Wir sind in der zweiten Woche der Kur angekommen und damit nun so langsam wirklich angekommen. Mir haben vorher schon viele gesagt, dass es die erste Woche braucht, um anzukommen, sich einzufinden, runterzukommen. Stimmt.
Angekommen
Dieses Ankommen hat viele Facetten. So sind die Zwillinge im Kindergarten angekommen. Das ist bei ihnen nicht sonderlich schwierig, andere Kinder haben da mehr Probleme (Krümel hätte diese ganz sicher). Wir haben unseren neuen Kur-Rhythmus gefunden. Einen Tagesablauf im Takt der Kur.
Ich brauche die Zwillinge nicht daran erinnern, sich die Hände zu desinfizieren; sie machen es ganz selbstverständlich, wenn wir den Speisesaal betreten. Sie geben konkrete Anweisungen, was sie vom Frühstücksbuffet wollen, wissen wo etwas liegt, wo sie sich den Aufschnitt aussuchen können oder wo die Frühstücksflocken stehen.
Meist marschieren sie direkt zu unserem Tisch durch, denn wir haben hier feste Tische und die andere kleine Familie (Mama mit zwei Töchtern) finden sie toll. Eigentlich finden sie diese großen Mädchen sogar mehr als toll und himmel sie sehr an.
Ein neuer Tagesablauf
Sie gehen in den Kindergarten und auch mit diesem dann später zum Mittagessen. Ich könnte sie auch zum Essen abholen, aber unseren beiden gefällt dieses Essen mit der Gruppe. Ich habe den Verdacht, dass es den mäkeligen Sonnenschein sogar dazu animiert, mehr als nur Nudeln mit ohne Soße zu essen. Also lasse ich das so laufen.
Ich habe dann nämlich “Anwendungen”. Vorwiegend sportlicher Natur. Das hatte ich schon erwähnt und mir auch so ausgesucht. Teil des Ankommens ist auch, dass ich langsam geschnallt habe, wann wo welche Listen aushängen und so trage ich mich absurderweise tatsächlich für eine zweite Sporteinheit am Tag ein, wenn mein Plan nur eine vorsieht. Ich bin selbst darüber am meisten verwundert und leide seit Tagen unter den interessantesten Schattierungen des Phänomens Muskelkater.
Aber es tut gut.
Ein Patient – Ein Begleitkind
Die Listen ermöglichen mir auch, Zeit ganz gezielt mit dem Sonnenschein zu verbringen. Denn ich habe ein Patientenkind dabei – Prinzessin – die ihre eigenen Anwendungen hat (teils mit Mama, teils alleine), und ein reines Begleitkind. Sonnenschein wäre den ganzen Tag nur im Kindergarten, solange wie ich ihn eben dalasse oder dalassen muss. Prinzessin wird zwischendurch entweder zu Therapien gebracht oder von mir für eine abgeholt.
Also habe ich den Sonnenschein in Listen für freies Schwimmen und ähnliches eingetragen. Dann gibt es Zeit nur mit mir. Eine Extrawurst, die nur für ihn gebraten wird. Mir ist das wichtig, denn ich habe immer das Gefühl, dass mein großer Sohne derjenige ist, der im letzten Jahr am wenigsten Aufmerksamkeit bekam.
Dazu nutze ich auch das ein oder andere Bastelangebot. Nicht übermäßig, andere füllen ihre Pläne deutlich straffer als ich. Aber jeder muss und darf seinen Weg finden, in der Kur Erholung zu finden.
Kaffee mit mir allein
Ich mag Löcher im Plan und lasse sie bewusst. Das Wetter ist extrem windig und damit reicht nicht einmal wetterfeste Kleidung, um an den Strand zu gehen, denn Kinder weht es hier tatsächlich von den Beinen. Mir ist es zu ungemütlich.
Aber ich gönne mir Kaffee mit mir allein, Kaffee mit anderen netten Mamas und auch einen Stadtbummel in dem wirklich niedlichen Ort Burg.
Empfehlung:
Mit und ohne Kindern lande ich dabei übrigens immer wieder im Café Jedermann, das mir auf Instagram empfohlen wurde. Da können die Kinder bei gutem Wetter super draußen spielen (und nicht auf die Straße laufen), es gibt leckeren Kuchen und guten Kaffee. Ich mag es.
Konditionstraining mit Vierjährigen
Den Kuchen trainiere ich hier ja gut wieder ab. Dafür sorgen auch die Zwillinge, die sich als zusätzliche Sporteinheit überlegt haben, dass man ja gar keinen Aufzug braucht. So ein Aufzug nervt nämlich zu Stoßzeiten sehr; wenn sie 15 Stockwerke voller Mamas mit Anhang zum Essen bewegen, dann kann man da schonmal sehr lange rumstehen. Also laufen die Zwillinge. Treppenhäuser sind ja sooo spannend.
Beim ersten Mal “rauf” hatte ich die Hoffnung, sie geben im zweiten oder dritten Stock auf. Dachte, sie könnten ganz pädagogisch selbst die Erfahrung machen und den Gedanken verwerfen. Kleiner Tipp an euch: Versucht das niemals!!!
Die zwei Vierjährigen düsen nämlich munter alle 13 Etagen hoch und ich trainiere mir hier unfreiwillig noch einen wahnsinnig knackigen Hintern an.
Die anderen Mütter
Vielleicht sollte man kein Menscheinfeind sein, wenn man in eine große Mutter-Kind-Klinik fährt. Denn hier gibt es viele Menschen. Sehr unterschiedliche Menschen. Und alle tragen ein mehr oder weniger dickes Päckchen mit sich, dass die einen offen rausschreien und die anderen eher verschweigen. Es ist eine kunterbunte Mischung quer durch die Gesellschaft.
Man kann nicht unbedingt JEDER Interaktion aus dem Weg gehen, aber man könnte vielleicht sein Ding alleine durchziehen. Wenn man wollte. Man kann aber auch sehr leicht Anschluss finden und hat nette Begleitung. Ich habe hier einige wirklich nette Bekanntschaften gemacht, mit denen man gut Zeit verbringen kann.
Meist bleibt es beim Smalltalk und das ist ja auch oft genug recht unterhaltsam. Bei der ein oder anderen ist es aber auch mehr. Ich freue mich, dass ich hier schon den ein oder anderen Kaffee mit sehr netter Gesellschaft trinken konnte.
Auch wenn ich meine Abende weiterhin alleine im Zimmer verbringe. Das ist aber meine Entscheidung, denn mir behagt es nicht, die Kinder dort (wenn auch schlafend) allein zu lassen. Babyphone kann man sich ausleihen oder abends auch einen Babysitter auf die Etage bestellen, wenn man dann noch Yoga machen möchte. Aber ich bleibe lieber bei ihnen und gehe früh ins Bett.
Krümel allein zu Haus
Am Wochenende kam bei mir ein leichter Tiefpunkt. Das Wochenende war verregnet und vor allem sehr windig. Das Wetter lud nicht gerade zu Outdoor-Aktivitäten ein und irgendwie fand sich auch ein wirklich toller Ausflug. Wir gingen zu einem Familienkonzert und waren eine Stunde basteln, aber am Ende blieb viel Wochenende übrig, das die Zwillinge im Vitarium auf dem Spielplatz verbringen wollten.
Es ist ja ganz nett, dass es einen überdachten Spielplatz gibt und ja, man kann da auch quatschen mit anderen. Prinzessin rannte sie aber erst eine dicke Beule an der Stirn ein und am Tag darauf schlug sie sich die Lippe blutig. Ich hatte zuviel Zeit und Langweile. Die tut nicht gut. Ich hatte Heimweh. Und Krümelweh. Sehr viel Krümelweh. Mein Baby fehlte mir schmerzhaft.
Wir haben es uns versucht nett zu machen, gingen bummeln in Burg und ins Café Jedermann. Aber es schmerzte.
Trotzdem bin ich mir sicher, dass die Entscheidung richtig war, ohne Krümel zu fahren. Sicherer als vorher. Aus so viele Gründen.
- Ich sehe, dass teilweise die Kur mit sehr kleinen Kindern für manche der Mütter sehr anstrengend ist. Ich kann sie mir nur beim Temperament meines Krümelchens anstrengend vorstellen. Im Speisesaal, an den Aufzügen, überall wo man weglaufen kann.
- Ich merke an den Zwillingen, dass auch sie aufgewühlt sind. Den Krümel hätte so ein Trubel noch mehr aus dem Konzept gebracht. Ich kann mir grauenhafte Nächte vorstellen. (die Zwillinge schlafen nun ab Woche zwei ganz gut)
- Krümel hätte die Betreuung vermutlich nicht so mitgemacht. Mir erscheinen die zwei Mini-Gruppen hier sehr liebevoll, aber ich kenne auch mein Kind. Das ist halt furchtbar eigen, wer es betreuen darf und niemals irgendwer kurzfristig. Er braucht immer viel Zeit, jemanden ok zu finden.
- Die Zwillinge sind älter und zu zweit. Sie gehen in den Kindergarten und ihnen kann ich vieles besser erklären. Denn auch Sonnenschein findet Kindergarten doof. Aber es ist ok, ich habe kein schlechtes Gefühl, ihn dort abzugeben. Es fließen keine Tränen.
- Zu Hause hat Krümel seine gewohnte Umgebung, seinen Papa, die Omas und Opas, seine Patentante, seine Tagesmutter. Er sucht mich wohl auch hin und wieder, fragt nach mir, weint aber (zumindest sagt das der Traummann) nicht.
- Dazu kommt noch, dass das zusätzliche Angebot – ob kreatives oder Bewegung – kaum für so kleine Kinder ausgelegt ist. Das meiste geht erst ab Kindergartenalter und gerade bei den Bewegungsangeboten ist vieles sogar erst ab Schulalter. Das ist ok, bedeutet aber, dass ich ohne Krümel mit den Zwillingen da an mehr Sachen teilnehmen kann.
Start in die finale Woche
Nach dem Krümelweh-Wochenende war ich sehr froh, dass die Woche wieder los ging. Wir etwas zu tun hatten. Ablenkung. Und auch die dritte Woche werde ich noch niederschreiben, dann aber vermutlich schon von zu Hause.
Den ersten Teil des Kur-Tagebuchs könnt ihr hier nachlesen und ein wenig zum Hintergrund unserer Entscheidung für die Mutter-Kind-Kur habe ich hier aufgeschrieben.
Kleiner Gruß an die Fremdleser
Nachdem mein erster Tagebuch-Eintrag auf Facebook sehr charmant/tendenziös angeteasert von einer Seite geteilt wurde, darf ich einige Leser hier begrüßen, die das Blog und vermutlich auch andere Blogs dieser Art sonst nicht lesen. Ich sage mal Willkommen und Moin.
Kann mir aber auch zwei oder drei erklärende Sätze nicht verkneifen:
- Ihr lest hier ein persönliches Blog, das in die Nische der Familien-/Eltern-/Mamablogs passt. Dies ist kein Reiseblog.
- Ein Tagebuch – so behauptet es der Titel – ist eine Niederschrift persönlicher Erlebnisse und Eindrücke. Auch wenn es wöchentlich geschrieben ist und auch wenn dies öffentlich passiert. Es stellt keine objektive Berichterstattung dar und versucht es auch gar nicht.
- Auch im Internet gelten gewisse Anstandsregeln und es ist eine irrige Annahme, dass man mit der Anmeldung bei Facebook nicht nur seine Daten freigibt, sondern auch jede Höflichkeit und freundliche Zurückhaltung über Bord werfen muss. Man ist nicht gezwungen auf Klick-Bait-Teaser übergriffig und unverschämt in den Kommentaren zu reagieren. Man kann das machen. Aber dann ist das halt… ähm… nicht so sonderlich fein.
- Nein, ich brauche keine Therapie mit meiner Putzneurose. Ich habe hochoffiziell keinen an der Klatsche und wer aufmerksam liest, kann erkennen, dass ich mein Sauberkeitsempfinden sogar sehr selbstironisch beschreibe.
- Ironie ist nicht jedermans Sache. Auch meine Schreibe ist das absolut nicht. Ich schreibe gerne überlange Texte in teils verquerer Sprache. Die kann man lesen, wenn man sie mag oder sie einen interessieren, bestenfalls unterhalten, aber man muss das nicht.
- Wenn mir ein Zimmer nicht sauber genug ist, um mich wirklich wohl zu fühlen oder ich gerne auswärts mir einen leckeren (eventuell besseren) Kaffee gönne, dann ist nicht gleich ein ganzer Text ein RANT. Dazwischen stehen auch noch andere Dinge. Die könnte man lesen. (Zumal ich zum Thema Sauberkeit eine Anmerkung verfasst hatte, dass ich mich damit im Hause ernstgenommen fühlte mit meinem Feedback.)
Sandinge Grüße aus Fehmarn
Eure Kerstin
Anmerkung: Da der Prozentsatz von Vätern im Hause eher gering ist, habe ich sie im Text unterschlagen. Aber es gibt sie und sie sind ganz lieb mitgemeint, wenn ich von Müttern schreibe.