Es brennt die vierte Kerze auf dem atemberaubenden Adventskranz, den ich mir dieses Jahr bei der Floristin hab binden lassen. Ein Traum von einem riesigen Kranz, der von der Decke hängt. Wollte ich schon immer mal haben und nun haben wir einen.
Es sind schließlich sehr heimelige Adventstage dieses Jahr ohne große außerhäusige Verlustigungen und Verpflichtungen, denn wir haben Pandemie. Da lohnt sich so ein Kränzchen daheim gleich. Nur besinnlicher und festlicher wird es allein von Kranz an der Decke nicht so recht.
Plätzchen mag ich dieses Jahr nicht backen. Nicht nur, weil die meisten glutenfreien Varianten nach gezuckertem Styropor schmecken, es ist auch der Mangel an Zeit. Nicht wegen der nicht stattfindenden Weihnachtsfeiern, Adventsbasare, Weihnachtsmarktbesuche und Krippenspiele. Sondern weil sich mit oder ohne Pandemie der Alltag voll derzeit anfühlt zwischen Schule und Büro, zwischen Sport und Einkäufen, zwischen Küche und Wald. Und weil ich halt keine Lust habe. Vielleicht vor allem deswegen.
Dafür habe ich Weihnachtskarten geschrieben. Wie die Jahre zuvor. Doch es sind nur die Hälfte bisher geworden, denn letztes Jahr kamen schon einige zurück, weil die Empfänger scheinbar verzogen sind und der Kontakt ist vielfach abgerissen. Das stimmt dann wehmütig.
Ich schreibe gar nicht einmal Karten, um selber welche zu bekommen, obwohl ich wahnsinnig gerne Post bekomme – Warum schreiben wir einander eigentlich mittlerweile so selten? Kaum mehr als einen Zweizeiler per Whatsapp? Auch elektronisch ließen sich Briefe formulieren? – ich schreibe Karten, weil es so eine schöne Geste ist. Ein “Ich habe an dich gedacht” und ein postalischer Wunsch, ein Versuch greifbar Freude zu bereiten.
Da ist das schale Gefühl, wenn ich die Liste vom Vorjahr auf dem Tisch liegen habe und bei einigen Namen denke, dass ich nun nach sovielen Jahren des überlauten Schweigens, vielleicht wirklich keine mehr schreiben sollte. Wenn nicht nur kein Gruß zum Fest kam, auch keine Nachricht im Frühjahr und kein Anruf im Sommer, kein Wiedersehen im Herbst, dann sollte ich meine Gedanken und Wünsche nicht mehr aufdrängen.
Die Kinder aber haben große Freude an meiner kleinen Postzentrale. Gemeinsam haben wir einen riesigen Stapel Einzelstücke bemalt und auf der Rückseite mit Wünschen und Grüßen beschrieben. Viele, sehr viele gingen und gehen noch an die Freund*innen der Kinder, an Mitschüler*innen, Bekannte und Verwandte.
Ich selber schreibe gerade auch selten mehr Worte als eine Postkarte vollständig ausfüllen, seht mir also nach, wenn der Text kein großer Wurf ist. Immerhin ist er geschrieben. Was auch schon etwas ist.
Wenn nun noch die zwei noch ausstehenden Klassenarbeiten der Zwillinge durch sind, wir des nachmittags von nervtötenden Hausarbeiten erlöst und in die Ferien geschickt werden, dann ist mir draußen Pandemie egal. Dann will ich kuscheliges Weihnachten mit Glitzerstaub und Sternenglanz, Marzipan und Kinderlachen.
Eure Kerstin