Hallo ihr Lieben,
seit ich angefangen habe zu bloggen, ist es mir eigentlich schon eine Herzensangelegenheit, die Geburt meiner Murmels – insbesondere des Murmeljungen – zu verbloggen. Eine Herzensangelegenheit, die dem Mami-Herzen noch heute weh tut.
Keine Sorge, hier kommt keine Krankenhaus-Horror-Story, wie viele andere Mütter und Eltern sie erleben mussten –zum Glück! Ich kann auch nach vier Jahren noch immer aus voller Überzeugung sagen, dass wir die für uns richtige Krankenhauswahl getroffen haben.
Wir haben im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke entbunden, und würden es immer wieder tun!
Natürlich gibt es in jedem Krankenhaus Mitarbeiter mit denen man besser klar kommt als mit anderen – so auch hier, aber unterm Strich > super!
Wir hatten das Krankenhaus bereits im Oktober besichtigt und unsere Entscheidung getroffen. Den Geburtsvorbereitungskurs hatten wir als Wochenendkurs auch dort besucht. Die Hebamme, die den Kurs geleitet hat, war spitze. Ihr und uns war in diesem Kurs bereits klar, wir wollen zusammen entbinden <3
Ich hatte eine vergleichsweise einfache Schwangerschaft und konnte trotz dieser monströsen Zwillingskugel bis zum letzten Tag arbeiten. Problematisch wurden zum Schluss nur die massiven Wassereinlagerungen und DER RÜCKEN. Rückenbedingt war ich dann auch im Februar bereits vor der Entbindung stationär und später dann ambulant dort in Behandlung. Da ich im Krankenhaus ambulant weiterbehandelt wurde, bin ich auch ab Weihnachten nicht mehr bei meinem Frauenarzt gewesen. Am Tag vor der Geburt wurden die Murmels und ich auch noch mal gründlich untersucht. Ich war mittlerweile bei SSW 38 + 1 und hatte das Gefühl nur noch aus BAUCH zu bestehen!
Alles war gut 🙂 nur die Mami und ihr Rücken wollten nicht mehr.
Am folgenden Tag (Dienstag) sollten wir zu Hause noch ein neues Fenster kriegen und danach wollten wir uns langsam aber sicher mit Hilfe von Nelkenzäpfen (?) auf machen Richtung Geburt. Aber meine Kinder wären nicht mehr Kinder, wenn sie sich was vorschreiben ließen!
Nachts gegen 3 Uhr sprengte die Maus als führender Zwilling ihre Fruchtblase. Da ich, dank der Untersuchung am Vorabend, wusste, dass ihr Köpfchen schon tief im Becken saß, habe ich dem Murmelpapa Kaffee ans Bett gebracht, bin duschen gegangen und habe meine Mami aus dem Bett geklingelt.
Meine Mami hat mir schon fast ne Woche lang erzählt, dass sie nachts kaum schläft, da mein Papi im Krankenhaus war. In dieser Nacht hat sie natürlich geschlafen und ich habe sie geweckt…
Nach dem wir soweit fertig waren, haben wir uns also auf den Weg zum Krankenhaus gemacht. Von Wehen war zu dem Zeitpunkt noch nichts zu merken.
Ausnahmsweise durften wir den „Storchenparkplatz“ benutzen – der natürlich belegt war. Der Mann hat mich dann oben am Eingang rausgelassen. Die Gegend dort ist recht hügelig und ich muss gestehen, mit der Riesenmurmel wäre ich den Berg vermutlich rückwärts runtergerollt. Während ich auf den werdenden Papi gewartet habe, habe ich den nächsten (Hexen-)Schuss in den Rücken bekommen.
Nun kommt mitarbeiter-mäßig eine einzige Kritik. Die (nacht-)diensthabende Hebamme war ein ziemlicher Drache. Auch wenn der Mann mich für total cool hält, weil ich ihm trotz geplatzter Fruchtblase Kaffee ans Bett bringe und dusche gehe – cool war ich nicht. Ich stand kurz vor der Geburt meiner ersten Kinder. Nervös ist noch maßlos untertrieben.
Die besagte Hebamme war der Auffassung das MÜSSEN Wehen sein. Da sie hierbei nicht besonders charmant war und ich außerdem tierische Schmerzen hatte, habe ich sie nur angeknurrt, dass ich keine Ahnung habe, wie sich Wehen anfühlen, dass ich aber verdammt genau weiß, wie sich Rückenschmerzen anfühlen. Den ersten Einschuss dieser Art hatte ich schließlich erst vor kurzem.
Wer hat eine Idee, was der Wehenschreiber zum Thema Murmelmama und Wehen gesagt hat?
Richtig… NIX! NULL KOMMA NIX!
Ich muss gestehen, nach diesem „Erstkontakt“ wäre ich am liebsten weggerannt. Ich bin vernünftig, also bin ich geblieben. Und das war gut so. Während wir im Behandlungszimmer waren, streckte auf einmal ein freundliches Wesen ihren Kopf durch die Tür. „Ach hier seid ihr! Ich kümmere mich dann mal um Euer Familienzimmer und Frühstück!“ Murmelmama im Glück! Die Wunschhebamme 🙂 Jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Mir fehlten nur noch die Wehen.
Wir sind spazieren gegangen, wir mussten den werdenden Papa noch als Begleitung anmelden und währenddessen mischten sich dann neue Schmerzen zu den mir bereits bekannten Rückenschmerzen. Es war soweit… die Wehen kamen. Um sicher zu gehen, ging es im Kreißsaal nochmal an den Wehenschreiber. Jetzt weiß ich auch, wie sich das anfühlt und auf dem Wehenschreiber aussieht.
Es sah leider nicht gut aus… Die Herztöne des Murmeljungen wurden mit jeder Wehe schlechter. Da wartet man, dass die Wehen kommen und dann sorgt man ganz schnell dafür, dass sie wieder aufhören.
Die Hebamme holte einen Arzt hinzu und auf einmal ging alles sehr schnell.
JA! Ich habe mir gewünscht meine Kinder normal zu entbinden – ich habe aber immer gesagt, es ist ein Wunsch, ob dieser erfüllbar ist, entscheiden meine Kinder und die Ärzte…
Er war nicht erfüllbar. Der Sohn hätte keine Chance gehabt… und auch nach 4 Jahren, stehen mir die Tränen noch immer in den Augen!
Ich bekam Wehenhemmer, wurde über den Eingriff und die Narkose aufgeklärt, habe die notwendigen Erklärungen unterschrieben und kurze Zeit später lag ich bereits im an den Kreißsaal grenzenden OP.
Der Narkosearzt schaffte es aber bei all der Angst, mich doch ein wenig zu aufzuheitern. Er erzählte mir auf dem OP-Tisch, ich solle für die Spinale einen „runden Rücken“ machen… Ich denke, selbst eine Einlingsschwangere hätte ihn ungläubig angesehen. Als Zwillingsschwangere habe ich ihn für diese Aufforderung herzlichst ausgelacht. Sein Assistent half mir dann und die Spritze wirkte super schnell und befreite mich auch von meinen Rückenschmerzen.
Der Murmelpapa saß direkt an meinem Kopf und hielt mich <3 mein Lebtag war mir die Anwesenheit eines anderen Menschen nicht so wichtig, wie in diesem Moment!
Fragt mich nicht, wie lange das alles gedauert hat. Vieles erscheint mir wie Sekunden, anderes wie Ewigkeiten.
Die Maus wurde als erstes geholt. Mit wütendem Gebrüll beschwerte sie sich, dass man sie ihrer dunklen sicheren Behausung entrissen hat. Man zeigte uns dieses unglaublich schöne knallrote wütende Wunderkind. Wir haben vor Glück geweint.
Einen Moment später bekommen wir mit, dass der Murmeljunge da… Still. Wir sehen, wie ein weißes stilles Würmchen weggebracht wird. Wir kriegen unseren Sohn nicht zu sehen. Alles muss schnell gehen* Sekunden fühlen sich an wie Stunden. Ich bin wie erstarrt. Wir sind wie erstarrt. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nicht so eine wahnsinnige Angst. Tatsächlich geht alles sehr schnell. Es fühlt sich nur anders an. Der frischgebackene Papa kann in den Nebenraum gucken, wo die Kinderärzte sich um den Sohn kümmern. Er sieht, dass sich die Situation entspannt. Unser Sohn ist wieder da und wir hören ihn endlich schreien. Dieser erlösende Schrei ist das wohl schönste Geräusch, dass ich in meinem Leben hören durfte <3
*Selbst beim Schreiben merke ich, dass ich immer schneller werde…
Er hatte die Nabelschnur zweimal um den Hals. Bei jeder Wehe zog sich diese fester zusammen. Bei einer normalen Geburt hätte er sich damit unweigerlich erdrosselt. Er ist tatsächlich „still“ geboren und musste reanimiert werden. Zum Glück haben alle Beteiligten wahnsinnig schnell und super gut reagiert! Mein Sohn ist kerngesund. Er durfte genau wie seine Schwester direkt bei uns bleiben und hat von diesem Scheißstart ins Leben nichts zurück behalten. Nur die Mami. Diese Angst werde ich in meinem Leben nicht mehr vergessen! Diese Angst mein Baby zu verlieren!
Meine Eltern mussten zwei Kinder beerdigen. Einen meiner Brüder mit fast einem Jahr. Meine Schwester mit 45. Ich war schon immer voll Mitgefühl für meine Eltern. Ich wusste schon immer, DAS ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann… Aber dieses Wissen war theoretischer Natur. Seit der Geburt des Sohnes ist es echt! Als mein Sohn endlich auf meiner Brust lag, habe ich an meine Eltern und an ihr schweres Schicksal gedacht…
Das größte Glück und die größte Angst meines Lebens lagen nur eine Minute auseinander. Ein Gefühlschaos, das sich in Worten nicht beschreiben lässt.
Und würde all das nicht reichen, liegt mein Papa zeitgleich mit mir im OP – in einem anderen Krankenhaus, in einer anderen Stadt und bekommt einen Herzschrittmacher. Seit dem Tod meiner Schwester, die bei einer Magenspiegelung erstickte, haben wir alle wahnsinnige Angst vor Krankenhäusern, OPs, Narkosen. Aber auch meinem Papi geht es gut <3
So sehr mich dieser Text triggert, so sehr mein Herz auch heute noch blutet… Der 28. Februar 2012 ist und bleibt der schönste Tag meines Lebens. Während ich genäht wurde, lag der weltschönste und wunderbarste Murmeljunge auf meiner Brust – gesund! Die zauberhafte Maus lag auf dem Arm ihres Papas direkt an meiner Wange und saugte sich sofort fest! Stilltechnisch ein Naturtalent.
Der frischgebackene Papa ist mit unseren kleinen Wundern bereits vor mir zurück in den Kreißsaal gewechselt. Als ich rübergebracht wurde, habe ich das schönste Bild dieser Welt gesehen. Der Murmelpapa lag auf dem riesigen Kreißsaal-Bett und hatte die wunderbarsten Murmels dieser Welt auf seinem nackten Oberkörper liegen <3
Wir durften noch lange zusammen und vor allem alleine im Kreißsaal kuscheln und langsam anfangen, uns kennenzulernen.
Ich war auf einmal MAMA … wir waren auf einmal ELTERN!
So anstrengend manche Tage sind, mein Leben ist so aufregend und bunt, wie nie zuvor <3 meine Murmels sind das schönste und größte Abenteuer meine Lebens!
Ich danke den Mitarbeitern des Gemeinschaftskrankenhauses in Herdecke von ganzem Herzen für alles – für die schnelle Reaktion auf die Probleme des Nasenbären, für die Hilfe und Fürsorge vor, während und nach der Geburt, für das Familienzimmer, für die Privatsphäre und für die Unterstützung beim „Familie werden“! Für alles! Ihr seid toll <3
Liebe Grüße
Eure Tanja