Ein Arbeitstag im Home Office

Was machst du eigentlich den ganzen Tag, Kerstin? 02/2019

Ein Tagebucheintrag als Antwort auf die Frage von Frau Brüllen. 😉 Meine liebsten Lieblingsblogbeiträge, denn sie zeigen unseren Alltag und halten ihn fest.

  • Der 5. Februar ist dieses Jahr ein Dienstag.
  • Die Kinder sind im Kindergarten, ich arbeite von zu Hause.
  • Die Großeltern holen die Kinder nachmittags ab und wir trinken noch gemeinsam Kaffee.

6:25 Uhr // Das Krümelchen beginnt zu jammern. “Schlafen, Krümel, schlafen. Der Wecker hat noch nicht geklingelt!” Fünf Minuten später tut er es dann aber doch und wir stehen auf. Gestern ist es sogar zum zweiten Mal in Krümels Leben passiert, dass er eben jenen Wecker verschlafen hat!

Ich kann es immer noch nicht recht fassen. Dieses Gefühl, sich vor den Kindern aus dem Bett zu pellen und fast eine halbe Stunde Zeit zu haben, in Ruhe wach zu werden, während man sich im Badezimmer in ein tageslichttaugliches Wesen verwandelt, ist für mich schierer Wahnsinn. Das kannte ich nun seit 2015 nicht mehr.

Doch heute gehen wir wieder zu zweit ins Badezimmer. Eine Viertelstunde später sind die Zwillinge wach, denn so leise sind wir zu zweit im Bad dann wohl nicht.

Wir tapsen heute sogar noch vor sieben Uhr gemeinschaftlich in Richtung Küche und frühstücken. Ich schlürfe Kaffee und fülle drei Brotdosen. Ich bin fast irritiert, wie entspannt der Morgen verläuft, denn das hatten wir in den letzten zwei Wochen eher selten. Doch auch als wir um 7:15 Uhr wieder nach oben gehen, meckert niemand oder findet die Gesamtsituation völlig zum Schreien. Anziehen. Ohne Drama. Zähne putzen. Ohne Diskussionen. Noch ein nasser Waschlappen, der nur müdes Stöhnen entlockt.

7:45 Uhr // Es ist schockierend, aber wir sind bereits im Flur angekommen und auch Jacken, Schuhe, Handschuhe, Mützen und Schal landen ohne größere Vorkommnisse bei allen anwesenden Personen an den korrekten Körperstellen. Wohoooo.

8:00 Uhr // Unfassbar pünktlich am Kindergarten. Krümel beginnt sofort intensive Gespräche, während ich ihn aus seinen Klamotten pelle. Die Zwillinge verschwinden wortlos in ihrer Gruppe. Krümel verweist mich des Kindergartens.

8: 15 Uhr // Ich schlage beim Sozialkaufhaus der Stadt auf. Im Kofferraum liegt seit Wochen eine Tüte mit aussortierter Winterkleidung von mir, der Traummann hatte schon angedroht, sie demnächst einfach in einen Container zu werfen. Im Sozialkaufhaus freut man sich und ich freue mich, dass ich meine zwei Winterjacken (an denen außer der Größe nichts falsch ist) losgeworden bin.

8:25 Uhr // Ich komme zu Hause an. Heute mache ich Home Office und das spart mir morgens 30-45 Minuten Fahrzeit, so kann ich noch eben die Waschmaschine ausräumen und eine neue anstellen. Auf dem Weg nach oben in mein Büro nehme ich noch einen frischen Kaffee mit, schließe die Fenster in den Schlafzimmern (die Betten mache ich tatsächlich immer schon, bevor wir das Haus verlassen) und muss dann im Büro erst einmal den Schreibtisch von meinen Steuerunterlagen befreien, die ich da am Wochenende verbreitet hatte.

Beim ersten Kaffee lese ich noch, dass es bei Herrn Mierau im Home Office wesentlich ungemütlicher ist und fange pünktlich um 9 Uhr mit meiner Arbeit an.

Ich tippe und schreibe vor mich hin, hänge am Telefon und haue auf die Tasten. Home Office kann sehr produktiv sein, denn es gibt weniger Ablenkung als im Großraumbüro. So sehr ich in den letzten Jahren manches Mal mit meiner Arbeit von daheim gehadert habe, so sehr schätze ich es auch. Ich spare Zeit und kann einige Dinge konsequent abarbeiten. Ich bin keine Einzelkämpferin mehr und die Einsamkeit des heimischen Schreibtisches ist kein Dauerzustand, so kann ich es wieder genießen.

In den ersten drei Monaten meiner Festanstellung habe ich nur an einer Handvoll Tagen von der Möglichkeit zu Hause zu arbeiten Gebrauch gemacht, denn um in ein Team und die Arbeitsabläufe hineinzufinden, ist es hilfreich, wenn man permanent vor Ort ist. Nun werde ich aber vermutlich häufig einen Tag in der Woche an meinem heimischen Schreibtisch arbeiten statt im Büro.

Was ich während dieser Zeit NICHT mache: Haushalt. Das Geschirr vom Frühstück steht auch noch auf der Spüle, als ich um kurz nach drei aus dem Haus gehe, um zu einem kurzen Termin zu eilen. Dem heimkehrenden Traummann begegnete ich nur auf der Türschwelle.

15:45 Uhr // Als ich nach Hause komme, sind die Kinder bereits da. Oma und Opa haben sie vom Kindergarten abgeholt. Jetzt sitzen wir alle zusammen im Wohnzimmer und quatschen. Die Kinder haben aufgedrehte Erzähllaune und brüllen sich mit ihren Geschichten nieder. “Jetzt erzähle ich!”

17:00 Uhr // Die Großeltern sind weg, ich gehe mit den zwei Kindern Playmobil spielen, während das Dritte malend am Esstisch die Bemühungen des Papas in der Küche um ein annehmbares Abendessen kommentiert.

18:00 Uhr // Wir essen. Nach dem Essen hänge ich noch fix eine Maschine Wäsche auf und gehe mit den Kindern nach oben, um die Schlafanzüge anzuziehen. Der Traummann übernimmt derweil die Küche und stößt dann auf dem Sofa zu uns, wo wir ein wenig fernsehen. Ich nutze die Chance und husche nochmal an den (Arbeits-)Laptop, sehe nach Mails und räume die Tasche für morgen zusammen, lege Kleidung für vier Familienmitglieder raus und und und…

19:20 Uhr // Der Fernseher ist aus, die Kinder klettern nach kurzem Umweg über das Bad in die Betten. Ich lese den Zwillingen vor. Wir klären die Fragen wie es sich anfühlen mag, wenn man alt ist und warum der Specht kein Kopfweh bekommt (zwei Geschichten aus  “Warum ist die Banane krumm?”). Nebenan fordert der Krümel Geschichten vom den Angsthasen Molli, Maya, Moppel, Max, Mira und Co..

19:45 Uhr // Ruhe im Haus. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, ich sitze mit Laptop (dieses Mal meinem privaten) am Tisch, schreibe einen der rar gewordenen Blogtexte (ebendiesen hier) und werde nun auch noch ein wenig Bürogedöns abarbeiten.

Eure Kerstin

Kerstin ist Mitte 30, seit Sommer 2013 Mutter von einem Zwillingspärchen. Der Sonnenschein, seine Zwillingsschwester die Prinzessin und das kleine Krümelchen (2015) halten sie gut auf Trab, wenn sie nicht gerade arbeitet, bastelt, backt, liest, im Netz rumwühlt,… Gerne macht sie auch alles gleichzeitig. Der beste Ehemann der Welt passt schon auf, dass das Chaos nicht ausartet.

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