Es ist Dezember 2012, genauer gesagt das 2. Adventswochenende.
Da ich seit ca. 1,5 Monaten wieder arbeite, genieße ich die Zeit mit meiner Familie. Am Wochenende ist meist auch alles gut. Ich backe Plätzchen und koche für die Woche vor. Wir gehen lange spazieren. Am späten Nachmittag sitze ich an dem Weihnachtsgeschenk für meine Eltern und meine Schwiegermutter – ein Fotokalender, was sonst.
Unter der Woche ist es, seit ich arbeite, recht schwierig. Die Murmelmaus hat, obwohl sie eigentlich immer ein Papakind war, scheinbar ein großes Problem damit, dass ich tagsüber nicht da bin. Nach Aussage des Murmelpapas fängt sie morgens beim Aufwachen an zu schreien und hört erst wieder auf, wenn ich Heim komme.
Ich kann da wenig zu sagen, da sie in meiner Anwesenheit nicht mehr oder weniger krakelt als ihr Zwillingsbruder. Zumindest sehe ich, dass der Murmelpapa echt gerädert aussieht. Über Haushaltsthemen brauchen wir gar nicht erst reden. Haushalt findet hier nicht mehr statt und wenn dann nur das nötigste, wenn die Kinder abends schlafen.
Schlafen ist auch schwierig! Seit August ungefähr haben wir kleine Schlafverweigerer. Wir sitzen Abend für Abend zusammen im Kinderzimmer. Jeder ein Kind auf dem Arm. Manchmal bis zu 2 Stunden. Ja nicht bewegen, ja nicht husten (im Dezember!), ja nicht zu laut atmen, eine Unterhaltung findet in der Zeit also auch nicht statt…
Der Mann ist durch, wenn die Murmels endlich schlafen.
Wir sind durch, wenn die Murmels endlich schlafen
Wenn es noch halbwegs geht, essen wir noch fix ne Kleinigkeit. Pizza-Taxi ist schwer beliebt derzeit. Machen (während wir auf die Pizza warten) zusammen ein wenig Haushalt. Oft hockt der Murmelpapa total fertig auf dem Sofa oder verkriecht sich in sein Zimmer und versumpft vor Minecraft.
Ich? Ich erledige im Akkord das nötigste im Haushalt, bereite die Mahlzeiten für den nächsten Tag, mache die Wäsche. Schlafe auf dem Sofa ein!
Auf dem Sofa schlafe ich zu dieser Zeit sowieso. Warum? Murmels! Irgendwann zwischen 23 und 1 Uhr ist die Nacht vorbei. Da der Murmelpapa von den Tagen mit den Kindern so fertig ist, kümmere ich mich also um die Nächte. Der Papa geht irgendwann ins Bett und das Babyphone und ich bleiben unten.
Die Murmels werden nicht einfach nur wach. Es geht nicht um Milch, Wasser, Windel, Schnuller… sie sind WACH! Sie wollen nicht mehr schlafen… sie wollen spielen.
Problem ist nur, dass die Murmelmama irgendwann auch mal schlafen muss. Um 5 Uhr klingelt mein Wecker. Um spätestens 6.30 Uhr muss ich 60 km entfernt im Büro sitzen.
Problem erkannt, Problem gebannt? Leider nicht so einfach
Unser (zum Glück recht kleiner) Wohnzimmerbereich ist so abgetrennt, dass die Murmels nirgends anders hin können. Der Boden ist mit Matten und Decken ausgelegt – nochmehr als über Tag -, so kuschelig, dass man problemlos dort schlafen kann. Sämtliche Spielzeuge die Lärm machen, sind aus dem Verkehr gezogen. Es gibt nur gedämpftes Licht. Ich kuschel mich auf den Fußboden und lasse die Murmels spielen. Mit Glück kann ich zwischendurch schlafen (abhängig davon, wie doll sie auf mir rumklettern). Mit noch mehr Glück, gehen die Murmels recht schnell k.o.
Leider komme ich in dieser Zeit selten auf mehr als 1 – 2 Stunden Schlaf.
Wenn die Murmels schlafen, wenn ich aufstehen muss, dann ist alles einfach. Dann kompensiere ich den Schlafmangel mit reichlich Kaffee und einer ausgiebigen Dusche. Bevor ich gehe, bringe ich das Babyphone ins Schlafzimmer.
Wenn die Murmels wach sind, muss ich leider den Murmelpapa wecken… 5 Uhr ist keine besonders beliebte Aufstehenszeit. Egal wie gut der Kaffee riecht.
Manch einer wird fragen, wie ich das geschafft habe… Ich weiß es nicht! Ich denke einfach, dass man als Mama manchmal das unmögliche schaffen kann, wenn es sein muss.
Immerhin sah ich fitter aus als der Papa! Nein, ich schminke mich nicht (oder nur sehr selten und dann sehr sparsam)!
Advent 2012
Aber nun zurück zu dem unseligen Adventssonntag 2012… Die Murmels präsentieren sich zum Abend hin mit ihrer übelsten Laune.
Ich bereite das Abendbrot zu und Murmelpapa wickelt und zieht die Murmels um. Begleitet wird dies von lautem Geschrei. Der Papa ist fix und fertig und erledigt das ganze eher mechanisch. Für mich fühlt sich das gerade ganz schlimm an. Irgendwann kann ich nicht mehr an mich halten und knurre, ob er nicht wenigstens versuchen will zu trösten.
Es ist der Moment, in dem die Situation eskaliert und das berühmte Fass überläuft.
Die Erinnerungen verschwimmen mittlerweile. Es ist über 2 Jahre her.
Irgendwie haben wir die Murmels ins Bett bekommen.
Als Ruhe eingekehrt war, habe ich versucht, mit dem Murmelpapa zu reden.
Natürlich habe ich gesehen, dass er fertig ist. Aber für mich war das eher müde, k.o., gestresst. Die „Phasen“ durch die wir regelmäßig gehen, seit wir Eltern sind. Immerhin war ich selber auch müde… Aber ich war wohl auch unsensibel. Vielleicht gab es Zeichen, die nicht gesehen oder falsch gedeutet habe.
Worte gab es keine! Bis zu diesem Abend! Diese Worte waren kurz und endgültig!
„Ich ertrage das Geschrei keine Sekunde länger! Ich ziehe aus!“
Wenige Worte, die meine ganze Welt zum Einsturz gebracht haben!
Das klingt alles ziemlich hart. Und ich bin mir sicher, jeder der selbst Kinder hat, die ab und zu nicht einfach sind, kann nachempfinden, wie es so weit kommen konnte. Kann sich vorstellen, wie man es als Ehepaar schafft, nicht mehr miteinander zu sprechen, obwohl man an seine Grenzen kommt. Einfach weil die Zeit und Energie fehlt. Und weil der Partner seine eigenen Grenzen ebenfalls schon längst überschritten hat. Wenn man richtig tief drinsteckt im Chaos, dann hilft auch kein \”Zähne zusammenbeißen und durch! Es kommen auch wieder bessere Tage!\” (auch wenn das zweifelsfrei stimmt).
Ich bewundere, wie mutig und wertfrei du deine Geschichte erzählst. Dass du deine eigene Reaktion als unsensibel einstufst und gar nicht wütend darüber scheinst, wie er dich in dem Chaos, das für 2 Menschen schon kaum zu managen ist, alleine ließ.
Ich bin also schon sehr gespannt auf die Fortsetzung (warst du damals wütend?). Und darauf, mit welcher Strategie du das alles ohne Nervenzusammenbruch überstanden und dich organisiert hast?
Ich ziehe meinen Hut vor dir! Wahnsinn, was du leistest!
Danke Dir 🙂
Ich war wütend, sehr wütend… aber in erster Linie war ich wahnsinnig verletzt!
Strategie? Keine! Meine Kinder? Meine Familie? Meine Freunde?
Abwarten… Teil 2 folgt!
Wow! Ich bin gespannt wie es weiter ging!
… nicht langweilig! 😉
Das ist hart. Sehr hart sogar. Mich wunderte schon der Part, in dem du trotz Arbeit abends den Haushalt machst, und der Mann Minecraft spielt. Ich habe seit der Geburt des ersten Kindes nicht mehr am Computer spielen können. Wenn ich das Glück habe, das irgendwann alle schlafen ausser mir, und ich nicht übermüdet bin, kann ich evtl. eine oder zwei Folgen einer Serie gucken, das wars dann aber auch. Solange die Frau nicht schläft, ob es an den Kindern oder am Haushalt liegt, habe auch ich keine Freizeit, finde ich einfach nur fair.
Relativ… In meiner Elternzeit habe ich Mittags mit den Kindern geschlafen, während der Murmelpapa gearbeitet hat!
Ich denke, jeder braucht zwischendurch mal eine Pause, eine Zeit für sich alleine! Er war so fertig, dass dies jetzt grundsätzlich kein Streitpunkt für mich war.
Hallo, das liest sich schlimm und tut mir leid. Da hattest Du sehr viel um die Ohren. Darf ich etwas dazu fragen? Entschuldige bitte, wenn ich das überlesen habe. Wie alt waren die Murmels denn zu dem Zeitpunkt? Warum war denn der Murmelpapa mit Ihnen zu Hause? Hattet ihr da noch keinen KiTa-Platz? Wollte er einen Teil der Elternzeit übernehmen? Verzeih, wenn die Fragen blöd sind. Ich denke nur viel über solche Rahmenbedingungen nach. Sei ganz lieb gegrüßt. Martamam
Hallo Martamam, alles gut 🙂
Die Murmels waren 9 Monate. Ich bin nach 8 Monaten Elternzeit wieder arbeiten gegangen, da ich das höhere Einkommen habe. Der Murmelpapa wollte 6 Monate Elternzeit machen und in dieser Zeit wäre dann auch die Eingewöhnung bei der Tagesmutter erfolgt, da wir keine Kita-Plätze bekommen hatten.
In der Theorie fanden wir unseren \”Plan\” spitze!
Danke für Deinen lieben Kommentar!
Liebe Murmelmama, danke für die Rückmeldung. Ich wollte Dir noch sagen, dass ich diese Tage auch kenne, an denen sich alles schwer anfüllt und man gar nicht mehr fühlt, dass es auch gute Tage gibt, es leichter wird und einfach auch die Zeit einiges an Entlastung mit sich bringt, wenn die Mäuse größer werden. Ich war mit meinem Mann auch schon oft an einem Punkt, Anden man sich vorrechnet, wer mehr tut und vorhält, wer mehr leidet….Elternsein ist ein Marathon, heißt es so treffend. Ich bin gespannt auf Deine Fortsetzung….LG Martamam
Den Beitrag zu lesen schmerzt. Auch wir kennen diese Situationen aus der Anfangszeit. Es ist oft mehr ein Paralleluniversum als ein Miteinander. Ich bin sehr auf die Fortsetzung gespannt.
Das war alles nicht real ?!?!? /o Wo bitte ist der Ausstieg zurück in das richtige Universum?
Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil, kann aber schon mal den Hut vor dir ziehen. Das klingt unglaublich hart, was du zu der Zeit geleistet hast.
LG
Ich bin wirklich, WIRKLICH, beeindruckt davon, wie du das als Mamma, Frau und Mensch aushälst, du weiter lebst, weitrr liebst und weiter versuchst glücklich zu sein, dich nicht zu verliere , den Verstand, das Gefühl als Familie! Respekt! Ich denke, am Ende wird es sich lohnen, immer!
Danke für die lieben Worte 💞
oh meine Güte, mein Tag war heut schon komisch aber jetzt bin ich richtig traurig. Oh je ihr Ärmsten, alle 4. Ich bin gespannt wie es weitergeht.
Fühl dich umarmt.
Dani
Nicht traurig sein 😘 uns geht es gut, sonst hätte ich das gar nicht schreiben können!
Wow, das ist heftig. Hut ab, wie Du das alles gewuppt gekriegt hast. Ich wär schon längstens durchgedeht!
Du, da hatte ich keine Zeit für… mein Mantra war “funktionieren, funktionieren, funktionieren“.
Das verflixte erste Baby Jahr (dauert auch oft 18 Monate) in dem sich viele Eltern trennen, hats wirklich in sich.
Ich bin wüntend, weil dein Mann das ausspricht, was andere nur denken. Ich glaube aber, dass Mütter dieser Belastung wesentlich öfter ausgesetzt sind, da sie in der Regel daheim bleiben. Aber wehe, eine von ihnen setzt den Gedanken in die Tat um…
Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!
Ganz oft gehört: bei Dir ist das anders, Du bist die Mutter! Du musst das ab können! 😝
Bin selbst grad mittendrin im Hamsterrad der ersten 12 Monate mit 2 Kindern – und ja, es ist mehr funktionieren als alles andere. 5 Uhr raus, 16 Uhr zurück, direkt zur KiTa, die Große abholen, Abendbeschäftigung mit beiden bis beide gegen 7 im Bett sind, danach mehr oder weniger durchgehend den knapp sechsmonatigen Quietschbeu (man verzeihe mir den bei Pia entlehnten Namen, aber der passt so super) betüdeln wegen Zähnen, Schub, Erkältung, Wachstum… Bis er nachts gegen 2 in Mamas Armbeuge etwas ruhiger wird. Irgendwann zwischendurch: Wäsche, Küche, Einkauf.
Und von vorn.
Das einzige, was ich am PC noch spiele, ist die Steuererklärung und die Geschäftskorrespondenz.
Und doch ist jede Interaktion der Kinder miteinander, jedes freudige Lachen, jede neue Fertigkeit ein Stück Energie, das hilft, diese Anfangszeit zu meistern. Und meiner Erfahrung nach spüren die Kinder sehr genau, ob ihr Gegenüber sich nur im Zaum hält oder tatsächlich auf sie einlässt, ihre Emotionen an- und ernst nimmt.
Ich bin gespannt auf Teil 2.
Ich denke, dass genau das, das Problem war… selbst die Liebe der Murmels ist nicht mehr zu ihm durch gedrungen. Er war nur noch ein Schatten. Ohne zu übertreiben, kann ich sagen, auf den Fotos aus dieser Zeit sieht er aus wie Tod… mager, eingefallen und keine Augenringe sondern Augengräben. 🙁
Hach… Wenn ich das durchlese, erkenne ich in etwa meine Geschichte wieder. Ich bin nun seit 16Monaten alleinerziehend.. Von heut Aug morgen.. Er hatte Angst etwas zu verpassen.. Das Familienleben war nicht mehr in seinem Interesse.. Wir waren 8 Jahre ein Paar und hatten vom heiraten gesprochen.. Für mich ist in diesem Moment die Welt zusammengebrochen.. Er zog sofort aus, ich saß alleine in einer teuren Wohnung mit Kind und wusste nicht wie ich all das alleine bezahlen sollte oder wo ich denn nur ganz schnell eine kleinere und günstigere Wohnung herbekomme.. Ich war nervlich am Ende, habe sehr viel abgenommen, und doch hab ich es geschafft mich irgendwie hoch zu kriegen und nach vorne zu sehen..der schmerzt sitzt tief.. Auch heute noch fehlt mir so sehr dieses richtige Familienleben.. Ich habe so vieles alleine mit meinem Sohn geschafft und bewältigt. Ich kann so stolz sein. Aber immer wieder gibt es Tage, an denen mir oft alles zu viel wird.. Ich muss nun 30h die Woche arbeiten gehen, um mir das Leben als alleinerziehende leisten zu können.. Es ist nicht einfach, aber man schafft es.. Und ich bin mir sicher, dass es irgendwann wieder leichter werden wird.. Ich drück dich mal ganz fest!
Danke für Deinen persönlichen Bericht!
Zum Glück war das finanzielle selten ein Problem, da ich nach 8 Monaten wieder Vollzeit arbeiten gegangen bin.