„Kerstin, wie schaffst du das eigentlich immer alles?“ war schon die Ausgangsfrage vor knapp 2 Wochen und ich hatte versprochen weitere große Geheimnisse zu lüften. Und da drängt sich eines massiv auf:
Ich bin nicht allein!
Ich muss gar nicht immer alles alleine schaffen, weil es andere mit mir zusammen schaffen. Allen voran mein Ehemann!
Unser Wochenende in Bilder enthüllt es jedes Mal aufs Neue: Der Zwillingspapa schnappt sich gefühlt jeden Samstag das Doppelpack, um über den Markt zu bummeln oder auch mal tatsächlich einen Wocheneinkauf zu erledigen. Vor einer Woche war es ein kleiner Marathon mit Betriebshof, Baumarkt, Supermarkt und Drogerie.
Es soll Mütter geben, die werden hysterisch bei dem Gedanken, sie müssten größere Einkäufe mit Kind erledigen. Unser Zwillingspapa kann das. Und er macht das. Freiwillig. Und nicht nur samstags. Er nimmt die Minis mit, wenn er etwas zu erledigen hat und ich habe zu Hause freie Bahn.
Wir haben eine durchaus gar nicht so ungewöhnliche Rollenverteilung, wenn man es ganz platt betrachtet. ER ist der Hauptverdiener und SIE managt das Haushalts-Kinder-Ding. Die Rollenverteilung ist aber so temporär, dass sie nicht so recht in unserem Selbstverständnis angekommen ist. Ich bin nicht allein für Haushalt und Kinder zuständig, ich habe nur vermeintlich mehr Zeit dafür. Was ich alleine nicht mit den Kindern schaffe, dass müssen wir gemeinsam abends und am Wochenende schaffen. Oder auch nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich die Fenster putze, ist jedenfalls genauso hoch oder eher gering wie die, dass mein Mann Eimer und Lappen aus dem Keller holt. Wir haben bezüglich des Haushalts natürlich völlig abweichende Ansichten. Daraus ergibt sich schönes Konfliktpotential:
Wenn er engagiert zum Beispiel Dachflächenfenster putzt, während ich mit zwei dreckigen Badezimmern und überquellenden Wäschekisten kämpfe, dann ergeben sich herzallerliebste Diskussionen über die gesetzten Prioritäten. Aber damit leben wir schon eine Weile und wir haben uns weitestgehend daran gewöhnt, meist anderer Meinung zu sein.
Machen und machen lassen
Frau muss Mann eben auch machen lassen. Es soll viele Mütter geben, denen können die Väter nichts recht machen. Mein Mann macht natürlich auch nicht alles so wie ich. Und er macht das schon gar nicht alles richtig, vernünftig, ordentlich. (Ich auch nicht, aber das bleibt unter uns.) Aber er macht es. Und ich bin dankbar.
Aktuell mutiert er gezwungener Maßen sogar zum Superhelden. Wie in der ersten Schwangerschaft spielt er den Blitzableiter für meine Hormone, versucht mir den kompletten Haushalt abzunehmen, mich mit den Kindern zu entlasten und nebenbei das Babyzimmer endlich fertig zu renovieren. Das klappt natürlich nur so semi-gut. Zum einen kann man mich wandelnde Wasserbombe gerade nur schwer aufheitern und zum anderen fällt dank Kindern heute ungleich mehr Haushalt an als damals in unserer gemütlichen kleinen 2-Erwachsenen-WG der ersten Schwangerschaft. Wir haben doppelt soviel Quadratmeter zu putzen, doppelt soviel Personen, die Wäsche und Wohnraum sechsmal so effektiv einsauen wie zuvor. Die zwei Mitbewohner mehr sind es auch, die einem entweder vom Sofa und dem angeratenen Schonen in der Schwangerschaft oder dem Aufbau des Babyzimmers abhalten. Aber wir sind zu zweit. Wir schaffen das schon irgendwie. Halbwegs.
Hinweis:
Die Murmelmama schrieb auch schon über den Superhelden-Zwillingspapa und es gibt wahnsinnig tolle Beiträge der Blogparade #papakanndas, die alle zeigen, dass wir den Vätern mehr zutrauen dürften. Aktuell läuft Teil 2.
Wir haben Familie und Freunde
Ich war mein Leben lang ganz beschissen darin, Hilfe anzunehmen. Ich war aber auch nicht sonderlich geübt, denn ich brauchte sie nie. Seit ich Zwillingsmutter bin, habe ich das gelernt. Ich habe es damals schon mal angedeutet: Wir haben viel Hilfe. Wenn wir denn wollen.
Ohne diese Hilfe hätten wir uns eine Haushaltshilfe nehmen müssen, als ich drei Monate einen Arm dank Schulterbruch nicht zum Wickeln, Füttern, Tragen,… einsetzen konnte. Damals waren die Zwillinge neun Monate alt und wir haben die Zeit mit einem ausgeklügelten Dienstplan überbrückt. Und auch heute können wir immer auf Hilfe hoffen.
Unsere Familie wohnt komplett hier in der Nähe. Meine Mutter holt die Kinder einmal pro Woche von der Tagesmutter ab und bringt sie erst nach einem Spielplatzbesuch oder ähnlichem zu mir nach Hause. Das macht einen kompletten freien Nachmittag für mich (ALSO: Haushalt und/oder Arbeit). Gerade zur Zeit fragt sie auch gefühlt täglich nach, ob ich nicht noch mehr Hilfe bräuchte. Wenn ich zum Arzt muss oder einfach zu müde bin, anstrengende Termine anstehen oder schwere Aufgaben im Haushalt, sie ist da und nimmt sich notfalls auch Urlaub dafür. Ich habe gelernt, diese Hilfe dann tatsächlich hin und wieder anzunehmen.
Weil Opa seine Kinder trotzdem die Woche über dann nie sieht, kommen sie auch regelmäßig am Wochenende vorbei oder holen die Kinder zu sich, um mit ihnen etwas zu unternehmen. Das ist dann schon ein wenig wie Urlaub für uns Eltern. Auch die Schwiegereltern kann ich fragen, wenn ich Hilfe brauche. Die Paten haben alle schon einmal babysitten müssen und darunter nicht sehr gelitten. Ich habe Freunde, die völlig unerschrocken mit mir zum Kinderturnen gehen und Bekannte, die mir beim Schleppen der Einkäufe in der Innenstadt Hilfe anbieten. Ich muss es nur annehmen. Hin und wieder.
Danke!
Selbstverständlich ist diese Hilfe sicher nicht. Ich bin wahnsinnig glücklich, dass ich so eine tolle Familie und wunderbare Freunde habe.
Wenn die Familie weit weg wohnt oder aus anderen Gründen nicht helfen kann oder will: Es gibt vor Ort immer auch Möglichkeiten Unterstützung zu bekommen. Gerade für die erste Zeit mit Zwillingen können Organisationen wie Wellcome oder Familienbüros der karitativen Einrichtungen vor Ort Hilfe vermitteln. Es gibt je nach Region Patenprogramm und Leihomas. Und es gibt viele liebe Menschen da draußen!
Geht raus und versteckt euch nicht. Ich habe schon ganz viel Hilfe von anderen Müttern angeboten bekommen, die ich erst durch die Babykurse oder Krabbeltreffs kennengelernt habe. Sie sind alle in ähnlichen Situationen und wissen, wie gut da manchmal Hilfe tut.
Eure Kerstin
P.S.: Ganz herzlichen Dank auch an Leserin Nadine, die mir nach einem der letzten Beiträge ihr Newborn-Set für die nächsten Monate ausgeliehen hat. <3 Es ist heute angekommen! DANKE!