Vor nicht einmal einen Jahr schrieb Tanja an dieser Stelle über ihr Unverständnis über die detaillierten Fragen zur Schuleingangsuntersuchung. Ich las es, so wie ihr es vielleicht gelesen habt.
Ich runzelte die Stirn, konnte sie teilweise verstehen und teilweise war ich auch gar nicht ihrer Meinung. Wir sind nämlich nicht immer einer Meinung, um mal ein Geheimnis zu verraten. 😉
Vor allem war der Text für mich noch sehr weit weg. Meine Zwillinge sind eineinhalb Jahre jünger, gehen ein Jahr später erst zur Schule. Meine Zwillinge werden erst in diesem Sommer Vorschulkinder.
Meine Zwillinge werden sehr bald Vorschulkinder!
Und auf einmal ist alles ganz nah, denn vor wenigen Tagen gab mir eine Erzieherin im Kindergarten ein Schreiben in die Hand. In doppelter Ausfertigung. Das Gesundheitsamt besuche den Kindergarten und wolle alle zukünftigen Vorschulkinder vermessen, betrachten, was auch immer. Ja, was auch immer?!
Wir sollten doch bitte das U-Heft und den Impfausweis, sowie den umseitigen Fragebogen ausgefüllt mitgeben. Inklusive einer Entbindung von der Schweigepflicht.
Und es fühlte sich komisch an. Es wurde auch nicht besser, als wir den Text das zweite oder dritte Mal lasen. Die Formulierungen im Schreiben waren merkwürdig. Unklar. Bei mehrmaligem Lesen verwirrend.
Das Ausfüllen des Fragebogens sei freiwillig, ob der Rest es auch sei, stand dort nicht explizit. Als Service für uns wurde angepriesen, man weise uns dann darauf hin, ob die Impfen und U-Untersuchungen vollständig seien und wann die nächsten Termine anstünden. Man schlage Förderung für das Kind vor, wenn es diese benötigen würde. Um Defizite vielleicht noch im Jahr vor der Schule aufzuholen.
Klingt vielleicht ganz gut oder eben auch nicht.
Für mich fühlte es sich unnötig an, denn ich weiß, dass alle Impfen vollständig sind, wann die nächsten U-Untersuchungen anstehen, ja ich habe sogar schon für alle drei Kinder entsprechende Termine. Und Förderbedarf?
Nun ich gehe davon aus, dass uns die Erzieher im Kindergarten auf möglichen Bedarf eines unserer Kinder in der Vergangenheit angesprochen hätten. Haben sie nicht.
Da das Gesundheitsamt wohl kaum an diesem einen Vormittag alle zukünftigen Vorschulkinder eines Kindergartens besser einschätzen kann, als die Erzieher in den letzten zwei Jahren durch ihre tägliche Beobachtung, fühlt sich da für mich der Mehrwert ziemlich überschaubar an.
Warum sollten wir da mitmachen?
Haben wir nicht. Wir haben diesen Zettel einige viele Male gelesen, es gemeinsam besprochen, uns Gedanken gemacht und die Kinder am besagten Tag normal in den Kindergarten gebracht. Ohne Fragebogen, ohne Impfausweis oder U-Heft.
Ja, ich erahne einen grundsätzlichen Sinn dahinter.
Ich kann durchaus vermuten, dass man die Kinder erreichen möchte, die nicht aufgrund neurotischer Eltern oder tatsächlicher gesundheitlicher Probleme quasi ständig im Wartezimmer des Kinderarztes campen. Die, die vielleicht nicht selbst so genau darauf achten, ob ihr Kind möglicherweise tatsächlich Förderung benötigen. Die, die nicht regelmäßigen im Austausch mit den Erziehern sind.
Aber hilft da diese Untersuchung, dieser Termin, dieses Sichten? Reichen da nicht die verpflichtenden Untersuchungen beim Kinderarzt und das durchaus nicht verpflichtende Gespräch mit den Erziehern im Kindergarten? Würden Eltern, die ein Hinweis der Erzieher auf möglichen Förderbedarf des Kindes nicht interessiert, sich an dieser Stelle etwas davon annehmen?
Ich komme da zu keiner schlüssigen Meinung, ob ein solcher Termin im Kindergarten sinnvoll ist oder ob es reiner Aktionismus ist.
Wie seht ihr das?
Über die Frage, was das Gesundheitsamt es angeht, ob meine Kinder per Kaiserschnitt geboren wurden und was der Sinn dieser Fragen in der Schuleingangsuntersuchung ist, habe ich fest vor in Zukunft noch einmal zu bloggen, wenn das Thema bei uns ansteht.
Ich persönlich finde ja auch spannend, welche Daten dann davon bei der Schule ankommen. Denn eine Klassenliste mit “Peter-Paul Karlson (Zangengeburt)” oder ähnlichen Einträgen ist eine reichliche absurde Vorstellung.