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Mama, ich habe einen Umfug gemacht!

Kurzgeschichten aus dem chaotischen Alltag

Es fällt mir bekanntlich schwer, wirklich produktiv zu arbeiten, wenn die Kinder um mich herum sind. Ich kann dann vieles nebenbei machen, aber wirklich schreiben kann ich dann zum Beispiel nicht. Auch Buchhaltung ist für mich dann unmöglich.

Jetzt sind Ferien und das ist für mich dieses Jahr ok. Wir verbringen die Ferien recht unaufgeregt. Ich versuche viel mit den Kindern zu unternehmen und mutiere nebenbei zur Vintage-Mutti. Auch das ist ok, denn scheinbar bin ich so.

Doch so ganz ohne an den Schreibtisch zu kommen, der nicht einmal ein echter Schreibtisch im Büro sein muss, sondern nur ein Ort mit einem angemessenen Zeitfenster ohne Kindergeschrei, geht es dann doch nicht. So schwer es mir fällt, geht das nur am Wochenende*. Und zu Lasten der gemeinsamen Zeit.

So packte sich der Traummann samstags alle drei Kinder, um einzukaufen, in den Baumarkt zu fahren und sie vor allem aus dem Haus zu halten. Eine gute Stunde saß ich konzentriert am Rechner, dann waren sie wieder zu Hause. Geplant war wohl, dass sie draußen im Garten und auf dem Hof dieses und jenes spielen, während ihr Papa dort Ordnung schafft. Praktisch rief alle paar Minuten einer nach mir oder klingelte Sturm. So oft ich auch den Traummann rufen hörte „Lasst Mama in Ruhe. Ich – und nur ich – bin gerade euer Ansprechpartner“.

In der Küche hörte ich es vom Dachboden-Büro aus klappern. Irgendjemand räumte da unten. Ich überlegte nachzusehen. Widerstand dem Drang, denn es war so ruhig und niemand rief, das konnte eigentlich nur der Traummann sein, der die Küche aufräumte und Einkäufe verstaute. Mich wunderte allenfalls kein Kind zu hören, das dabei irgendwas kommentierte.

Bis auf einmal der Krümel weinte und mich rief. Ich horchte auf. Krümel weinte. Weinte nicht wütend und auch nicht so, als habe er sich verletzt. Doch er weinte zunehmend bitterlich und rief nach mir. Ich ging runter und sah nach.

Dieses Bild! Ich musste kurz stehen bleiben, um den Abblick auf mich wirken zu lassen.

In der Küche war kein Traummann, sondern nur der Krümel allein.** Vor der Spüle stand er auf seinem Kinderstuhl und weinte. In der Spüle und auf der Spüle türmte sich ein riesiger Berg Schaum. Spülschaum. Daneben lag eine fast leere (vorher nahezu volle) Flasche Spülmittel. Und Krümel weinte. „Der Schaum geht nicht weg!“ Er streckt mir seine Hände und Arme entgegen. Voller Schaum. Der ganze Krümel nass und in Spüli eingeweicht. „Mama, der Schaum geht nicht weg. Ich kriege den Schaum nicht ab.“ Er weint.

Ich habe den Reflex zu fluchen und zu schimpfen, der aber irgendwie schnell durch innerliches Schmunzeln und nun Neugier abgelöst wird. (Dafür bin ich mir fast selbst dankbar.)

„Was hast du denn gemacht?“ –  „Ich habe einen Umfug gemacht, Mama“, schluchzt Krümelchen. Der Schaum ist ein großes Problem. Ein wenig wirkt er wie der Zauberlehrling, der nun von den Massen des Spülschaums erschlagen wird. „Mama, der Schaum geht nicht weg!“
Ich beruhige ihn, nehme ein Tuch, wische den Schaum von Armen und Händen. „Was wolltest du den machen?“

So ganz bekomme ich keine echte Antwort. Es lässt sich aus Spuren am Tatort und Satzfetzen des aufgewühlten Zeugen rekonstruieren, dass mein Baby wohl spülen wollte. Alles in die Spüle warf, was da noch vom Frühstück noch stand und als nicht ganz Dreijähriger daran an irgendeinem sehr schaumigen Punkt scheiterte.

Ja, der Traummann hatte weniger Humor als er kurz darauf in der Szenerie auftauchte. Aber er lies es unkommentiert, zog die Augenbrauen hoch, schnappte sich die drei Chaoten und bugsierte sie zum Auto. „So wir fahren jetzt in den Park auf den Spielplatz.“

Und nun sitze ich hier. Das Haus ist ruhig. Ich fühle mich ein bisschen blöd, denn ich würde nun auch gerne mit den Dreien im Park sein. Ein kleines bisschen fühlt es sich an, als würde Mama sich am Wochenende ständig aus der gemeinsamen Familienzeit herausziehen. Als wolle sie nicht. Dabei würde sie so gerne.

Gleichzeitig schmunzle ich auch über mein fleißiges Helferlein im Haushalt, das die Schaumgeister nicht weggezaubert bekam. Und ich genieße den Luxus, dass ich diese Geschichte gleich und ohne Umwege aufschreiben kann, für mich festhalten kann. Ich lausche in die Stille, höre draußen Kinder weinen, die Mama rufen, weiß dass es nicht meine sind.

Und ich bin ziemlich dankbar um den Traummann, der zwar gerade ein wenig gestresst bis genervt wirkte, aber einfach kommentarlos die Kinder in den Park ausführte. Nein, er hat nicht gesagt „damit du deine Ruhe hast“, aber so war es gemeint. Er weiß, dass ich gerne mitgehen würde. Und ich verstehe, dass eine halb überschwemmte Küche voller Schaum ziemlich unamüsant ist, wenn man gerade seit Stunden permanent versucht hat, das Chaos irgendwie zu bändigen. Ach… ich bin ziemlich emotional gerade.

Aus einem stillen Büro grüßt
Eure Kerstin


*Auch wenn ich früher ein nachtaktiver Mensch war und am produktivsten wurde, am effektivsten gearbeitet habe, wenn andere Menschen schon lange schliefen, habe ich mittlerweile ein Müdigkeitslevel erreicht, dass mir abends kaum Motivation zum Arbeiten übrig lässt. Auch da geht nur Kleinkram, denn meine Augenlider sind schwer, der Krümel wird bald unruhig im Bett allein und beendet die Nächte auch immer sehr zeitig.

**Falls wer brüllen mag, wo der Vater steckte: Der war wenige Meter weiter vor dem Haus und löste ein unaufschiebbares Anliegen des Großen. Krümel war nicht lange aus seinen Augen verschwunden, darf sich aber auch sonst durchaus bei uns am und im Haus auch mal einige Meter allein bewegen, bevor wir anfangen ihn zu suchen.

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