Irgendwo habe ich es einmal erwähnt, dass ich es gar nicht so mit dem Fernsehen habe. Aber das bedeutet nicht, dass ich gar nicht fernsehe! Und schon gar nicht, dass ich nicht auch meine “Muss ich unbedingt sehen!”-Filme und -Serien hätte.
Zum Fest gibt es bei uns sogar feste TV-Traditionen, die sich Jahr für Jahr wiederholen. Interessanterweise sind es genau zwei – jeder von uns brachte eine in die kleine Familie ein, als wir damals vor nun 15 Jahren ein Paar wurden. In der Familie des Traumanns liebte man “Christmas Vacation” aka “Schöne Bescherung” aka “Hilfe es weihnachtet sehr”. Die VHS lief traditionell während meine heutige Schwiegerfamilie den Baum schmückte.
Das blieb für meinen Mann dann auch nach seinem Auszug ein fester Termin. Jedes Jahr verließ mich mein Mitbewohner am heiligen Abend, um mit seiner Familie den Baum zu schmücken und mit den Grisworlds das Weihnachtsfest einzuläuten. Ich habe als kluge Frau ihm natürlich dann eine DVD gekauft mit diesem Film, die er von diesem Tag an einfach mit zu seinen Eltern nahm, um den Baum mit besserem Sound und Bild dekorieren zu können.
Die Tradition wurde nur um eine weitere Fimvorführung bei uns zu Hause erweitert und änderte sich erst, als unsere Zwillinge geboren wurden. Seitdem fällt für meinen Traumann die Vorführung im Hause seiner Eltern aus und er sieht den Film nur mit mir. Aber ich habe so langsam Übung und kann nun endlich auch fast alle Dialoge auf mindestens zwei Sprachen mitsprechen. Ich werde vermutlich noch ein oder zwei Jahre brauchen, um wirklich komplett synchronisieren zu können, aber das schaffe ich sicher auch noch. In diesem Sinne: Kiss my Ass… äh Merry Christmas!
Ich bin sehr bemüht, den kulturellen Gegenpol zu bieten und führe eine eigene Tradition fort. Die Liebe zum kleinen Lord teilten allerdings die Männer im Hause nie. Weder mein Vater, noch mein Bruder und irgendwie auch nicht mein heutiger Mitbewohner können sie nachvollziehen.
Doch ich habe jedes Jahr kurz vor Weihnachten mit meiner Mutter zusammen die Geschichte des kleinen Lord Fauntleroy verfolgt. Zwingend gehört dazu, dass man einen Sekt dazu trinkt! Ohne Sekt ist dieser Film nur halb so weihnachtlich.
Seit meinem Auszug aus dem Elternhaus sehe ich auch weiter jedes Jahr den gleichen Film kurz vorm Fest, aber getrennt von meiner Mutter. Sie ruft immer am gleichen Tag noch an, um mir zu sagen, dass heute der kleine Lord läuft. Ich weiß das natürlich, aber das gehört zur Tradition dazu. Genauso wie im Anschluss mein Vater meinen Mann bedauert, dass er ebenfalls diesen Film sehen muss. Wir halten uns da stur an die Tradition.
Diese bekam allerdings vor zwei Jahren einen Bruch. Den Umständen geschuldet musste ich auf meinen Sekt verzichten. Sehr bedauerlich. Zumal im Folgejahr auch weiterhin das Sektglas verstaubt in der Vitrine verbleiben musste, denn ich stillte ja noch. Dieses Jahr erhebe ich mein Glas wieder auf den kleinen Lord und proste euch leise zu!