Neulich fragte ich mal in den Stories, was ihr mal wieder gerne auf dem Chaos-Blog lesen würdet. Da kam dann mehrfach der Wunsch nach einem Wochenende in Bildern. Tja…
Unser letztes verloggtes Wochenende ist aus 2017. Ein Advents-Wochenende. Das hatte ich sogar vor, in diesem Advent auch wieder zu machen, denn daran sehe ich selbst so schön, wie sich Traditionen bei uns entwickelt haben. Aber 2018 habe ich bisher noch keins gemacht. Durchaus bewusst. Warum?
Das Wochenende in Bildern gibt es auf ganz, ganz vielen Familienblogs. Es ist ein schönes Format, das Susanne Mierau schon vor gefühlten Ewigkeiten gestartet hat. Es bildet im Netz den Familienalltag ganz vieler unterschiedlicher Familien ab. Ich mag den Gedanken. Vieles gefällt mir an der Idee aus unterschiedlichen Perspektiven – als Leserin, als Bloggerin, als Mama:
Warum das #WIB ein tolles Format ist:
- Es hält ganz alltägliche Momente fest und ist eine wundervolle Erinnerung. Deswegen mag ich ja unsere Adventswochenenden und schreibe auch so gerne jeden 5. des Monats ein Protokoll.
- Es zeigt Alltag und Alltagsprobleme vieler Familien: Das kann einen als Leser beruhigen/erden: “Ach, bei anderen stapeln sich auch die Wäscheberge!” “Oh, nicht nur bei uns ist es manchmal ganz unentspannt.” und gleichzeitig macht es auch gesellschaftspolitische Themen sichtbar. (Wobei hier die Wochenenden zB in vielen Fällen Themen wie Vereinbarkeit etc nicht so deutlich zeigen wie Wochentage.)
- Es ist vielen eine Inspiration, denn einige Blogs bringen einen in diesen Texten auf tolle Ideen. Damit meine ich nicht nur die liebevollen Obst-Mandalas (die es hier niemals nie gibt), sondern einfach auch die Antwort auf die Frage, was man für Ausflüge machen kann oder was man an verregneten Sonntagen basteln könnte.
- Es schafft Nähe und Authentizität, wenn man als Blogger einen direkten Einblick in den privaten Alltag gewährt. Das bindet Leser und schafft Vertrauen. (Jaja, so unromantische Gedanken hat man als Kommunikationswissenschaftlerin dann auch… kann nicht aus meiner Haut…)
- Es generiert ziemlich zuverlässlig Klicks und bringt Reichweite, denn bei Susanne kann man seine #WIB verlinken und ihr Blog hat eine großartige Reichweite, die dann auf die vielen kleinen und großen teilnehmenden Blogs gespült wird.
- Es ist eine wirklich nette Content-Idee, wenn man gerade gar nicht weiß, was man so alles schreiben soll. Ein Wochenende in Bildern geht immer bzw jede Woche und zack: ein Beitrag fertig.
- Es bringt gerade neuen Blogs neue Leser, denn über die Verlinkung auf Susannes Blog kommt dann auch der ein oder andere, der das Blog bisher nicht kannte und liest sich vielleicht sogar dauerhaft fest.
Unterm Strich ist es ein zu recht sehr beliebtes und vor allem sehr bekanntes Format mit einem schönen Grundgedanken. Ich kann nichts schlechtes darüber sagen. Und warum gibt es das dann hier nicht mehr oder so gut wie nie?
Warum ich aufgehört habe, regelmäßig ein #WIB zu veröffentliche:
- Es ist verdammt privat. Kaum eine andere Blog-Nische muss sich soviel Gedanken darum machen, wo sie die Grenze zieht. Wie man Distanz wahren kann. Es geht hier nicht um Mode, nicht um Technik, nicht um Bastelgedöns, es ist kein Nähblog und kein Foodblog, es geht um FAMILIE. Das ist gut so und bewusst gewählt und trotzdem habe ich als bloggende Mama nicht nur die Verantwortung dafür, was ich von mir im Netz preis gebe, sondern auch bezogen auf meine Kinder und die komplette Familie. Ich bin ziemlich offen und was ich schreibe, ist niemals verbogen. Aber ich wahre eine gewisse Distanz. Manche Texte liegen Monate, bevor ich sie mit Abstand rauslasse. Vieles lasse ich weg (gerade wenn es eben nicht nur mich betrifft) und bei Bildern sind das sogar ganz konkret die Gesichter der Kinder. Das sind schwierige Voraussetzungen für einen bildlastigen Einblick ins Familienwochenende. Je nach Wochenende wird es dann ein Post mit einer Aneinanderreihung von Symbolbildern.
- Manches ist echt laaaangweilig. Also sogar viele Wochenenden. Es gab Zeiten, da habe ich das halbe Wochenende im Büro verbracht, weil ich wochentags nicht zum Arbeiten kam. Also jedes Wochenende vier Bilder “Kerstin am Schreibtisch” und dazu eines aus der Waschküche. *gähn* Ja, Familienleben ist nicht immer schillernd und es ist gut, dass Blogs auch genau das abbilden. Mir wurde aber fad beim Schreiben der immer gleichen Beiträge.
- Ich bin nicht 24/7 im Blog-Modus. Ich habe mir mittlerweile mit recht erfolgreich abgewöhnt, das Handy permanent in der Hand zu halten. Gerade in der Zeit, in der ich mit den Kindern unterwegs bin, ist es oft in der Tasche. Und ich finde es sehr angenehm, dass ich dann auch nicht permanent an das Blog denke. Würde ich ein #WIB machen wollen, müsste ich es dafür bewusst mehrmals am Tag rausholen, um entsprechende Bilder zu machen. Klar mache ich Fotos und auch so ist es immer mal wieder in meiner Hand: Aber dann dürfte ich es nicht einen ganzen Nachmittag lang in der Tasche lassen, wenn wir bei Freunden sind. Oder ich habe immer Löcher im #WIB… ob das so spannend ist?
- Die tollsten Geschichten passen nicht ins #WIB. Wunderschöne Bilder und aufregendes Programm bedeuten eigentlich immer, dass mein Gefühl mir sagt, dass ich das nicht verbloggen will. Denn dann waren wir mit Freunden unterwegs (deren Privatsphäre ich auch zu achten habe) oder auf Familienfeiern, dann hat das Leben mich so vereinnahmt, dass ich keine Bilder gemacht habe… dann war das Wochenende so toll, dass ich keinen Gedanken ans Blog verschwendet habe.
- Bildbearbeitung ist nicht gerade meine Passion. Ja, ich werde besser und man findet so seinen Workflow – aber ich schreibe lieber als ich Fotos bearbeite. Ich finde auch die Bilder nicht sonderlich supi. Mag sein, dass es nicht alles perfekt und stylisch sein soll, denn wir sind ja alle authentisch! Ich habe aber durchaus ästhetischen Anspruch und mööööp… Bilder bearbeiten macht halt echt wenig Spaß.
- Der selbstgemachte Druck der Regelmäßigkeit stresst. Klar muss man nicht jedes Format konsequent durchziehen. Aber wenn man ein Wochenende in Bildern macht, dann wäre es doch hübsch, wenn man das halbwegs zuverlässig machen würde? Zumal es bei mir oft in der Vergangenheit so lief, dass ich am Sonntagabend da saß: Och eigentlich noch #WIB machen. Aber die doofe Bildbearbeitung… s.o. und dann lieber weiter mit Freunden quatschte, die zu Besuch waren oder häkelnd bei Netflix auf dem Sofa versankt.
- Da ich nicht nach mehr Reichweite suche, fällt das Argument der gepushten Statistik für mich weg. Gut so. Ist eh unromantisch und unfein, dass vor seinen Lesern zuzugeben.
- Ich suche nicht unbedingt nach Content-Ideen. Meistens habe ich eh viel, viel mehr Texte im Kopf, als ich schreiben und veröffentlichen kann/will. Wieder ein Argument, dass zwar ein gutes ist, aber für mich eben nicht zieht.
Für mich war immer die größte Gefahr an dieser Art zu bloggen, dass man vielleicht irgendwann so im Momfluencer-Modus angekommen ist, dass man in den privatesten Momenten, in der schönsten Familienzeit plötzlich denkt “Oh, das ist großartiger Blog-Content!” anstatt es einfach zu genießen. Ein Horror, wenn man Wochenende dann gar so gestalten würde, dass es feine Bilder gibt, einen Frühstückstisch möglichst fotogen deckt, Obst nicht für die Kinder sondern für Instagram schnippelt. Das mag eine sureale und hoffentlich total unbegründete Idee sein. Aber ich wollte mich bewusst nie auch nur ein Stückchen dahin bewegen.
Eine Fashion-Bloggerin knippst ihren Alltag aus und stylt sich, um eine bewusste Fotostrecke zu schießen. Ein DIY-Profi macht seine Flatlays. Und dazwischen garinieren sie ihren Content mit kleinen Ausschnitten ins Private, um bewusste Nähe zu generieren, autentisch zu sein, zu personalisieren. Aber hier aufm Muddi-Blog ist alles Muddi, alles privat. Das ist so und auch verdammt gut so, aber eine besondere Herausforderung.
Bleibt, dass ich die Idee, den Grundgedanken hinter dem Format mag und selbst die Erinnerungen schätze. Denn so ein Blogpost mag für die Öffentlichkeit geschrieben sein, ich lese aber in den alten Texten immer auch das dazwischen, was nicht gepostet wurde. Es konserviert diese Wochenenden so für mich viel gründlicher und näher als jedes Familienalbum.
So kann man den Text als eine Art Selbstfindung sehen, denn ich habe meine Gedanken zum Thema sortiert. Schreiben sortiert einfach unfassbar gut!
Und was ziehe ich daraus? Ich mag das Format und sehe seine Stärken. Vielleicht mache ich einfach hier und da mal wieder ein Wochenende in Bildern, wenn mir danach ist. Wenn ich zufällig daran gedacht habe und zufällig dazu Laune habe?
Wie seht ihr das eigentlich?
Mal schauen,
Eure Kerstin