Gerade waren noch Ferien und vor den Ferien war Pandemie.
Genau genommen haben wir auch jetzt noch Pandemie, aber die tangiert jetzt keinen mehr. Wer sich bis dahin noch keine Impfung abgeholt hat, ist ein unverbesserlicher Sturkopf und selber schuld – oder halt unter 12 Jahre alt. Über dieses Thema könnte ich mich ausgiebig echauffieren und tue es beizeiten sogar, aber vielleicht nicht gerade jetzt in epischer Breite, denn dieser Absatz ist ja nur ein Einschub.
Gerade eben war das Krümelchen auch noch ein Baby. Gerade habe ich noch unter Wegen geflucht, bin mit halbverdauter Milch bekotzt worden, habe drölfzig Kindergartenlaternemumzüge mitgemacht und plötzlich ist das Baby ein Schulkind.
Ganz plötzliche habe ich drei Schulkinder. Da bereitet einen ja auch so keiner drauf vor.
Was wurde ich gefragt, wann es endlich einfacher würde mit Zwillingen. Es gab bewundernde, verwunderte, teils fast schockierte Gesichtsausdrücke, dass ich drei Kinder unter drei Jahren hatte. Fand ich ja bekanntlich alles nicht so wild.
Wild wurde es aus anderen Gründen erst später. Und jetzt?
Jetzt ist hier plötzlich Stress-Apokalypse, Mental-Load-Overload oder auch drei Kinder in der Schule!!!
Die Pandemie hatte alles ausgebremst. Auf erdrückende und belastende Art. Die Isolation, der reduzierte Bewegungsradius, das Home Schooling,… hat uns fertig gemacht und war doch auch eine – nicht zwingend positive – Entschleunigung.
Jetzt steh ich da und habe drei Kinder, die eigentlich im Schulbetrieb noch hilflose Neulinge sind. Zwei von ihnen dürfen sich das aber gar nicht mehr anmerken lassen. Auf dem Papier gehen sie ja seit zwei Jahren zur Schule. HAHA! NICHT!
Eines darf jetzt langsam ankommen.
Nur langsam ist hier nichts. Trotz aller besorgniserregenden Rahmenbedingungen haben ja all die Dinge wieder begonnen, auf die unsere Kinder so lange verzichten mussten. Nach denen sie sich sehnten, auf die sie hinfieberten. All diese Dinge, die bei Grundschülern noch größtenteils die Eltern organisieren müssen. Deswegen braucht es Montags für das eine Kind Sportsachen und für das andere die Blockflöte im Schultornister. Das eine Kind geht direkt nach der Schule zur Freundin, das andere muss zum Ballett gebracht werden.
Am Dienstag darf die Trompete nicht vergessen werden, ein anderer Turnbeutel muss ebenfalls mit und am Nachmittag hat das dritte Kind endlich wieder Fußballtraining. Mittwoch verabredet sich der eine nach der Schule und das andere Kind hat Handball. Für Orchester am Donnerstag bitte alle Instrumente mitbringen und am Nachmittag ist ist ein Kind zum Kindergeburtstag geladen. Da braucht es ein Geschenk.
Auch für die Einladung am Samstag, die das zweite Kind hat, während zeitgleich das Fußballspiel des dritten stattfindet. Gut, dass Handball erst am Sonntag gespielt wird.
Da isser, der Mental Overload. Brauchse ein*e Projektassistent*in, um die Termine zu organisieren. Die Zahnarzttermine und Einladungen, die Trainingsstunden und Verabredungen müssen im Kopf sein. Von jetzt auf gleich – ohne Vorwarnung und langsamer Anlaufzeit.
Gerade waren ja noch Ferien. Und Pandemie. Und die drei Kinder süße Babys.
Und heute Abend sitze ich schon auf dem zweiten Elternabend der Saison, müde und erschlagen. Mit flauem Gefühl in der Magengegend und zwanzig ToDo-Listen auf dem Handy. Gut, dass ich durch die nicht alleine durch muss. Wäre noch wilder.
So aber besteht die Kommunikation zwischen dem Mann und mir im Wesentlichen wieder aus kurzen Anweisungen und einem Abgleich des Informationsstandes, vielleicht auch noch kurz ein Update der aktuellen Position, um zu erruieren, wer gerade näher an welchem Kind ist, das gerade abgeholt werden müsste und wer stattdessen die fehlende Milch noch besorgen muss.
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