Wähle die Überschrift möglicherweise zu provokant. Gehe davon aus, den darin angekündigten brisanten Content im Verlaufe des Blogpostes nicht liefern zu können. Beschließe, dies total schnurzpiepegal zu finden. Wäre schon glücklich, wenn diese Rezension überhaupt noch jemand liest.*
Denn ja, dies soll eine Rezension werden. Von Christians kleinem Büchlein. Seinem zarten Baby, das letzten Spätherbst vom Storch Postboten gebracht wurde. “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith” heißt das rote Erstlingswerk und geht in die Geschichte ein als erstes Buch, dass ich in meinem Leben NACH der ersten Entbindung in unter 6 Wochen vollständig gelesen habe. So von Anfang bis Ende und mit jedem Wort und ohne dabei einzuschlafen.
(Ich kam dann aber ewig nicht dazu, dieses Großereignis gebührend zu verbloggen. Asche auf mein Haupt!
Das müsste als Fazit fast schon reichen und gilt als Lob, dringende Kaufempfehlung und Vorschlag für den Nobelpreis der Literatur in einem. Denn als Mama von drei Minis bin ich nicht nur chronisch übermüdet, ich habe unter normalen Umständen schlicht keine Zeit, mich mit so profanen Dingen, wie Büchern zu befassen!!!
Aber das hätte ich vorher wissen können. Hätte es damals schon Christians Buch gegeben! Und hätte ich das damals schon gelesen!
Nachdem ich jetzt den roten Faden einige Male um den Finger gewickelt habe, fange ich nochmal neu an. Sonst wird das nix:
Aus den Gründerjahren des Familienbetriebs
In seinem Erstlingswerk schreibt der Autor Christian Hanne – auch bekannt als bloggender Geschäftsführer des Familienbetriebs – über die Gründungsphase seines kleinen erfolgreichen Unternehmens. Der Ich-Erzähler des Romans nimmt uns mit in die Zeit des unbeschwert, naiven Lebens eines kinderlosen Paars, das sich für das Lebensmodell Familie interessiert.
Das Projekt Familienbetrieb wird hochkonzentriert angegangen.
Er pullert ganz männlich im Stehen auf Schwangerschaftstests, kauft diszipliniert nur das Nötigste an Babyausstattung, debattiert die Folgen der Namenswahl für die spätere Karriere des Nachwuches und nimmt uns mit in den Kreißsaal.
Dabei verweigert uns eben jeder ICH-Erzähler konsequent das Subjekt seiner Sätze und verzichtet – ganz der Hanne – aus Effiziensgründen auf das Personalpronomen. Es klingt manchmal etwas atemlos, aber vor allem halt nach Christian. Als Stammleserin seines Blogs ist mir dieser markante Schreibstil vertraut. Wobei mir nur eines der 12 Kapitel bisher untergekommen war. (Wobei mir Christian dann verriet, dass ich mich damit als inkonsequenten Stammleserin oute. Es gäbe mehr.) Das 7. unter ebenjenen, welches die Geschichte des über Wochen im Sommer wild kopulierenden Pärchens in Christians Nachbarschaft thematisiert, habe ich gleich wiedererkannt. Und nochmal so gelacht, dass ich gleich noch einige Beckenbodenübungen zur Sicherheit hinterher gemacht habe.
Denn das kleine Büchlein, das wirklich nur ein zartes kleines Büchlein ist, stellt eine Gefahr für dreifach Mütter mit unzureichender Rückbildung dar. Es greift einfach die Lachmuskulatur massiv an.
Jetzt bleibt mir nur zu jammern, dass das Buch ruhig ein wenig mehr Seiten hätte haben dürfen. So eignet es sich aber auch prima als Geschenk für junge Eltern (denn es bleibt freundlich preisgünstig), die endlich mal wieder was zum Schmunzeln haben wollen. Es überfordert nicht, unterhält angemessen und ist wesentlich besser als diese letzten beiden Aussagen vermuten lassen.
Bitte Christian, gönne uns ein weiteres Meisterwerk und verzeihe mir, dass mein eigener kleiner Familienbetrieb so chaotisch, desolat organisiert ist, dass ich unfassbar spät dieses Meisterwerk rezensiere.
Das nächste Mal reise ich mit Fahrradhelm und etwas ausgeschlafener nach Berlin.
Deine/Eure Kerstin
Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith
Autor: Christian Hanne
Verlag: Seitenstraßen Verlag
ISBN: 978-3937088211
*Wer hats bemerkt? Na???
Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.