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Die 7 Anzeichen der ultimativen elterlichen Müdigkeit

müde – müder – am müdesten – Mutti!*

Natürlich war ich früher schon einmal müde in meinem Leben. Schrecklich müde und oft genug musste ich mich dann doch irgendwann aus meinem Bett pellen (fiel mir schon immer schwer), schlecht gelaunt einen Kaffee schlürfen und zur Schule, Uni oder arbeiten oder was auch immer.

Der größte Unterschied war weniger, dass man mich damals schlecht gelaunt Kaffee trinken lies (obwohl das ein nicht zu unterschätzender Luxus ist wie auch die ungestörte Dusche im Anschluss!) oder dass ich mich am Ende des Tages irgendwann Feierabend hatte: Nein, der größte Unterschied war die Müdigkeit!

Wer noch keine Kinder hat, weiß nicht, wie sich wirkliche echte umfassende Müdigkeit anfühlt. Diese lähmende Müdigkeit, die in jedem Teil des Körpers Schmerzen verursacht. Da ist so ein bisschen “müde” nach ein paar Wochen durchgearbeiteter Nächte vor einer wichtigen Deadline nichts gegen. Killefit. Pillepalle. Kinderkacke.

Immer wenn mich diese Keule der ultimativen Müdigkeit erwischt, dann denke ich mir, dass ich keinen Tag – möglicherweise keine Stunde – mehr so weiter existieren kann. Und dass man mal für die Nachwelt festhalten sollte, wie sich sowas anfühlt. Aber dazu bin ich dann irgendwie immer zu müde. Zu müde, um einen Stift zu halten oder irgendwelche Tasten zu treffen oder gar einfach einen Gedanken geradeaus zu denken. Deswegen versuche ich es nun in einem Zwischenzustand. Ich bin müde, aber die dickste Keule hat mich heute noch nicht erwischt.

Diagnose: Eltern-Müdigkeit

Um die echte Eltern-Müdigkeit diagnostizieren zu können, muss man idealerweise nicht erst seit gestern Kinder haben. Schwangerschaftsmüdigkeit oder die Erschöpfung nach einer Geburt sind vielleicht auch nicht nett, aber damit nicht zu verwechseln. Elternschaftbedingte Müdigkeit baut sich langsam aber kontinuierlich über Wochen oder Monate gerne auch Jahre auf. Man erarbeitet sie sich quasi langsam und steigert sie stetig.

7 Symptome von Eltern-Müdigkeit im fortgeschrittenen Stadium

  1. Dein Gehirn scheint geschrumpft und wackelt bei jeder Bewegung in deinem Schädel umher. Deine Schädeldecke schmerzt und dein Kopf ist eindeutig zu schwer für deine Nackenmuskulatur. Nur mit Mühe kannst du das runde leere Ding aufrecht auf deinen Schultern balancieren.
  2. Was geschrumpft ist, funktioniert auch nur noch auf Sparflamme. Du gibst deinem Hirn einfache Kommandos auf dem Niveau eines Kleinkindes “Jetzt den Kopf ein Stück drehen.”, “Aufpassen da kommt eine Stufe.”, “Bring die Gabel wieder in die Schublade. Suppe isst man besser mit einem Löffel.” “Löffel eintauchen, anheben, auf den Mund zielen, GERADEHALTEN!!!, im Mund versenken, …”
  3. Du hast das unbändige Verlangen nur mal eben ganz kurz für einen klitzekleinen Moment deinen Kopf abzulegen und die Augen zu schließen. Nur ganz kurz bitte. Ein oder zwei Minütchen vielleicht.
  4. Du denkst brichst gleich zusammen, aber das hast du auch schon gestern gedacht. Und vorgestern. Und vor drei Wochen. Du setzt immer noch einen Schritt vor den anderen und wirst auch morgen noch schrittweise durchs Leben torkeln. Möglicherweise fallen dir zwischendurch die Augen zu, aber du funktionierst weiter.
  5. Du lebst in einer Wolke aus Watte und du nimmst alles beinahe angenehm gedämpft wahr. Du und deine Umwelt bewegen sich in Slowmotion. Dummerweise dringt Kindergeschrei ungehindert zu dir durch. Möglicherweise gellt es sogar um vielfaches verstärkt wie ein Echo zwischen deinen Ohren hin und her.
  6. Deine Nerven liegen blank. Falls du überhaupt jemals Nerven hattest?!
    Dass du nicht bei jeder Kleinigkeit ausrastest liegt nur daran, dass du dafür keine freien Kapazitäten hast. Dein Schrumpfhirn und deine träge Körpermasse sind völlig ausgelastet damit, einen Fuß vor den anderen zu setzen und nicht zu sabbern.
  7. Eine der vielen Kleinigkeiten des Tages wird möglicherweise zuviel sein. Und dann stehst du da und brüllst, schreist oder lässt einfach einen Sturzbach von Tränen laufen. Gedanklich liegst du in Embryonalhaltung wimmernd auf dem Boden. Wegen was auch immer. Vermutlich wegen nichts. Beziehungsweise wegen allem halt. Und vor allem zu Recht!

Es bleibt festzuhalten, dass dieses Phänomen weit verbreitet ist und es vermutlich jeden zweiten in deiner Umgebung mit kleinen Kindern ähnlich geht. Du musst dich also nicht scheuen, zu jammern. Wenn du auch nicht um Hilfe bitten kannst, weil du kaum einen geraden Satz unfallfrei und ohne Tränenausbruch aussprechen könntest. Wenigstens bist du nicht allein.


Lese-Empfehlung:
9 Stufen der Müdigkeit, die nur Eltern kennen!
einerschreitimmer.com


Sei darüber hinaus stets freundlich und hilfsbereit. Vielleicht steht dir gegenüber gerade ein Elternteil in müdigkeitsbedingter Dunstglocke, der sich kaum noch aufrecht halten kann. Sollte dein Hirn und deine Reflexe gerade funktionieren, weil dein Schlafmangel nur knapp über normal liegt, so halte doch sein Kind vom barfüßigem Spaziergang im Schnee ab und befördere es in seine Stiefelchen.

Oh du seliger Hoffnungsschimmer!

Ich widme diesen Text allen Eltern, die vor Schlafmangel ihre verklebten Augenlider kaum aufbekommen und trotzdem jeden Tag für ihre Kinder da sind. Andrea, Julia und all ihr anderen da draußen, die ihr kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen könnt, es gibt Hoffnung!

Es gibt Berichte von Überlebenden. Unsere Zwillinge schliefen schließlich auch irgendwann durch, obwohl sie schon als die schlechtschlafensten Kinder aller Zeiten galten (da kannten wir den Krümel noch nicht!). Die Murmelmama hatte früher Höllennächte und gestand mir neulich, dass sie sich gar nicht mehr wirklich daran erinnern kann heute. Man scheint also zu vergessen und dann bleibt mir noch dieser Text, um mich an das zu erinnern, was ich überlebt habe. Tadaaa!

In Hoffnung auf Schlaf,
Eure Kerstin


* Ja, sie hat “Mutti” geschrieben! Väter sind auch müde, ich weiß. Das spreche ich ihnen auch überhaupt nicht ab. Aber dann wäre meine schicke Alliteration dahin. Deswegen opfere ich die Genderneutralität der Rhetorik. Wobei ich ausdrücklich darauf hinweisen möchte, dass die Augenringe meines Traummanns deutlich tiefer sind als die meinigen.

Kerstin ist Mitte 30, seit Sommer 2013 Mutter von einem Zwillingspärchen. Der Sonnenschein, seine Zwillingsschwester die Prinzessin und das kleine Krümelchen (2015) halten sie gut auf Trab, wenn sie nicht gerade arbeitet, bastelt, backt, liest, im Netz rumwühlt,… Gerne macht sie auch alles gleichzeitig. Der beste Ehemann der Welt passt schon auf, dass das Chaos nicht ausartet.

20 comments

  1. Ja, man vergisst diese schlimme Dauermüdigkeit wirklich. Sogar recht schnell.
    Sonst hätte ich vermutlich keine vier Kinder. 😊.
    Ich wünsche dir/euch eine große Mütze voll Schlaf.⭐

  2. Hallo liebe Kerstin,
    ich lese schon lange deinen tollen Blog. Und wie sooft fühle ich mich endlich verstanden. Zum Glück wissen auch nicht alle Eltern wie sich dieser extreme Schlafentzug anfühlt. Es gibt wohl tatsächlich Kinder die gut und viel schlafen. Meine leider auch nicht. Beim Großen habe ich es noch ganz gut weggesteckt aber dann kammen die Zwillinge und diese unmenschliche Nächte und Tage. Ich fühlte mich wie ein Junkie der nur die nächste Möglichkeit zum Schlafen sucht. Alle Gedanken drehten sich ums Schlafen. Jetzt sind die Zwillinge 3 Jahre alt und wir haben es irgendwie überlebt. Sie schlafen immer noch wenig aber meistens am Stück.

    Danke für den Beitrag trotz deiner Müdigkeit!!!!

    1. Ach ich danke dir! <3 Ich freue mich immer riesig, wenn ich lese, dass jemand sich hier unterhalten oder sogar ein wenig aufgemuntert fühlt. 🙂
      Und ja, es gibt diese gut schlafenden Kinder. Tatsächlich.
      Ich wünsche uns allen ein wenig mehr Schlaf. Bei uns ist es der ziemlich unruhige Kleine. Die Zwillinge springen meist nur verstärkend ein. Da sind es mal Monster oder schlechte Träume, ein verlorenes Kuscheltier oder einer der zahlreichen Infekte. Irgendwas ist halt immer. 😉
      LG Kerstin

  3. Uuuuuh! Ich hab mal gelesen, dass das Hirnvolumen dauerhaft reduziert wird wenn man nicht gut schläft… ich fürchte um meine IQ Punkte und überhaupt, das klappert jetzt immer so komisch beim Kopfschütteln 😉

    Liebe Grüße, Frida

  4. Ich verweigere mittlerweile Mittags Bücher vorzulesen, weil ICH dabei immer wegnicke. Und es irgendwie für nicht ganz so verantwortungsbewusst halte den 5 Jährigen mit der 1 Jährigen ‘allein’ zu lassen… 😉
    Ansonsten hab’ ich mir jetzt von dem Vater einen piependen Schlüsselanhänger für meinen Schlüsselbund schenken lassen, weil mein Schlüsselbund vor allem und sehr häufig das Opfer des Müdigkeits-Hirnschwundes ist. Der liegt dann mal ne ganze Nacht draußen auf dem Autodach oder steckt einfach von außen in der Haustür. Was dann Morgens, wenn wir das Haus verlassen müssen gerne in wildem, hektischem und panischem Geschrei endet! Ich persönlich bin mir ja sicher, dass ich aus diesem Tal der Müdigkeit im Leben nicht mehr raus komme… aber ich mach’ das ja auch schon 5 Jahre, bestimmt würde mir was fehlen, wenn ich plötzlich wieder zurechnungsfähig und bei klarem Verstand wäre…
    In diesem Sinne – erholsame Nacht! 😉

  5. Hier ist gerade ein Schub unterwegs und ich fühle mich wie drei Tage ohne Schlaf. Aber ein bisschen gab es dann doch.

    Ich verstehe so gut was du meinst! Am liebsten würde ich den ganzen Tag im Bett verbringen!

    An alle die sagen, man soll schlafen wenn das Baby schläft – mein Baby kennt momentan keinen Schlaf. Jedenfalls keinen der über 30 Minuten hinaus geht.

    Liebe Grüße
    Frau Kröhnchen

    1. Ohje, das kenne ich vom Krümel zu gut! Der hieß bei uns auch lange “Das-Baby-Das-Nie-Schläft” und kam prima mit extrem kurzen Nickerchen zurecht. Heute schläft er mittags zwar gut, die Zwillinge aber gar nicht mehr und nachts… naja nachts da zaubert er.
      LG

  6. Auch ich finde deinen Text wundervoll..
    Du sprichst mir aus der Seele.
    Meine Zwillis schliefen oder schlafen zeitweise echt so schlecht das einem bei jeder kurzen ruhigen Gelegenheit die Augen zufallen… Der Knaller war mal das ich mich gewundert hab was da so wackelt und ruckelt im Schlaf… Na könnt Ihr es euch nicht denken????? Mama ist beim Spielen auf dem Boden eingeschlafen und meine Zwillis waren wenig begeistert und haben Mama traktiert ohne Ende um diesen Umstand zu beseitigen 😉 Am schlimmsten fand bzw finde ich das ab einem gewissen Pegel jede kleinste Kleinigkeit reicht um einen Krieg anzuzetteln. Armer Mann sag ich da nur.
    Aber es wird besser.. Mittlerweile sind sie zwei aber vom gut schlafen noch weiiiit entfernt. Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt.. ♥
    LG Ela

  7. Ja, da ist was dran. Ich (als Papa, der Deinen rhetorischen Kunstgriff nachvollziehen kann) bin seit über acht Jahren in diesem Zustand. Okay, ich durfte zwischendrinnen mal ausschlafen, aber das scheint Äonen her zu sein.
    Noch immer schläft unser Jüngster bei uns im Bett und hält uns oft genug vom Schlaf ab … Schlaf wird eh vollkommen überbewertet…

  8. Als mein Sohn 3 wurde und endlich durchschlief kam das nächste Kind und so wachen wir fröhlich seit 6 Jahren vor uns hin. Ich kann mich schon lang nicht mehr daran erinnern mal nachts nicht aus dem tiefsten Schlaf gerissseb worden zu sein. Aber irgendwann muss es ja mal klappen. Und wenn man nirgends völlig gerädert aufsteht hat man dann noch einen 8 oder 10 Stunden Arbeitstag vor sich 🙂

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