Was bisher geschah… „Ich ertrage das Geschrei keine Sekunde länger! Ich ziehe aus!“
Mit diesen wenigen Worten verkündete der Murmelpapa, dass er sich aus unserem gemeinsamen Leben, aus unserer kleinen Familie verabschiedet.
Reden machte keinen Sinn mehr. Ich drang nicht mehr zu ihm durch! Reden, schreien, toben, wüten, drohen… alles sinnlos.
Ich war verletzt! Extrem sogar! Ich bin aber auch ein sehr realistischer Mensch und so erschloss sich mir, neben dem persönlichen Schmerz, dass ich ein Problem hatte.
Ich hatte ein Problem! Ein verdammt großes Problem. Es war ja nicht nur so, dass ich soeben von meinem Mann und Vater meiner Kinder verlassen wurde.
Meine Kinderbetreuung der nächsten Monate war ad hoc weg! Es schlich sich zu dem auch das Begreifen ein, dass auch die zukünftige Betreuungsplanung (im Anschluss an die Elternzeit des Murmelpapas) zum Scheitern verurteilt war. 30 Stunden/Woche bei einer Tagesmutter funktionieren nur im Schichtbetrieb beider Eltern!
Ich habe noch am selben Abend (es war mittlerweile gegen 22 Uhr) meine Eltern angerufen.
Ich liebe meine Eltern und ihren unerschütterlichen Pragmatismus.
Da der Tatort bereits zu Ende war, waren meine Eltern bereits im Bett. Geschlafen haben sie zum Glück noch nicht. Mein Papa wäre am liebsten sofort ins Auto gesprungen (gesprungen… mit 69 Jahren… schon klar!), um uns zu holen. O-Ton: “Brauchen wir den Anhänger?” Da ich den kommenden Tag frei hatte, einigten wir uns darauf, dass ich erst mal gucke, wie die Stimmung ist. Ich musste ja doch so einiges packen, wenn ich mit zwei 9 Monate alten Babies „auswandere“.
Zumindest war schnell klar, wenn der Murmelpapa all das wirklich ernst meint, dass ich am nächsten Tag mit den Murmels „erstmal“ zu meinen Eltern gehe, damit ich weiter arbeiten kann und mir von dort aus Gedanken mache, wie es weiter gehen wird.
Auch wenn man die Mitte 30 bereits überschritten hat, es fühlt sich verdammt gut an, wenn Papa sagt „Du kommst erst mal nach Hause und dann sehen wir weiter! Alles wird gut!“
An dieser Stelle und #ausgründen Mama und Papa, ihr seid die Besten und ich liebe Euch!
Zumindest hatte der Murmelpapa die Eier, die Kinder und mich mit Reisebetten und Hochstühlen und und und mit zu meinen Eltern zu bringen. Zwei Autos vollgepackt mit allem, was man braucht (und was ich in der schnelle nicht vergessen habe).
Er überließ mir auch (wie bereits in meiner Elternzeit) sein Auto, da ich in meinen Wagen den Zwillingskinderwagen nicht hinein bekam.
Dann war er weg…
Durch Nachbarn erfuhr ich bereits 2 Tage später, dass ein Umzugswagen vor meinem Haus steht.
Als ich am folgenden Freitag nach der Arbeit „nach Hause“ fuhr, um noch ein paar Dinge zu holen und einiges zu regeln (z. B. Winterdienst durch die Nachbarstochter), waren seine Sachen fast vollständig weg.
Er wollte scheinbar wirklich tabula rasa machen.
Persönlichen Kontakt gab es keinen! Kein Treffen, kein Telefonat. Einzige Kommunikation: Whatsapp! Vorwürfe und Gemeinheiten…
Ich war froh, dass ich wenig Zeit für meinen Kummer hatte. Ich hatte „Hauptsaison“ und zwei Babies und es waren kaum zwei Wochen bis zu unserem ersten Weihnachtsfest.
Weihnachten! Unser erstes! Alles sollte perfekt sein! Und jetzt? Nichts mehr!
Meine Eltern sind toll! Sie haben uns nicht nur aufgenommen, sie haben ihr ganzes Leben für uns auf den Kopf gestellt und von jetzt auf gleich die Vollzeitbetreuung für die Murmels übernommen.
Und ich? Ich saß im Gästezimmer meiner Eltern! Mein großes Haus, mein Leben, war über 80 km weit weg!
Wie sollte es weiter gehen?
Was war mit meinem Mann?
Ich glaube ein Teil von mir, ein Teil der von positiven Gedanken und Liebe dominiert war, ist in dieser Zeit gestorben.
Meine Eltern gaben uns für knapp 4 Monate ein zu Hause und endlose Unterstützung.
Nur weil sich unser Umfeld verändert hat, hieß das ja nicht, dass meine Kinder plötzlich schlafen. Unser Einschlafritual habe ich zum Glück alleine hinbekommen – vorher pro Elternteil ein Baby. Aber die Nächte waren nach wie vor Katastrophal und trotzdem leichter. Da ich bei meinen Eltern ein einfaches Einzelbett hatte, konnte ich nicht beide Kinder zu mir holen. Die heimische Variante, dass sie im Wohnzimmer rumkugeln bis sie k. o. gehen, ging hier auch nicht. Also übernahmen meine Eltern eines der Kinder JEDE NACHT. Wenn das Kind, das bei mir schlief, wach war, wenn ich aufstehen musste, habe ich meine Mama geweckt.
Es war aber auch die Zeit, wo auf Gläschenbrei umgestellt wurde. Meine Mutter fand das für sich einfacher und da sie mir so wahnsinnig toll geholfen haben, habe ich sie in vielen Punkten gewähren lassen.
Diese 4 Monate, verbrachte ich damit, meinen Haushalt aufzulösen, mir eine neue Wohnung zu suchen, mein Haus zu vermieten, die Kinderbetreuung neu zu organisieren, umzuziehen… mir ein neues Leben als alleinerziehende Mama zu basteln.
Ein Weg den ich ohne die Unterstützung meiner Eltern und Freunde nie geschafft hätte!
UND – so absurd es jetzt klingt – ein Weg, den ich auch ohne den Murmelpapa nicht geschafft hätte!