Die Geschichte hinter dem Tweet:
Was war geschehen?
Unsere Zwillinge besuchen seit der letzten Augustwoche die erste Klasse.
Endlich Schule! Yeah!
Und soweit läuft auch alles ohne irgendwelche erwähnenswerten Besonderheiten. Es plätschert so dahin. Nur die Tochter klagt, dass sie immer noch nicht wirklich lesen würden und überhaupt alles langweiliger Babykram sei. Aber damit muss sich sich anfreunden und sich zunächst noch in Geduld üben; was vermutlich bei ihr eine ebenso ausgeprägte Stärke ist wie bei mir. Nicht.
Ich versuche nach der Arbeit möglichst viel über die Schule mit den Kindern zu sprechen. Vorwiegend aus persönlicher Neugier, aber auch, weil ich sie schon weder hinbringe noch abhole und gefühlt NICHTS mitkriege (und mir dieser Umstand nicht ganz egal ist).
Der Sohn hat Redebedarf
Eines Nachmittags wurde ich bei einer Geschichte wahnsinnig hellhörig. Mein Sonnenschein erzählte mir von einem Jungen, der immer geärgert würde von den Viertklässlern. Aber er sei sein Freund. (Ohne Namen, aber das wundert mich bei meinen Kindern nicht, sie haben viele Freunde ohne Namen.)
Er säße immer bloß “faul” rum auf dem Schulhof, weil er so traurig sei und keiner ihn mitspielen lasse. Sie würden ihn schubsen und das wäre aber nicht schlimm, denn nun sei ja Sonnenschein sein Freund.
Die Geschichte war typisch krude für eine Story meiner oder vermutlich aller Sechsjährigen. Mir gelang es weder eine sichere Aussage über den Namen des Freundes zu entlocken, noch herauszufinden, ob das während der Schulpausen oder der Betreuungszeiten passierte. Nur wichtig war sie dem Sohn. Das merkte ich deutlich.
Die Zwillingsschwester antworte auf meine investigativen Recherchen, dass sie nix wisse, weil sie nie mit dem Sonnenschein in der Schule spiele. Aber ja, den Jungen (XY hieße er), den hätten alle getreten neulich. So in den Bauch.
Ob sie was gesagt habe? Nein, darüber habe sie nicht nachgedacht. Die seien ja viel größer als sie.
Wir redeten also darüber, dass sie doch die Streitschlichter auf dem Schulhof zur Hilfe holen mögen, dass sie den Lehrern oder der Betreuung Bescheid sagen mögen, dass sie klar äußern sollten: “Das ist nicht ok, was ihr da macht!”
Denn bei mir schrillten alle Alarmglocken. Entweder berichteten meine Kinder mir da von einem gemobbten Kind oder sie missverstanden ein Spiel dort gewaltig. So oder so: Den Sonnenschein beschäftigte es derart, dass es allein für ihn Klärung brauchte.
Ich schrieb der Lehrerin einen defensiv formulierten Brief mit meinen dürftigen Informationen und steckte ihn in die Postmappe des Sohnes, ich redete viel mit den Zwillingen und gab ihn für ihre Klasse das Buch Das kleine Wir in der Schule* mit. Ich versucht erfolglos in der Betreuung mehr Informationen zu erhalten und bleibe nun sehr in Habachtstellung an dem Thema dran.
Denn bis auf ein Dank der Lehrerin für die Information, bin ich immer noch nicht schlauer.
Vieles erinnert mich an den Input von unserem Familienausflug im letzten Jahr zu #DJHmachtstark in die Jugendherberge in Nottuln. Dort hatten wir nicht nur eine tolle Zeit als Familie, sondern auch einen wahnsinnig intensiven Workshop mit Helden e.V.
Mobbing braucht Bühne
Zwischen Opfer und Täter gibt es beim Mobbing in einer Klassensituation noch viele andere Rollen. Da gibt es die Assistenten, die den Täter unterstützen und die Verstärker, die einfach die Situation mäßig beteiligt mittragen. Es gibt Außenstehende, die verteidigen könnten, aber schweigen. Die ganzen Rollen zwischen Täter und Opfer braucht es zum Mobbing, denn Mobbing braucht Bühne. Ohne Beifall vom Publikum schraubt sich die Situation niemals so hoch.
Was ist Mobbing?
Mobbing unterscheidet sich von kleinere, einzelnen Konflikten durch den längeren Zeitraum bzw Wandlung zum Dauerzustand, durch die aggressive Grundstimmung, systematische und ständig wiederholende Erniedrigung und das deutliche Machtungleichgewicht.
Theoretisch kann jeder Opfer werden und aus dieser Rolle herauszukommen ist unfassbar schwer. Nahezu unmöglich, wenn sich nicht diejenigen zwischen Täter und Opfer klar gegen Mobbing positionieren, wenn sie einfach nicht mehr mitmachen und Mobbing nicht mehr dulden.
Ich nahm mir damals während unserer Zeit in Nottuln nicht nur vor, dass ich meine Kinder so stärke, dass sie keine leichten Opfer werden (was mir aber fast utopisch erscheint, wenn sie am Ende doch allein gegen alle stünden); nein ich nahm darüber hinaus vor allem vor, aufmerksam zu sein. Meine Kinder erst zu nehmen, ihnen zuzuhören. Sie dafür zu sensibilisieren, dass sie Mobbing nicht schweigend zusehen. Auf kindgerechte Art. Über Bücher klappen diese Gespräche ganz gut.
So bin ich unfassbar stolz, dass mein Sohn so empathisch ist, sich um einen offensichtlich traurigen Jungen Gedanken zu machen. Ich finde gut, dass er ihm helfen möchte und ihm beisteht.
Aber ich kann ihn damit nicht alleine lassen. SOLLTE es Mobbing sein, dann kann das ein Erstklässler mit einem Zweitklässler allein nicht drehen. Dann muss ich hinsehen, dann müssen die Lehrer hinsehen. Deswegen habe ich den Brief geschrieben und hoffe auf Klärung.
Denn aktuell machen mir die Geschichten eher noch mehr Bauchweh. Zwar hat der Junge mittlerweile einen Namen, doch laut dem Sohn werden sie nun gemeinsam geschubst und geärgert. Er sieht das nicht als dramatisch an. Ich bin mir nicht sicher, ob er es als Spiel ansieht oder logische Handlung von großen Schulkinden gegenüber den Kleinen, aber es gefällt mit nicht.
Und was ist mit euch?
Ich möchte euch als Eltern bitten, dass ihr euch selbst für das Thema sensibilisiert und genau euren Kindern zuhört. Seit aufmerksam, auch wenn es eure Kindern nicht direkt betrifft. Genau die Kinder, die als Gruppe sagen “Nein, wir wollen das nicht zulassen” machen den Unterschied.
Verlosung
Und als kleines Geschenk habe ich hier noch ein Exemplar des kleinen Wirs in der Schule für euch. Das würde ich gerne verlosen unter allen Kommentaren.
Es ist ein schönes Buch, um mit Schulanfängern über das Thema ins Gespräch zu kommen – ohne den Begriff des Mobbings einmal zu erwähnen. Das braucht es auch gar nicht.
Der Verlosung endet mit dem 5. Oktober 2019. Ich lose zwischen allen volljährigen Teilnehmern aus. Einen Rechtsanspruch sowie eine Möglichkeit der Barauszahlung gibt es nicht. Ich habe nur noch ein Exemplar hier liegen. 😉
ANZEIGEAnmerkungen zur Transparenz:
- Für diesen Beitrag wurde ich weder bezahlt noch beauftragt von irgendwem.
- Das Buch stammt aus einer der legendären Goodiebags, die Blogger manchmal bei Events erhalten. Es wurde mir also quasi (vom Verlag) kostenlos zur Verfügung gestellt.
- Das Event #DJHmachtstark fand letztes Jahr statt und ich durfte auf Einladung des Jugendherbergen kostenlos mit meiner Familie daran teilnehmen.
- Bei dem mit Sternchen gekennzeichneten Link handelt es sich um einen Partnerlink zu Amazon. Erwerbt ihr über diesen Link ein Produkt, bekäme ich eine kleine Provision. Euch kostet das nichts.