Also ich weiß ja gar nicht, ob ich eine Schreibblockade habe oder einfach nur schreibfaul bin. Nein, eigentlich weiß ich es: Mich blockiert nichts weiter als meine Faulheit. Oder Trägheit?
Hin und wieder – da habe ich Gedanken (das es sowas noch gibt!), die ich beinahe gerne aufschreiben würde. Doch in genau diesem Moment, da kann ich sie nicht aufschreiben. Und dann ist der Moment halt vorbei.
Jetzt gerade habe ich auch wenig mitzuteilen. (Aber ich tue es trotzdem.) Nicht einmal tierschürfende und kluge Worte zur Pandemie. Die ist halt noch da.
Und wie!
Ein rollende zweite Welle, die ein wenig wie eine Sturmflut anmutet.
Das Ende der Herbstferien
Die Zeitumstellung spielt uns zum Ende der Herbstferien in die Karten und der Morgen ist so entspannt, wie ein Montagmorgen nach den Ferien nur sein kann.
Meine Tochter liest mir aus dem Kinderteil der Zeitung vor, dass es keine gute Idee sei, Halloween von Haus zu Haus zu ziehen. Da die Jungs ihr die Zeitung immer wieder wegreißen, liest sie eigentlich nicht vor im klassischen Sinne, aber grundsätzlich rezipieren wir zu viert auf unsere familientypische Art die Nachricht, die keine neue Nachricht für die Kinder ist, denn darüber haben wir bereits gesprochen. Jetzt hat sie aber jemand gedruckt auf Papier und daraus kann man prima Schiffe falten.
Nur nicht jetzt. Jetzt sollen sie sich bitte anziehen!
Nein, der dünne Pulli reicht vermutlich nicht. “Zieh einen dickeren an oder nimm eine Strickjacke mit. Es wird kalt im Klassenzimmer.” Eine Decke will nur die Tochter zur Vorsicht mitnehmen, der Zwillingsbruder will sowas nicht. Unnötig.
Der wackelige Alltag hat uns wieder
Die Doppelspitze der Robbenklasse (sie wurden gerade zum/zur Klassensprecher*in gewählt) zieht los. Sie sind gespannt auf die neue Sitzordnung. Vor den Ferien durften sie Wunschsitznachbarn angeben und haben sich überraschenderweise gegenseitig genannt. Zum einen seien sie ja seit einer Weile schon ein ganz gutes Team und zum anderen könnten sie dann keinen anstecken, weil sie wohnen ja eh zusammen.
Sie überraschen mich immer wieder. Gerade mit ihren Gedanken zur Pandemie und zum anderen damit, dass sie sich gerade sehr nah sind. Sich klar als Team verstehen. Da wird der Zwillingsmama doch warm ums Herz.
Der Krümel geht in den Kindergarten. Alleine. Ich darf nicht mehr mit aufs Gelände. Nicht wegen der Pandemie, sondern weil mein Sohn so groß ist und das alles alleine machen will. Eigentlich würde er auch gerne komplett alleine zum Kindergarten gehen und noch viel lieber in die Schule.
Ich gehe ins Home Office. Wohin auch sonst.
Panik ist auch keine Lösung
Ich schiebe jeden Gedanken über die Sturmflut von mir weg. Einen Schritt vor den anderen setzen, auf Sicht. Vorsichtig und umsichtig. Dazu gehört für mich gerade das ausschließliche Home Office und (noch) weniger außerfamiliere Kontakte für uns Erwachsene.
Schule ist halt gerade und Kindergarten auch. Und ein Teil von mir findet das gut, denn dieser Teil weiß gar nicht, wie er nochmals eine wochenlange Schließzeit heil überstehen kann. Ein anderer Teil möchte die Kinder hier festhalten, wehrt sich gegen die Vorstellung, dass sie frierend in Decken gehüllt in voller Klassenstärke in einem kalten Raum sitzen. Warum sind wir eigentlich nach einem halben Jahr Pandemie da noch nicht weiter? Warum gibt es keine alltagstauglichen Konzepte, keine Luftreiniger, keine kleineren Lerngruppen, kein digitales Konzept, das wirklich schon greifbar ist?
Mir ist mulmig. Aber ich kann wenig ändern. Ich kann nur auf mich selbst und unsere kleine Familie achten, selber so umsichtig und bewusst wie ich nur vermag damit umgehen.
Mehr Blick auf uns und weniger auf die anderen
Mir ist nach Monaten der Pandemie zuwider, dass die Emotionen so umschlagen gegeneinander. Nach der Solidarität der ersten Wochen, sind einige nun der Situation (verständlicherweise) sehr überdrüssig, pandemiemüde (ich auch! wer nicht?) und schlagen bei allen berechtigten Zweifeln dann in verschwurbeltes Querdenken um. Mögen sie alleine an große Verschwörungen glauben, sie gefährden aber auch andere. Die Stimmung wird aggressiver, verbissener.
Und es macht es nicht besser, dass andere ängstlich (verständlicherweise) und besorgt (bin ich auch! wer nicht?) sie als Idioten beschimpfen und niederschreien wollen. Als ob sich jemand von verantwortungslosem Verhalten abbringen ließe, wenn man ihn nur laut genug anbrüllt und derb genug beleidige.
Mich beunruhigt das. Wie so vieles. Doch mir kommt eine merkwürdige Eigenart meiner Persönlichkeit zu Gute, dass ich immer ruhiger werde, je wüster es um mich tobt. Je emotionaler das drumherum, desto rationaler werde ich. Ich funktioniere und wäge ab, ich muss mich nicht zur Besonnenheit aufrufen. Dabei bleibt das mulmige Gefühl.
Einfach vortasten in die dunkle Jahreszeit. Schritt für Schritt.
Eure Kerstin