegs mit Kindern Vereinbarkeit Weihnachten Zwillinge Zwillingsschwangerschaft