Heute im Chaos-Mutterschutz ein Gast-Beitrag von Steffen aka PapaPelz und damit quasi als krönendes Finale einen schreibenden Herrn in der illustren Runde meiner Gastautoren, über dessen Beitrag ich mich wahnsinnig freue. Denn er erinnert mich in ganz vielen Dingen an unsere letzten Monate mit dem stetig wachsenden Bauch und der großen Frage: Wie vermitteln wir das den Zwillingen?
Ich erkenne da viel wieder und lege euch auch sonst die Geschichten von PapaPelz sehr ans Herz!
Die Holde und ich kommen ja aus zwei ziemlich unterschiedlichen Familien: Während Anne als Einzelkind in dritter Generation (immer genau ein Mädel) mit immerhin einem Onkel väterlicherseits aufwarten kann, hab ich ein geringfügig breiteres Spektrum: Vater schimpft acht Menschen Geschwister, Mutter hatte sieben davon vorzuweisen. Alle davon nicht wenig vermehrungsfreudig. Da frag ich mich: Wie haben die das damals den Kindern gesagt, dass da noch ein Kind unterwegs ist?
Damals.
Die Antwort: Gar nicht. Der Dialog mit meiner Mutter:
“Haben eure Eltern euch eigentlich gesagt, wenn ein neues Baby unterwegs war?”
“Nö. Ich kannte meine Mutter nur mit dickem Bauch.”
“Ahm…ok. Und dann kam dann einfach zwischendurch mal wieder ein Baby raus?”
“Jo.”
Mein Vater dazu:
“Ich habe kein Bild von meiner Mutter als junge Frau. Überhaupt wurden wir vergleichsweise prüde erzogen. Ich habe meine Eltern auch nie ‘ohne was’ gesehen.”
“Und habt ihr das dann bei euren Kindern anders gemacht?”
“Ja.“”Wie denn? ‘Papa steckt seinen Penis in die Scheide von Mama und dann-‘”
“NEIN! Na, wir haben ihnen erzählt, dass wenn Mama und Papa sich lieb haben, dann passiert das halt einfach.”
Heute.
Wir haben uns – als klar war, dass da tatsächlich wieder was am wachsen war – überlegt, wie wir das dem damals knapp anderthalbjährigen Fleischbärchen nahebringen könnten. Die Penis-Scheide-Theorie fiel des hohen Theoriefaktors wegen flach… wie genau und woher die kommen ist mit 18 Monaten aber auch erst mal nicht so wichtig.
Wichtig war aber: Da war was in Mamas Bauch. Warum? Und warum zum Teufel sind die Erwachsenen so komisch?
Leseratte
Da das Fleischbärchen schon nach einem halben Jahr mit einer schier unglaublichen Ausdauer und Aufmerksamkeit Bücher verschlang und immer wieder lesen wollte, entschieder wir uns für ein Buch. Für zwei, um genau zu sein, die – nach reichlicher Recherche im Netz – als würdig befunden wurden: “Hallo Baby, wann kommst du?” und “Wir sind jetzt vier!”
Beide glänzen zwar durch heteronormative Weltbilder einer heilen Mama-Papa-Kind-Ehe, in der der Erstgeborene natürlich ein Sohn und das nachfolgende Geschwisterchen ein Mädchen wird, was – moderne Medizin sei Dank – auch in beiden Fällen bereits bekannt ist.
Der Papa kommt natürlich aus dem Büro – mit Krawatte – im einen Buch. Im anderen ist er zum Startzeitpunkt der Geburt der einzige Charakter mit entsprechender Mimik:
Aber trotz allem sind beide Bücher gut in der Vermittlung: In einem erkennt das Kind sein Schwesterchen auf dem Ultraschall, beim anderen nicht. Mal ist Lieblingstante da, wenn es losgeht, beim anderen die Oma (wie bei uns). Und wie das Baby denn überhaupt was essen kann, ist auch schön umschrieben.
Spielkind
Wie wird das sein, wenn mal ein Baby da ist? Was macht man mit so einem Baby? Was zieht das an?
Um das neben den Bildern auch praktisch zu vermitteln, bekam die angehende große Schwester auch ein Übungsobjekt: Den Krümel. 🙂
Der hatte die gleichen Hosen, die Mama auch für das Geschwisterchen nähte, die gleiche Mütze gab’s gleich für alle drei: Sie selbst, das Baby in Mamas Bauch und für ihren Krümel.
Alles wird anders.
Und so war “die Große” von Anfang an mit dabei, die Änderungen des Alltags mitzuerleben. Bereits der Bauch von Mama war ein Teil der veränderten Aufmerksamkeiten, der beginnenden Entthronung, über die es beim Gewünschtesten Wunschkind einen sehr wertvollen Beitrag zu lesen gibt.
Wir lasen beide Bücher etliche Male. Madame konnte sie quasi blind mitbeten. Oft mit dabei: Der Ball für den Ballbauch, um auch hier maximal authentisch unterwegs zu sein.
Mit so einem Bauch isses schwer, irgendwie hochperformant den Alltag zu stemmen, auch das probierten wir häufig gemeinsam aus – was das werdende Schwesterchen dazu brachte, Mama tatsächlich – wie im Buch – bei der ein oder anderen Tätigkeit zu helfen (Spielzeug aufsammeln. Ganz großes Kino!)
Irgendwie fließend.
Der Übergang gestaltete sich dank der Vorbereitung denn auch ziemlich fließend: Mamas Bauch hatte einen Bewohner, der schon lange vor seiner Geburt den Tagesablauf beeinflusste. Er war von Anfang an dabei, ein Teil des Alltags. Und das, was nach der Geburt an Abläufen so folgte, übten wir ausdauernd, fleißig und mit Begeisterung am Krümel.
Heute, anderthalb Jahre später, wird Krümel kaum noch gewickelt, angezogen oder gar gebadet. Er ist nach wie vor der wichtigste Begleiter der großen Schwester – die größte Begeisterung zeigt sie aber weder beim Krümel, noch bei Mama oder Papa: Sondern morgens, wenn sich die beiden Geschwister das erste mal sehen. Genau wie ihr Bruder. Jeden Tag wieder.
Ich (Kerstin) nehme mir derzeit eine Auszeit vom Bloggen, denn der Krümel ist da. <3 Für einige Zeit werden ein paar ganz, ganz liebe Blogger-Kollegen werden euch mit spannenden Beiträgen unterhalten. Ich freue wahnsinnig über diese Geschenke zur Geburt. 😉 Alle Beiträge des chaotischen Mutterschutzes könnt ihr hier nachlesen.