Ich bin nicht immer stark.

Ich bin nicht immer stark, mutig und optimistisch.

Jetzt gerade bin ich überhaupt nicht stark. Ich sitze hier und denke: Das ist alles zuviel. Das ertrag ich nicht. Ich halte das nicht aus. Ich bin nicht stark genug.

Diese Angst treibt mich in den Wahnsinn. Ich habe in manchen Momenten so unfassbare Angst, dass sie kaum aushalten ist. Nein, sie ist nicht kaum auszuhalten, sie ist überhaupt nicht auszuhalten. Nicht für mich.

Ich bin nicht stark genug.

Vor ziemlich exakt drei Wochen wurde ich krank. Ich habe keine Grippe und kein Bauchweh. Ich habe “neurologische Ausfallerscheinungen”*. Einen ganzen bunten Strauß habe ich davon, plötzlich. Und stetig mehr.

Mir macht das Angst. Es hat mir solche Angst gemacht, dass ich in einer Angstattacke zusammenbrach. Das brachte mich zum ersten Krankenhausaufenthalt. Es gab gruseligste Ideen, was die Ursache der Symptome seien könnte. Es gab Angst. Angst, für die ich nicht stark genug bin. Gedanken an meine Kinder, an die Zukunft. Angst. Einfach nur Angst.

Es gab einen weiteren Aufenthalt und am Ende immer noch keinen Befund. Nur viel Unsicherheit und Angst. Symptome, die immer zahlreicher und stärker werden, die unseren normalen Alltag unmöglich machen, die sich nicht wegignorieren lassen.

Die Unsicherheit macht mich wahnsinnig. Und immer wieder diese Angst aus Unwissenheit und Unsicherheit, die immer noch so mächtig und stärker ist als ich.

Ich liege nachts wach und hoffe einfach, dass irgendwer kommt, der den Spuk auflöst. Dass es auf einmal vorbei ist, dass jemand eine Lösung hat, dass mich jemand an die Hand nimmt und sagt:

“Ich suche nach einer Lösung und ich werde sie finden.
Ich lass dich nicht allein, bis ich sie gefunden habe.”

Denn ich allein bin gerade nicht stark genug.


Dieser Text ist nicht schön. Er wurde und wird nicht mal redigiert. Er hat auch keine echte Aussage und erzählt keine richtige Geschichte. Er spiegelt nur meine panischen Gedanken, die ich in den letzten drei Wochen fast jede Nacht, fast jeden Tag immer mal wieder habe.

Wie privat darf mein Blog sein?

Hier stand nie eins zu eins ungefiltert mein Seelenleben und unser ganzer Alltag. Vieles sehr private fand nie den Weg hierher.  Meist gab es zumindest zeitlichen Abstand. Zurecht.

Auch über diese Zeit wollte ich erst schreiben, wenn ich sie einordnen kann. Wenn ich eine Diagnose habe. Wenn ich weiß, wie ich die Geschichte erzählen kann, wie die Geschichte endet.

Warum schreib ich das nun hier?

Vielleicht um einfach zu sagen, dass ich Angst habe. Eben weil die Geschichte keinen Sinn ergibt, keinen roten Faden hat, das Ende sich nicht erahnen lässt und sie mir ziemlich Angst macht. Um zu sagen, dass ich (über die das Gerücht umhergeht, sie sei so tough) eben nicht immer stark bin. Dass mein Optimismus ziemlich abgewetzt ist nach diesem beschissenen Jahr. Und dass ich verdammt gerne einfach nur wütend wäre auf das Karma, das Schicksal, dieses Jahr oder welcher verfickte Scheißkopp, sich das jetzt gerade ausgedacht hat.

Aber ich kann leider gerade nicht wütend sein.

Ich habe Angst.

Eure Kerstin


*Ich möchte darauf verzichten, meine gesundheitlichen Probleme im Detail auszubreiten bzw genaue Symptome oder Diagnosen zu schildern. Ich bin medizinischer Laie und möchte auf gar keinen Fall, dass irgendjemand irgendwann mal nach irgendwelchen Symptomen googlet, hier landet und denkt: AAAAHHHH GENAUSO WIE BEI MIR!!! Das kann nur in die Irre führen. Zumal ich echt überhaupt keine Ahnung habe, was hier gerade abgeht. s.o.

Kerstin ist Mitte 30, seit Sommer 2013 Mutter von einem Zwillingspärchen. Der Sonnenschein, seine Zwillingsschwester die Prinzessin und das kleine Krümelchen (2015) halten sie gut auf Trab, wenn sie nicht gerade arbeitet, bastelt, backt, liest, im Netz rumwühlt,… Gerne macht sie auch alles gleichzeitig. Der beste Ehemann der Welt passt schon auf, dass das Chaos nicht ausartet.

38 comments

  1. Ich denke ganz fest an Dich und hoffe sehr, dass es bald eine Diagnose gibt, die Dich zu einer Besserung führen wird. Danke fürs Aufschreiben und Anteil haben lassen.
    Ich schicke ganz viel positive Energie, Kraft und Zuversicht!!! ((((<3))))

  2. Liebe Kerstin, ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass bald die Ursache gefunden wird. Die Unklarheit und nicht zu wissen gegen was man kämpft, ist das Schlimmste. Ich war vor ca. 3 Jahren in einer ähnlichen Situation, es hat gedauert, aber irgendwann war es besser. Wünsche dir ganz ganz viel Kraft.

  3. Hallo Kerstin,
    Normalerweise bin ich ein stiller Mitleser und kommentiere nie einen Beitrag. Hier muss ich aber eine Ausnahme machen,da ich mich sehr gut in deine Situation hineinversetzen kann. Von heute auf morgen bekam ich Panikattacken weil ich das Gefühl hatte meine Hände und Füße nicht mehr zu spüren. Aber viel Schlimmer waren vor fast vier Jahren unerklärliche Schmerzen im Rücken und in den Beinen. Nach einer Behandlung in der Notaufnahme und einem Krankenhaus bin ich damals von einem Arzt zum nächsten und was folgte war immer das gleiche… kein Ergebnis. Beim letzten Arzt würde mir zugar unterstellt, ich bilde mir alles nur ein. Ich war so verzweifelt, dass ich mir nur eine Diagnose (egal welche)und damit eine mögliche Behandlung gewünscht habe. Aber nichts… durch Zufall kam ich zu einer Heilpraktikerin. Innerhalb von einer Behandlung bekam ich eine Diagnose und eine genaue Therapie. Nach einer Woche waren alle Symptome verschwunden. Die Heilpraktikerin war auch die einzige die mich wirklich ernst genommen hat. Seit dem vertrete ich die Meinung, erstmal alles mit der Schulmedizin abklären lassen und wenn das alles nichts bringt zum Heilpraktiker/Osteopath. Es gibt viele Situationen in meiner Familie und auch im Freundeskreis wo dies zugetroffen hat bzw. Dies geholfen hat.
    Meine Zeilen werden deine Probleme beistimmt nicht lösen und ich möchte auch nicht behaupten „ ich hatte das gleiche wie du“ aber vielleicht hilft der Tipp mit dem Heilpraktiker.
    Alles Liebe und gute Besserung
    Steffi

    1. Herzlichen Dank Steffi für deine Geschichte.
      Vermutlich muss man wirklich ungewöhnliche Wege gehen, damit man eine Lösung findet. Vor allem muss einem irgendwer ernst nehmen.
      Ich hatte auch den Dialog, dass mein Gesicht taub sei und ich doppelt sähe, weil ich eine Panikattacke habe. Was eine völlig verdrehte Kausalkette ist, denn ich hatte eine Panikattacke, weil ich mein Gesicht nicht spüren konnte und alles doppelt sah. Das macht dann leicht wütend und verzweifelt.
      LG Kerstin

  4. Liebe Kerstin,
    alles Gute und viel Kraft für Dich und Deine Lieben! Hoffentlich hast Du bald etwas, mit dem Du “arbeiten” kannst – Ungewissheit ist echt sch…
    Ich drücke die Daumen!

  5. Liebe Kerstin,

    für mich bist du stark. Wenn du es nicht wärest, würdest du deine Gemütslage hier nicht mit uns teilen.

    Ich denke fest an dich, wünsche dir viel Kraft und „starke Nerven“!! Lass von dir hören.

    Liebste Grüße
    Alex

    1. Herzlichen Dank!

      Und ja, irgendwie hat mir dieser Beitrag sehr geholfen. Er war zum einen Ventil und brachte mir zum anderen soviel wunderbares Feedback, dass stärkt. Aber darüber hinaus habe ich auch gemerkt, wie gut mir Schreiben und eben dieses Blog tut. Deswegen werde ich weiter schreiben, denn es ist auch ein Stück Alltag.

      LG Kerstin

  6. Liebe Kerstin,
    wir kennen uns nicht, aber deine Angst kommt mir gerade sehr bekannt vor. Bei mir ist schon klar, woher die Symptome kommen. Ich hab einen Arzt gefunden, der weiss was er tut (denke ich). Ich fühle mich aufgehoben, aber es wird sehr lange dauern bis ich wieder okay bin. Ich hab bestimmt was anderes als du, Angst hatte ich auch.
    Ich hoffe, du hast bald Gewissheit und du findest die passende Therapie. Und Mediziner, die das Beste für dich wollen.
    Viel Kraft wünsche ich Dir.
    Liebe Grüsse Carola

    1. Ich danke dir Carola und wünsche dir einen guten Weg zur Genesung. <3
      Es ist so wertvoll, einen Arzt zu haben, bei dem du dich gut aufgehoben fühlst.
      Alles Gute, Kerstin

  7. Liebe Kerstin,
    ich wünsche Dir unbekannterweise alles Liebe und Gute für die weitere Zeit und drück‘ Dir beide Daumen, dass bald wieder alles besser wird.
    Ich LIEBE 💕 Deinen Blog und folge Dir fleißig auf Twitter….
    Ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft und Zuversicht für die kommende Zeit.
    Viele Grüße Jessica

  8. Liebe Kerstin, was du schilderst, war bei mir vor einigen Jahren ganz ähnlich. Plötzlich und aus dem Nichts heraus neurologische Ausfallerscheinungen und bei mir die blanke Panik. Es stand die Diagnose Multiple Sklerose im Raum, wurde aber bis heute nicht bestätigt. Ich war gerade erst 23 Jahre alt geworden und hatte einfach nur schreckliche Angst! Nach einer Cortison-Stoßtherapie ging es mir langsam besser. Die Symptome sind nach und nach verschwunden und ich hatte bis heute keinen Schub mehr. Eine richtige Erklärung dafür gibt es nicht! Heute bin ich *toi toi toi* beschwerdefrei und benötige auch das MS-Medikament nicht mehr. Gib die Hoffnung nicht auf! Ich denke ganz fest an dich!

    1. DANKE! Ja, MS stand hier auch im Raum. Ich glaube, es ist raus. Also zumindest glaub ich das. Aber so vieles ist nicht so recht klar. Ich danke dir für deine Worte und versuche einfach meinen Verstand beieinanderzuhalten, bis dieses Thema durch ist. Auch wenn es vermutlich noch ein kleines Weilchen brauchen wird.

      Liebste Grüße
      Kerstin

  9. Ach liebe Kerstin, das ist alles ganz furchtbar! Ich drücke ganz ganz feste die Daumen,dass es bald eine Diagnose gibt mit der du etwas tun kannst. Wenn man aktiv werden kann und die Dinge einordnen kann,kann auch die Angst verschwinden. Bis dahin wünsche ich dir Kraft. Und sorgenfreien Schlaf. Und danke,dass du diesen Text so mutig schreibst. Alles Liebe!

  10. Liebe Kerstin,

    die richtigen, aufmunternden Worte in so einer Situation zu finden, ist nicht meine große Stärke. Ich setz mich in Gedanken jetzt einfach nur neben dich und bleib da schweigend sitzen, solange du willst. No strings attached. Falls du dich anlehnen oder reden möchtest, wenn du eine virtuelle Umarmung brauchst, ich bin da, und mit mir noch viele, viele andere hier draußen im www. ❤

    Alles Liebe, Anne

    1. Danke. Ein ganz warmes Danke, dass auch nicht abgegriffen ist, obwohl ich es die Tage so oft schreibe. Und das mit den richtigen Worten ist gerade eh so ein Ding. Der falsche Ort bzw der falsche Zeitpunkt für richtige Worte. Die gibt es nämlich gerade nicht und ich erwarte sie nicht, ich finde sie ja nichtmal selber. <3

  11. Liebe Kerstin,
    ich hoffe, du kommst bald wieder auf die Beine!
    Fühl dich gedrückt!

    Alles Gute!

    Beatrice

    P.S.Manchmal ist das Leben ein Arschloch.

  12. Liebe Kerstin,

    ich hoffe sehr, dass das darüber Schreiben etwas hilft, die Gedanken zu ordnen. Ich bewundere dich im Umgang mit deinen drei Kleinen sehr und mag es sehr, mit welch sympathischem Augenzwinkern du immer über euren Alltag schreibst. Vielleicht können sie dir ja in der nächsten Zeit etwas helfen, indem sie einfach für Ablenkung sorgen. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass bald herausgefunden wird, was die Ursache ist und dir schnell geholfen wird.
    Alles Liebe und viel Kraft.

    Anja

  13. Es gibt etwas das heisst Teufelskreis der Angst und spielt bei Panikattacken eine grosse Rolle. Man nimmt körperliche Symptome war die man nicht einordnen kann. Das macht Angst und die Angst verstärkt dann die Symptome usw. ..man kann am Ende wirklich nicht mehr sagen was zuerst da war die Symptome oder die Panik. Obwohl mich Angst und Panik seit 20 Jahren begleiten wundere ich mich heute noch manchmal darüber wie sehr mir mein Kopf und die Psyche Schnippchen schlagen. Angst ist anstrengend…manchmal aber ist Angst sogar ein guter Ratgeber. Die Angst für seine kleinen Kinder nicht sa sein zu können ist tief verwurzelt…Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute. Alexandra

    1. Danke Alexandra.
      Ja, ich kam auch an den Punkt, an dem ich nicht mehr wusste, was nun Symptom und was Angst (oder der langsam versagende Kreislauf war). Leider scheint es nicht alles nur Angst zu sein. 🙁
      LG Kerstin

  14. Liebe Kerstin! Ich wünsche dir, dass bald wieder alles in Ordnung kommt bei dir, dass deine Ängste umsonst waren und du wieder nach vorne schauen kannst!! Wirklich! Alles Gute!
    2018 muss einfach besser werden!! Und das wird es bestimmt auch.

  15. Liebe Kerstin, ich lese in deinem Blog viel mit und es gibt viele Parallelen in unseren Leben, weshalb ich mich in deinen Beiträgen oft wiedergefunden habe und sie mir in schwierigen Momenten auch etwas Hoffnung machen und Freude.
    Deshalb möchte ich dir nun auch schreiben und sagen, du schaffst das!! Ich hoffe du findest die richtigen Ärzte und sie können dir helfen. In einer ähnlichen Situation mit Panikattacken und Krankenhaus etc. und unendlichen Arztbesuchen hat mich parallel in ein paar Sitzungen eine nette Psychotherapeutin unterstützt. Wenn ich nur noch schwarz gesehen habe, bin ich dort immer wieder voller Hoffnung raus gegangen. Ich kann es nur parallel zu allen Arztbesuchen empfehlen, so eine Hilfe und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Einfach einen Psychotherapeuten raussuchen und auf den AB sprechen und um ein Erstgespräch bitten. So einfach geht es. Alles andere zeigt sich dann, ob es sinnvoll ist oder vielleicht auch nicht. Wenn man sich so alleine und hilflos fühlt mit der Verantwortung für die Kinder und Angst um die Zukunft, ist das eine super Unterstützung!
    Heute hab ich eine Diagnose von den Ärzten und es geht mir wieder gut. So wird es bei dir auch sein! Du schaffst das! 🙂

  16. Hallo;

    stelle Deine Angst einfach mal auf (Aufstellungsarbeit nach Hellinger). Lasse Dich von einer guten Homöopathin beraten und es gibt Globulis, die Dir da helfen können. Es dauert etwas länger, aber die Heilung kommt.
    Gucke auch bei der Aufstellungsarbeit für wen Du diese Angst trägst und wem Du sie abgenommen hast. Dann gib dieser Stellvertreter-Person diese Angst zurück. Es muß aber sehr sorgfältig gearbeitet werden. Vielleicht steckt aber noch ein ganz anderes Thema dazu in Deinem Unterbewußtsein. Suche es und kläre es.

    Sybilla

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